Marihuana-Hotspot in KölnDer Drogenhandel auf dem Ebertplatz floriert
Innenstadt – Lässig spazieren sie über den Ebertplatz, manche stehen an Mäuerchen gelehnt in der Sonne und sehen gelangweilt aus. Aber das wirkt nur auf den ersten Blick so. Tatsächlich scannen die jungen Männer mit ihrem aufmerksamen Blick jeden, der vorübergeht: Ist es ein harmloser Passant? Ein Kunde? Oder vielleicht ein Zivilpolizist?
Nicht, dass die mutmaßlichen Dealer vom Ebertplatz sonderlich großen Respekt vor der Polizei hätten, im Gegenteil. Erst vergangene Woche hat eine Gruppe einen Zivilermittler derart bedrängt, dass der 47-Jährige sich schließlich nur noch mit einem Warnschuss aus seiner Dienstpistole zu helfen wusste.
Paar Stunden später tauchen sie wieder auf
Viele der jungen Afrikaner wurden schon mehrfach festgenommen und tauchen trotzdem ein paar Stunden später wieder auf dem Ebertplatz auf, um weiter zu dealen – als wäre nichts geschehen. Aber allzu oft wollen sie sich dann auch wieder nicht erwischen lassen. „Die Täter wissen, dass ihnen nach der x-ten Tat irgendwann auch die Abschiebung droht“, sagt ein Ermittler. „Aber bis dahin wollen sie so viel mitnehmen, wie es geht.“
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Der Ebertplatz ist in Köln ein Hotspot des Marihuana-Handels. Täglich, von morgens bis abends und vor den Augen von Passanten verkaufen die jungen Dealer hier ihr Rauschgift. Bezirkspolitiker sehen die Entwicklung seit langem mit großer Sorge, fordern bauliche Änderungen auf dem verwinkelten, teils schlecht einsehbaren Platz.
Die Stadtverwaltung arbeitet zurzeit an einer Vorlage für eine Neugestaltung, die von den Rats-politikern noch in diesem Jahr diskutiert werden soll. Die Polizei spricht von einem „Kriminalitätsbrennpunkt“ und hat den Ebertplatz zum „gefährlichen Ort“ erklärt, an dem sie Personen ohne Anlass kontrollieren darf.
Sechsmal so häufig wie früher kontrolliert die Polizei
Und das tun die Beamten auch täglich mehrfach, laut Statistik sechsmal so häufig wie früher. Etwa 300 Anzeigen haben sie voriges Jahr geschrieben, 80 waren es noch 2015. Sie erteilen Platzverweise und stellen Drogen sicher, nahmen dieses Jahr bislang 20 junge Männer fest – die Hälfte wegen Drogenverstößen. Doch die Täter lassen sich davon nicht beirren.
Und dann spielt den Dealern sogar noch der Artenschutz in die Karten: Damit nachts die Fledermäuse besser jagen können, dimmt die Stadt abends die Straßenbeleuchtung entlang des Theodor-Heuss-Rings herunter. „So kann man sich einen Angstraum natürlich auch selber schaffen“, kritisiert ein erfahrener Polizist. Auf Nachfrage äußert sich ein Sprecher des städtischen Umwelt- und Verbraucherschutzamtes verwundert: Er wisse nichts von abgeschwächter Beleuchtung rund um den Ebertplatz.
Allerdings hatte ein Polizeisprecher schon im Vorjahr öffentlich betont, während der „Kölner Lichter“ lasse man die Laternen zwischen Bastei und Ebertplatz aus Sicherheitsgründen hell leuchten, an normalen Tagen dagegen herrsche an der Stelle ein „enormes Sicherheitsrisiko zugunsten des Artenschutzes“.
Ein Nachmittag in der vorigen Woche, kurz vor 15 Uhr: Wie gewohnt schlendern die mutmaßlichen Dealer in der Passage unterhalb der Filiale der Sparkasse Köln-Bonn umher und warten auf Kundschaft. An verschiedenen Zugängen zum tiefer gelegten Ebertplatz haben sich offenkundig Späher postiert, die die Dealer warnen, falls Streifenwagen oder vermeintliche Polizisten in Zivil anrücken.
Hochbeete dienen als Depot
Um bei Razzien nicht mit größeren Drogenmengen erwischt zu werden, haben die Täter das Marihuana in Tütchen verpackt. Die Hochbeete auf dem Ebertplatz dienen als Depot. Hin und wieder kommen Kunden auf die mutmaßlichen Drogenhändler zu. Ein kurzer Blick, ein Kopfnicken. Man kommt wortlos und mit wenigen Gesten miteinander ins Geschäft. Die Handflächen berühren sich, in diesem Moment wird Geld gegen Ware getauscht.
Für die Polizisten ist die Arbeit oft frustrierend. Werden die Dealer erwischt, erklären sie kleine Mengen Marihuana, die sie bei sich tragen, zum Eigenbedarf. Und der ist straffrei. „Wir müssen genau nachweisen, wer wem wann wie viel verkauft hat“, sagt der Fahnder, „alles andere zählt vor Gericht nicht.“ Wird ein Verdächtiger mehrmals festgenommen oder sogar vor Gericht gestellt, ziehen die Hintermänner ihn einfach ab und ersetzen ihn durch einen Komplizen. „Die wechseln ihre Leute ständig aus“, erzählt der Fahnder.
Aus zahlreichen Personenkontrollen weiß die Polizei, dass viele der Verdächtigen in Asylbewerberheimen im Kölner Umland gemeldet sind. Aber ob sie auch tatsächlich dort wohnen, ist unklar. „Die sind so oft in Köln, wahrscheinlich nutzen sie hier in der Stadt irgendwelche Unterschlüpfe“, vermutet ein Fahnder. Manche der Täter haben früher Marihuana am Weltjugendtagsweg im Rheingarten unterhalb der Philharmonie verkauft. Aber seit die Polizei dort nach der verheerenden Silvesternacht 2015 täglich Streife geht, ist die Szene nahezu verschwunden. Teilweise hat sie sich zum Ebertplatz verlagert.
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