Köln – Kaum ist der Abstieg des 1. FC Köln besiegelt, nimmt die Diskussion um einen Ausbau des Rhein-Energie-Stadions wieder Fahrt auf. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, hat der Bundesligist ein erstes Gespräch mit einem Architekten geführt, der abermals überprüfen sollte, wie sich das Stadion so erweitern lässt, dass es erheblich mehr als die aktuellen 50.000 Zuschauer fasst.
Damit bekennt sich der Klub offenbar zum traditionellen Standort in Müngersdorf, ohne allerdings die Prüfung alternativer Standorte aufzugeben. „Wir prüfen weiterhin intensiv die Möglichkeit, am Standort Müngersdorf zu bleiben, das ist unsere Priorität“, sagte FC-Präsident Werner Spinner dieser Zeitung am Montag. Momentan gehe es für ihn aber ausschließlich darum, diese Saison abzuschließen und die neue in der Zweiten Bundesliga anzugehen.
Gleichzeitig steht womöglich das Geißbockheim zur Disposition. FC-Geschäftsführer Armin Veh kritisierte am Montag die Trainings- und Arbeitsbedingungen im Grüngürtel. Er betonte, dass es für den FC wichtig wäre, neu bauen zu können. „Wenn du hier einen Spieler hereinführst, fühlt der sich an die Siebziger erinnert“, sagte Veh.
Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
Wie soll der Ausbau des Rhein-Energie-Stadions aus Sicht des FC aussehen?
Der Architekt hat in einem Arbeitsgespräch mit dem FC skizziert, dass sich das Rhein-Energie-Stadion um einen weiteren Rang aufstocken ließe. Dazu sollen die vier Pylone nach außen versetzt werden, um den Raum für die Erweiterung zu schaffen. Die Ecken wären dann geschlossen. Um den Lärmschutz sicherzustellen, müsste zusätzlich ein Dach aufgesetzt werden. Nach diesen Plänen scheint es möglich, in Zukunft deutlich mehr als 50000 Zuschauer im Stadion unterzubringen. Die denkmalgeschützten Abel-Bauten an der Nordseite des Stadions könnten integriert werden.
Wie laufen die Gespräche des FC mit den Sportstätten und der Politik?
Wie zu erfahren war, wollen sich Vertreter des FC in den kommenden Tagen und Wochen mit Rats-politikern treffen – offenbar, um ihnen die Ideen des Architekten vorzustellen und für eine neue Machbarkeitsstudie zu werben. Dass die Überlegungen zum Ausbau des Rhein-Energie-Stadions bereits vorab durchsickerten, sorgte am Montag für Irritationen. „Wenn man als Mieter das Haus um ein Stockwerk erweitern will, dann sollte man zuerst mal mit dem Eigentümer darüber sprechen“, sagte Grünen-Fraktionschefin Kirsten Jahn. Auch Martin Schoser (CDU), Aufsichtsratsvorsitzender der Sportstätten GmbH, zeigte sich überrascht. „Ich kenne diese neuen Pläne bislang nicht, aber ich bin verwundert, weil es im vergangenen Jahr bereits eine Machbarkeitsstudie gab“, sagte er.
„Für uns hat sich am Stand nichts geändert, zumal die aktuelle Baugenehmigung für das Rhein-Energie-Stadion für eine Kapazität von maximal 50.000 Zuschauer gilt“, sagte ein Sprecher der Sportstätten, die Eigentümerin der Arena ist. Zu Gesprächen mit dem Klub seien die Sportstätten aber jederzeit bereit. Zur zurückliegenden Machbarkeitsstudie wollte sich der Sprecher nicht äußern.
FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle betonte am Montag, dass der 1. FC Köln eine Lösung am Standort Müngersdorf bevorzuge, daran habe sich nichts geändert. „Sollte es möglich sein, eine neue Machbarkeitsstudie zu beauftragen, die hier weiterhilft, dann würde der FC das selbstverständlich unterstützen“, sagte er. „So weit sind wir jedoch noch nicht.“ Es sei im Sinne aller Beteiligten, zunächst die zahlreichen Punkte intern zu klären und erst dann auf dieser Grundlage eine öffentliche Diskussion zu führen.
Wie bewertete die bisherige Machbarkeitsstudie den Stadion-Ausbau in Müngersdorf?
Das Frankfurter Planungsbüro Albert Speer und die Firma Companeer untersuchten 2017 drei Ausbaumöglichkeiten mit jeweils unterschiedlichem Fassungsvermögen. Dabei stellte sich heraus, dass zwei große Varianten für 67.000 beziehungsweise 73.000 Zuschauer nur mit einem weiteren Oberrang möglich wären. Um das realisieren zu können, wären jedoch deutliche Eingriffe in das denkmal- und landschaftsgeschützte Umfeld erforderlich, weil das Stadion verbreitert werden müsste. In der größten Ausbaustufe wäre zudem ein geschlossenes Dach notwendig.
Wie sieht es in Müngersdorf mit dem Lärmschutz aus?
Die Nutzung des Stadions bewegt sich in Bezug auf die Einhaltung der Grenzwerte für Lärm dem Vernehmen nach knapp an der Grenze. Sollte es zu einem Ausbau kommen, wäre eine neue Baugenehmigung notwendig. In der Folge könnten Anwohner schärfere Lärmschutzgrenzen einfordern. Das würde es erschweren, eine neue Betriebserlaubnis für das ausgebaute Stadion zu erhalten.
Wie geht es am Geißbockheim weiter?
Der FC denkt mit Blick auf das Geißbockheim offensichtlich mehrgleisig. Der Klub hat hart dafür gestritten, dort drei neue Trainingsplätze, vier Kleinspielfelder für den Breitensport sowie ein Leistungszentrum bauen zu dürfen. FC-Sport-Geschäftsführer Armin Veh deutete am Montag jedoch an, über alternative Standorte nachzudenken.
„Wir brauchen ein neues Heim, am liebsten natürlich hier, aber wir haben nicht die Möglichkeit, das bestehende Gebäude so umzubauen“, sagte er. Entsprechend wäre es für den FC wichtig, neu bauen zu können, um auf einen Stand zu kommen, den andere Bundesligisten längst hätten. „Wenn wir einen neuen Spieler wollen – in die Kabine führe ich da niemanden – erst, wenn er unterschrieben hat“, sagte Veh. Es sei am Geißbockheim wunderschön, aber es sei notwendig, dass der FC etwas unternehme.