AboAbonnieren

Nur drei Teilnehmende„Deutsche Patrioten“ sagen Demonstration in Köln ab – Gegenprotest am Heumarkt

Lesezeit 4 Minuten
Der antifaschistische Gegenprotest vor dem Reiterdenkmal am Heumarkt.

Auf dem Heumarkt waren viele Menschen zur Gegendemonstration erschienen.

Die von der Gruppe „Deutsche Patrioten“ geplante Demonstration durch die Kölner Innenstadt wurde am Mittag abgesagt.

Die Demonstration einer Gruppe namens „Deutsche Patrioten“, die für Samstagmittag (11. März) in Köln geplant war, wurde abgesagt. Kurz vor dem geplanten Beginn waren nur drei Teilnehmende erschienen.

Die „Deutschen Patrioten“ hatten sich ursprünglich für Samstag mit 1000 Teilnehmenden ab 12 Uhr am Heumarkt angekündigt und wollten von dort bis 14.30 Uhr durch das Neumarkt-Viertel ziehen. Thema des Aufzuges sollte „Frieden schaffen statt Waffen“ sein. Ein Großaufgebot der Polizei mit mehreren Einsatzfahrzeugen und -kräften war deshalb vor Ort.

Statt 1000 schafften es gegen 11.30 Uhr jedoch nur eine Gruppe bestehend aus zwei Männern und einer Frau zum Heumarkt. Einer der Männer trug drei eingerollte Fahnen bei sich. Eine in Schwarz-Rot-Gold, eine weitere in Schwarz-Weiß-Rot – die Farben der Reichsfahne. Diese Fahnen sind häufig auf Demonstrationen von Neonazis zu sehen.

Alles zum Thema Neumarkt

Rechter Aufzug fällt wegen angeblich kurzfristiger Absagen aus

Der Verfassungsschutz teilte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ im Vorfeld mit, dass man davon ausgehe, dass die Versammlung der „Deutschen Patrioten“ rechtsextremistisch geprägt sein werde. Grundlage dafür seien die einschlägigen rechtsextremistischen Inhalte, die auf den Social-Media-Kanälen der Gruppe verbreitet werden.

Drei „Deutsche Patrioten“ auf dem Heumarkt.

Eigentlich sollten es 1000 „Deutsche Patrioten“ werden – zum Heumarkt schafften es dann doch nur drei von ihnen.

Im Umfeld des Heumarkts, vor den Cafés und Restaurants, waren zusätzlich noch vereinzelt Kleingruppen unterwegs, die augenscheinlich ebenfalls dem rechten Spektrum zugeordnet werden könnten. Sie beobachteten allerdings nur das Geschehen und schlossen sich den drei „Deutschen Patrioten“ nicht an.

Um kurz vor 12 Uhr teilte die Dreiergruppe – darunter offenbar auch die Person, die die Versammlung angemeldet hatte – der Polizei vor Ort mit, dass man die Demonstration nicht durchführen werde. Angeblich habe es kurzfristig zu viele Absagen von mehreren Teilnehmenden gegeben, wie eine Polizeibeamtin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Heumarkt erklärte.

Sprachnachrichten von „Deutschen Patrioten“ wurden vorgespielt

Parallel fand seit 11 Uhr ein antifaschistischer Gegenprotest auf der anderen Seite des Heumarkts statt. An der Kundgebung beim Reiterdenkmal nahmen in der Spitze bis zu 300 Menschen teil.

Die Stimmung erinnerte zu Beginn kurz an die Südkurve beim 1. FC Köln: Der antifaschistische Protest stellte sich direkt vor dem Reiterdenkmal mit Blick Richtung „Deutsche Patrioten“ samt Banner, Schilder und Fahnen auf. Es gab Sprechchöre, die Parolen wie „Siamo tutti Antifascisti“ oder „Refugees Welcome“ riefen. Eine Person heizte die Teilnehmenden mit Megafon ein.

Einsatzfahrzeuge der Polizei auf dem Heumarkt.

Ein Großaufgebot der Polizei war am Samstag auf dem Heumarkt.

Der Heumarkt wurde mit einer Lautsprecheranlage von der Kundgebung mit Musik und Redebeiträgen beschallt. Über die Anlage spielten sie auch Sprachnachrichten vor, die aus einer WhatsApp-Gruppe stammen, über die sich die „Deutschen Patrioten“ organisierten. Diese wurde von ihnen selbst über ihre Social-Media-Kanäle beworben. Offenbar hatten sich antifaschistische Aktivisten dort Zugang verschafft.

Spontaner Aufzug wird von Polizei untersagt

Der Inhalt dieser Sprachnachrichten: Die „Deutschen Patrioten“ scheinen im Vorfeld zuversichtlich gewesen zu sein, dass viele Menschen zu ihrer Versammlung am Heumarkt kommen werden. Eine Frauenstimme berichtet etwa von 300 Zusagen bei Facebook, „jeder Menge Kameraden“, die man privat kenne, Unterstützung gebe es durch die NPD, von der rechten Szene aus Dortmund und sogar aus Holland. „Wie gesagt, ich rechne mit Tausend Menschen – unter 500 auf keinen Fall!“, sagt die Frau.

Polizei und Gegenprotest vor dem Reiterdenkmal am Heumarkt.

Einsatzkräfte der Polizei sicherten den antifaschistischen Gegenprotest ab.

Darüber amüsierten sich die Teilnehmenden des antifaschistischen Gegenprotests, es gibt Gelächter. Als gegen 12 Uhr dann die Absage der „Deutschen Patrioten“ beim Gegenprotest verkündet wird, folgt Jubel aus der Menge. „Wir haben das erreicht, was wir erreichen wollten – die Nazis sind weg!“, teilt ein Redner mit.

Spontan beabsichtigt der antifaschistische Gegenprotest einen Aufzug bei der Polizei anzumelden, der Aufzug sollte vom Heumarkt zum Neumarkt gehen. Dieser wurde jedoch von der Polizei nicht genehmigt. Nach Angaben der Polizei wegen Themenähnlichkeit und weil der Zweck der ursprünglich angemeldeten Versammlung nach der Absage nicht mehr gegeben sei.

Auch ein hinzugerufener Anwalt und der Versuch das Motto zu ändern half dem spontanen Demonstrationszug nicht. „Ein Armutszeugnis – von wegen Versammlungsfreiheit“, heißt es in einer Durchsage. Buh-Rufe waren daraufhin zu hören. Teilnehmende skandieren „Wo wart ihr in Hanau?“ und „Siamo Tutti Antifascisti“. Gegen 13 Uhr wurde die Versammlung aufgelöst.

Polizeibeamte durchsuchen einen Teilnehmenden des Gegenprotests.

Beim antifaschistischen Gegenprotest wurden zwei Personen von der Polizei herausgezogen. Sie sollen gegen das Vermummungsverbot verstoßen haben.

Mann mit Gewehr an einem Fenster beobachtet

Die Polizei hat zwei Personen aus der Versammlung gezogen. Sie sollen gegen das Vermummungsverbot verstoßen haben, einer von ihnen soll zudem Pyrotechnik dabei gehabt haben. Sonst verlief der Protest störungsfrei.

Gegen 11.30 Uhr musste die Polizei zudem in der Nähe am Alter Markt noch einem Hinweis eines Bürgers nachgehen: In einem Fenster wurde eine Person mit einem Gewehr beobachtet. Einsatzkräfte suchten das dazugehörige Haus auf, wobei auch eine Tür eingetreten wurde. Schnell habe sich aber herausgestellt, dass keine bedrohliche Situation vorliegen würde – denn nach Angaben der Polizei handelte es sich bloß um ein „dekoratives Gewehr“.