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„Köln engagiert 2020“Ehrenamtliche Helfer erhalten Auszeichnungen für ihren Einsatz

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Das Duo Topolino spielt beim Empfang in der Piazzetta im Kölner Rathaus.

Köln – Eigentlich wäre Hasan Ates auch an diesem Sonntag joggen am Haus am See gegangen. Am Sonntag hatte er aber einen anderen Termin: Er nahm einen der insgesamt zehn Ehrenamtspreise beim Empfang der Veranstaltung „Köln engagiert 2020“ entgegen. Ates (73) war 1972 aus der Türkei nach Köln gekommen, hatte bis zu seiner Rente 2004 in den Ford-Werken gearbeitet. Hier hatte er sich gewerkschaftlich engagiert, war Vertrauensmann bei der IG Metall. Nach seinem beruflichen Engagement setzte er sich als Ombudsmann für Migranten ein und war Vorstandsmitglied im Verein zur Städteförderung Köln-Istanbul sowie in der Alevitischen Gemeinde Köln. „Ich bin stolz auf die Stadt und freue mich hier zu sein“, sagte Ates bei der Preisübergabe.

Der Kölner Ehrenamtspreis wurde zum 20. Mal vergeben. Eine Jury wählte aus 130 Vorschläge zehn Preisträger aus. Erstmals wurde auch die Auszeichnung „Miteinander-Preis für Demokratie und Vielfalt“ verliehen, den unter anderem Ates erhielt. Die Preise wurden von Oberbürgermeisterin Henriette Reker und der Sängerin Maite Kelly überreicht.

Einzelpreise: Uta Aengenheimer ist Gründungsmitglied des Vereins Friend of Children. Vor 18 Jahren rief sie ein Schulprojekt ins Leben, in dem benachteiligte Kinder und Jugendliche bei Schulproblemen Einzelunterricht erhalten. Viele von ihnen haben einen Migrationshintergrund, viele konnte durch diese Hilfe mittlerweile ihr Abitur machen.

Benefiz-Konzerte

Wolf-Rüdiger Spieler ist Kirchenmusiker, Konzertorganist, Dirigent und Chorleiter. 1982 hatte er einen Kammerchor gegründet, aus dem mittlerweile der Reger-Chor hervorging. Das Ensemble genießt in der Fachwelt einen guten Ruf und veranstaltet Benefiz-Konzerte, deren Erlös zum Beispiel an krebskranke Kinder geht.

Ilona Ochs ist mit Greifzange und Mülltüte seit 16 Jahren in Holweide unterwegs. Hier sammelt sie Müll im Zentrum des Viertels. Vom Förderverein Holweide wurde sie für ihren Einsatz schon einmal zum „Sauberengel“ gekürt. Nun nahm sie aus den Händen von Bürgermeister Hans-Werner Bartsch den Kölner Ehrenamtspreis entgegen. „Ich kann nicht einfach zu Hause sitzen und nichts tun“, sagte Ochs auf dem Podium. Unerträglich sei es für sie, wenn Zigarettenstummel und Plastik auf dem Boden lägen. „Das kommt doch alles ins Grundwasser.“

Gruppen: Das Team der „Helfenden Hände“ der Diakonie Michaelshoven ist ein unbürokratischer Helfer. Die Ehrenamtler montieren Gardinenstangen oder Deckenleuchten, füllen Formulare aus, begleiten Senioren zu Ärzten oder kümmern sich, wenn der PC streikt. Es ist eine nachbarschaftliche Hilfe ohne finanzielle Gegenleistung. 2019 hatten die 70 Mitarbeiter etwa 2300 Einsätze, für die es sich nicht lohnte, einen Handwerker zu rufen. In der Coronakrise wurde ein Einkaufsservice gegründet, an dem sich viele junge Menschen beteiligten. „Viele unserer Mitarbeiter kümmern sich, weil sie ihr Viertel voranbringen wollen“, sagte Carlos Stemmerich von der Diakonie.

Liebeskummer und Stress in der Schule

Das Kinder- und Jugendtelefon des Kinderschutzbundes ist da, wenn Mädchen und Jungen keinen Rat bei Eltern, Verwandten oder Freunden finden. Liebeskummer, Stress in der Schule, Streit mit den Eltern gehören zu den Dauerthemen. Seit 1970 gibt es die Hotline, 2019 wurden von den Beraterinnen und Beratern 7500 Anrufe entgegengenommen.

Das Trainerteam des FC Germania Zündorf bringt Spieler zusammen, die eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung haben. Auch außerhalb des Platzes tritt das Team als Einheit auf und unternimmt gemeinsam Touren und feiert Weihnachten. Beim Drittligisten Viktoria Köln konnten die Spieler bei einem der Ligaspiel ins Stadion mit einlaufen.

Mit Wasser und Sekt lassen die Sängerin Maite Kelly (2.v.r) und die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (r) bei der Verleihung des Ehrenamtspreises im alten Rathaus die Ausgezeichneten hochleben.

Miteinander-Preis (Gruppe): 900 Ehrenamtler engagieren sich in den 36 Interkulturellen Zentren, die es in Köln gibt. Die Zentren sind ein Ort der Selbstorganisation und Orte der Begegnung für viele unterschiedliche Menschen. Beratungen und Seminare gehören seit 50 Jahren zum Angebot in vielen Interkulturellen Zentren.

Schule: Die Schüler der Grundschule Ricarda Huch in Stammheim haben seit dem Jahr 2019 drei soziale Projekte durchgeführt. Die Kinder betreuten Kleinkinder in einer Flüchtlingsunterkunft, legten einen Barfuß-Park in der Naturstation im Schlosspark Stammheim an und kochten für Senioren in der Nachbarschaft.

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Unternehmen: Hunderte Mitarbeiter der Berner-Gruppe engagieren sich für soziale Projekte. Mit Wohnungslosen wurden Wohnboxen gesäubert und Fahrzeuge der Tafel Köln gereinigt. Für eine Schule wurden Sitzgelegenheiten errichtet, Lebensmittelpakete für Bedürftige gepackt sowie Bewerbungstraining mit Schülern von Kölner Hauptschulen durchgeführt – insgesamt 17 Projekte an 32 Standorten in Köln.