Köln – Zum Tod von Kardinal Joachim Meisner sammeln wir Anekdoten, Geschichten und Erinnerungen an den früheren Erzbischof von Köln, der mit 83 Jahren gestorben ist.
Meisner verbot Applaus im Dom
Manchmal sind es kleine Szenen über große Männer, die lange im Gedächtnis bleiben. Kardinal Joachim Meisner hielt scharfe Kritik aus, aber selbst bei Beifall konnte man es ihm nicht immer recht machen. Da hatte er eine sehr puristische Auffassung. Beim Pfingstgottesdienst im Kölner Dom 1995 jedenfalls hatte die Rheinische Chorgemeinschaft Mozarts Große Credo-Messe so hervorragend gesungen, dass die Gläubigen am Ende Beifall klatschten.
Meisner, der selbst schon für Predigten Beifall erhielt, griff verärgert ein: Die Kirchgänger sollten die Hände zum Gebet falten, statt zu klatschen. Es herrscht ein Moment Stille. Und dann klatschten die Menschen weiter und über die Rüge des kardinals hinweg. Inzwischen hat es sich eingebürgert, dass am Ende von Konzerten selbst im würdigen Kölner Dom Applaus völlig üblich und akzeptiert ist.
Meisner und das Gerhard-Richter-Fenster
Als das inzwischen berühmte Dom-Fenster des Kölner Ehrenbürgers und international bekannten Künstlers von Gernhard Richter 2007 an der Südseite der Kirche eingeweiht wurde, fehlte ausgerechnet der Erzbischof. Joachim Kardinal Meisner war auf Dienstreise in Polen, und das dürfte kein Zufall gewesen sein. Meisner mochte das Kunstwerk nicht. „Das Fenster passt nicht in den Dom. Es passt eher in eine Moschee oder in ein Gebetshaus", sagte er – ausgerechnet in Düsseldorf. Und löste damit eine wochenlange auch überregional geführte Debatte aus.
Das fast 19 Meter hohe Fenster im Süd-Querhaus besteht aus 11.263 Farbquadraten, die ein Zufallsgenerator zu einem strahlenden Kunstwerk zusammengefügt hat. Noch heute streiten die Kölner darüber, ob das Fenster eher an einen Lappenclown erinnert – oder den Dom wirklich schmückt; doch die Akzeptanz für das 2007 fertiggestellte Fensters ist groß.
Spekulation über heftigen Streit
Meisner wollte das Fenster aber nicht. Es hieß, er habe sogar versucht, die Verwirklichung des abstrakten Entwurfs zu verhindern. Es sei darüber zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Domkapitel gekommen, dem für Betrieb und Ausstattung des Doms zuständigen Gremium. Das Domkapitel hatte lange mit sich gerungen, bevor es sich für den Entwurf entschied.
Märtyer-Darstellungen überzeugten nicht
Darstellungen von Märtyrern des 20. Jahrhunderts, so wollten es die Domkapitulare ursprünglich, sollten die sehr helle Nachkriegsverglasung im Südquerhaus ersetzen. Ein Vorhaben, für das sich nach den Worten der damaligen Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner allerdings „keine befriedigende künstlerische Lösung" fand. Schock-Werner schwärmte über das Richter-Fenster: Es strahle einen „fast überirdischen Glanz aus.
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