Köln – Kölner Experten begrüßen die Absprache zwischen Bund und Ländern, Hausärztinnen und -ärzte bei den Corona-Impfungen einzubinden. „Die Entscheidung ist längst überfällig“, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbands Nordrhein, Oliver Funken. Schließlich würden im Bereich Nordrhein 5000 Ärztinnen und Ärzte bereit stehen, um helfen zu können. Funken rechnet damit, dass es in einigen Wochen so viel Impfstoff gebe, dass die Hausarztpraxen die städtischen Impfzentren unterstützen könnten. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Köln, Jürgen Zastrow, forderte aber, schon jetzt die Weichen zu stellen, damit später die Impfungen reibungslos durchgeführt werden könnten. „Die Ärzte müssen jetzt mit ins Boot geholt werden.“
Für Irritationen sorgt ein Erlass aus Düsseldorf: Das Land NRW hatte kürzlich entschieden, dass jedes Impfzentrum pro Kreis und kreisfreier Stadt mit maximal fünf Schwerpunktpraxen zusammenarbeiten darf. Experten gehen davon aus, dass jeder Hausarzt pro Tag 20 Menschen impfen kann. „Fünf Schwerpunktpraxen für eine Millionenstadt anzubieten, halte ich daher für völlig unrealistisch“, kritisierte Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Freitag. Es gehe vielmehr darum, beim Impfen „Tempo zu machen“, insbesondere für vulnerable Gruppen. Auch Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, sieht die Entscheidung kritisch. „Köln ist kein kleiner Kreis wie zum Beispiel Hückeswagen, sondern wir sind als Millionenstadt gefordert, möglichst viele Impfangebote zu liefern.“ Daher sollen nach Möglichkeit alle Arztpraxen eingebunden werden. „Wir sind mit dem Gesundheitsministerium in Kontakt und versuchen, es möglichst dahingehend zu ändern.“
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann habe mehrfach betont, dass der Impfstoff über kurz oder lang auch in den nordrhein-westfälischen Hausarztpraxen zum Einsatz kommen soll, sagte ein Sprecher des Landesgesundheitsministeriums auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Das kann aber erst dann erfolgen, wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht.“ Es gebe nun verschiedene Optionen, die derzeit geprüft werden, wie beispielsweise die Impfung bestimmter impfberechtigter Personengruppen in Schwerpunkt- oder Hausarztpraxen. Die genaue Verfahrensweise werde derzeit mit den Kassenärztlichen Vereinigungen abgestimmt.
In Köln werden aktuell rund 2200 Personen pro Tag im Impfzentrum geimpft. Das ist wenig, wenn man bedenkt, dass dort bis zu 5000 Impfungen täglich möglich wären. Doch um schon jetzt auf die Situation vorbereitet zu sein, eine deutlich höhere Menge an verfügbarem Impfstoff zu erhalten, fordern Experten seit Wochen, auch die Hausärzte bei den Impfungen mit einzubeziehen. „Sonst wird die Impfkampagne schon bald in einem gigantischen Stau nicht verabreichter, aber dringend benötigter Impfdosen stecken bleiben“, warnte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärtzlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen.
Unterstützung kommt auch vom Vorsitzenden des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis. Falls die Impfkapazitäten in Arztpraxen, Impfzentren und bei Betriebsärzten mit der Zahl der angelieferten Impfstoffe nicht mehr mithalten können, ständen grundsätzlich auch Apotheken bereit, Corona-Impfungen durchzuführen. „Angesichts der Bedrohungslage dieser Pandemie können wir es uns nicht erlauben, dass lebensrettende Corona-Impfungen nicht unmittelbar und sofort durchgeführt werden“, so Preis.