Gastronomen auf den Kölner Ringen fordern nach den jüngsten Messerangriffen mehr Präventionsmaßnahmen und Polizeikontrollen.
„Die Polizei müsste noch präsenter sein“Clubbetreiber auf Kölner Ringen in Sorge wegen erhöhtem Gewaltpotenzial

Auf den Kölner Ringen herrscht meist viel Betrieb – Die Polizei ist abends im Dauereinsatz.
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Nach der Messer-Attacke im Kaiser-Wilhelm-Park an den Kölner Ringen am 7. Mai sitzt der 22-jährige Tatverdächtige inzwischen in Untersuchungshaft. Der Richter hat einen Haftbefehl wegen dringenden Tatverdachts des versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung erlassen, teilte ein Polizeisprecher am Mittwoch auf Anfrage mit.
Der Mann war in der Nacht zu Sonntag mit einem 17-Jährigen in Streit geraten, woraufhin dieser unter anderem mehrere Stichverletzungen erlitt und ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Erst am Wochenende zuvor (29. April) war es auf der Partymeile auch schon zu einer Messerstecherei gekommen: Ein 15-Jähriger erlitt lebensgefährliche Verletzungen und musste notoperiert werden. Sein 16-jähriger Begleiter kam ebenfalls ins Krankenhaus.
„Der schlimmste Sommer“ – Kölner Gastronomie-Besitzer berichten von den Ringen
Ansässige Inhaber und Inhaberinnen von Restaurants, Bars und Clubs fordern indes Lösungsansätze seitens der Stadt und des Landes NRW.
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Claudia Wecker, Inhaberin der Studentendiskothek „Das Ding“ auf dem Hohenstaufenring in Köln, nimmt beispielsweise ein erhöhtes Gewaltpotenzial wahr. „Der letzte Sommer war der schlimmste seit vielen Jahren, und wir haben Befürchtungen, dass es dieses Jahr noch schlimmer wird“, warnt Wecker.
Weckers Disko befindet sich auf dem Hohenstaufenring und nahe der Zülpicher Straße, die ebenfalls immer wieder im Zusammenhang mit Gewaltausbrüchen genannt wird – sie hatte schon im Januar auf das Problem hingewiesen: „Unsere Security hat sehr viel Stress. Es ist gefährlich geworden da draußen. Die Leute haben Messer dabei, greifen einen mit Schraubenziehern an. Es ist total irre.“ Aufgeben, so sagte sie, sei dennoch keine Option.
Kölner Gastronomen und Gastronominnen fordern mehr Kooperation und Präventionsarbeit
Diese Beobachtung teilt auch der Besitzer eines Clubs auf den Kölner Ringen, der allerdings anonym bleiben möchte: „Es ist echt schlimm geworden. Die Polizei müsste noch viel präsenter sein, mehr Kontrollen durchführen und vor allem auch mit den Läden auf den Ringen zusammenarbeiten“. Vor den Clubs komme es jedes Wochenende zu Schlägereien und Auseinandersetzungen, berichtet der Club-Besitzer.
„Wir haben ein gesamtgesellschaftliches Problem“: Claudia Wecker erhofft sich größere Lösungen, die das Problem an der Wurzel anpacken. Unter anderem spricht sie sich für intensivere Jugendarbeit und Kampagnen mit Vorbildern der Jugendlichen aus. Auch ein eng gefasstes Alkoholkonsumverbot im öffentlichen Raum zu bestimmten Uhrzeiten sei denkbar.
Unterschiedliche Wahrnehmung der Gewalt auf den Kölner Ringen
Aber nicht alle Lokale auf den Kölner Ringen klagen über Gewaltausschreitungen. Laut Marcel Bethke, Inhaber der „Beerpongbar“, am Hohenzollernring liege das vor allem an den unterschiedlichen Besuchern: „Wir ziehen ein ‚gutes Publikum‘ an, weshalb wir auch noch nie Probleme mit Gewalt vor unserer Bar erlebt haben.“