Mit der Unterstützung von Norbert Walter-Borjans fordert eine Initiative ein Denkmal für die politische Opposition des Kaiserreichs in Köln.
Prominente UnterstützungInitiative fordert Denkmal für August Bebel am Deutzer Ufer
Engelbert Manfred Müller blickt von Deutz aus über den Rhein. „Hier kam mir die Idee“, sagt er. Die Idee, dass an diesem Ort, am Deutzer Ufer, ein Denkmal für August Bebel stehen soll. Für einen der Begründer der deutschen Sozialdemokratie. Kölns Denkmäler seien sehr preußisch geprägt, sagt er. Und blickt nach rechts. Dort thront die Hohenzollernbrücke, an ihren Enden jeweils die zu Pferd sitzenden Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II. Die politische Opposition dieser Zeit, geprägt durch August Bebel, die fehlt ihm.
Keine zehn Gehminuten Deutz-einwärts, in der Kasemattenstraße, befindet sich Bebels Geburtsort. Eine Steintafel erinnert daran. Auch einen Bebelplatz und ein August-Bebel-Haus gibt es, beide sind jedoch von geringer Prominenz. „Das ist zu wenig, wenn man bedenkt, dass Bismarck, Bebels politischer Gegenspieler, einen fast 30 Meter hohen Turm in dieser Stadt stehen hat“, findet der Bergisch Gladbacher Müller. Also gründete er eine Initiative. Für ein August-Bebel-Denkmal, das mit den preußischen Denkmälern der Stadt mithalten kann.
Ein Denkmal für den Vorgänger, das zum Nachdenken anregen soll
Die Idee nahm er mit nach Bergisch Gladbach, nun hat sie den Weg zurück nach Köln gefunden. Und Müller einige Mitstreiter. Dr. Werner Jung ist einer von ihnen, der ehemalige Leiter des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln hat seine Doktorarbeit über August Bebel geschrieben. Über Reiner Hammelrath kommt der Kontakt in die SPD, deren Vorsitzender Bebel bis zu seinem Tod war. Und so stehen an diesem sonnigen Nachmittag auch die SPD-Europakandidatin Claudia Walther sowie Norbert Walter-Borjans am Deutzer Rheinufer. Zwei Jahre lang war Walter-Borjans Vorsitzender der Bundespartei. Und ist damit ein Nachfolger Bebels.
„Da schließt sich ein Kreis“, sagt er. An der Initiative hat Walter-Borjans schnell Gefallen gefunden, nicht nur inhaltlich. Weil er auch bildhauerisch tätig ist, macht er sich gemeinsam mit Künstler Cornel Wachter Gedanken über die Optik eines möglichen August-Bebel-Denkmals.
Eine Idee gibt es schon: Rubins Vase bezeichnet ein Phänomen, bei dem Betrachtende entweder eine Vase in der Mitte oder zwei Silhouetten am Rand erkennen. Künstler Wachter brachte dieses Phänomen einst ins Dreidimensionale, und Walter-Borjans dachte sich: „Warum sollte die Silhouette nicht die von August Bebel sein?“ Eine Büste kann schnell langweilen, die Initiative hingegen will einladen, sich mit Bebel auseinanderzusetzen. Deshalb sind ihr auch Infotafeln um die Vase herum wichtig.
Und überhaupt die Vase: In der Form könnte sie auch gedrechselt sein. Passend zu Bebels ursprünglichem Beruf. Wo Walter-Borjans diese Idee kam? Genau hier, am Deutzer Rheinufer. Beim Joggen, vorbei an dem großen Denkmal für Kaiser Wilhelm I. Noch so ein Kreis, der sich schließt.
Standort und Finanzierung eines August-Bebel-Denkmals sind noch offen
Allerdings steht die Initiative noch am Anfang. Von Bergisch Gladbach nach Köln hat sie es schonmal geschafft, nun geht es um grundsätzliche Fragen. Nicht nur, wie ein Denkmal aussehen könnte. Auch, wo es überhaupt stehen soll. Und wie es finanziert werden kann. Bebels Geburtsort kommt nicht infrage. Dort, wo die Gedenktafel an ihn erinnern soll, „kommt ja kein Mensch hin“, sagt Reiner Hammelrath.
Das Deutzer Ufer sei der richtige Platz. In Bebels Geburtsort, aber trotzdem prominent direkt am Rhein. Engelbert Manfred Müller bevorzugt einen Platz südlich der Hohenzollernbrücke, im schönen Rheinpanorama. Dort, wo ihm die Idee kam. Andere Mitglieder schlagen zwei kleine Wiesen vor, auf der anderen Seite der Brücke. Hier kämen die Menschen vorbei, könnten sich mit der Geschichte von Bebel und der Sozialdemokratie auseinandersetzen.
Aber: Wem gehört das Grundstück denn eigentlich? Schulterzucken in der Runde. Der nächste Schritt ist klar: Einen passenden Standort mit abnickendem Grundstückseigentümer finden.
Wo das Denkmal dann letztendlich steht und wie es im Detail aussieht, ist nicht die erste Priorität der Initiative um Engelbert Manfred Müller. Das Ziel ist erstmal, dass es überhaupt eines gibt. „Es geht darum, eine Balance in der Geschichtsvermittlung zu erreichen“, sagt Claudia Walther im Schatten des vor der Hohenzollernbrücke auf dem Pferd sitzenden Kaiser Wilhelm.