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„Das ist ein Gewaltangriff“Gutachter geht ungewöhnlichen Schritt gegen Woelki

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Woelki Köln Kardinal

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki

Köln – Im Konflikt über die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln richten sich die Blicke derzeit noch einmal verstärkt auf das von Kardinal Rainer Woelki unter Verschluss genommene Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW). In einem für das Verhältnis von Anwalt- und Mandantschaft ungewöhnlichen Schritt verwahrte sich Rechtsanwalt Ulrich Wastl öffentlich gegen einen „Gewaltangriff“ auf seine Arbeit.

„Unser Anspruch war, dass wir als Kanzlei ein unabhängiges Gutachten erstellen und es dann veröffentlichen. Darauf haben wir uns verlassen“, sagte Wastl der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“. Nach den Erfahrungen mit dem Erzbistum würde er ein Mitspracherecht heute vertraglich ausschließen.

„Das schadet uns allen“

Bei unabhängigen Untersuchungen sei es prinzipiell immer möglich, dass der Auftraggeber „durch die Ergebnisse seinen Job verliert“. Alles andere wäre ein Gefälligkeitsgutachten. Das von Wastl erwähnte Risiko hat auch Woelki selbst mehrfach angesprochen. Als Gründe für seine Entscheidung, das Gutachten nicht zu publizieren, gibt er angebliche methodische Mängel und juristische Bedenken an. Im März soll ein Ersatzgutachten vorliegen.

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Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, kritisierte Woelkis Vorgehen. „Das schadet uns allen“, betonte der Trierer Bischof im „Trierischen Volksfreund“. Auch die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Claudia Lücking-Michel, forderte die Herausgabe des Gutachtens.

In der aktuellen Vertrauenskrise helfe nur noch „völlige Transparenz und Übernahme von Verantwortung“ und kein „Verstecken hinter Gutachten und Gegengutachten“.

Termine für Kirchenaustritte in Köln ausgebucht

In die lange Kette der Klagen von Gemeinden über einen Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust reihte sich die Kölner Pfarrei Sankt Peter (Kunststation) ein. Die Bistumsleitung sei dabei, „die Kirche zu verraten und das Volk Gottes, sofern es nicht schon gegangen ist, zu verlassen“, heißt es in einer Erklärung der Gemeindegremien.

Derweil meldete das Kölner Amtsgericht, dass die erst am Montag freigeschalteten 1000 Online-Termine für Kirchenaustritte im April bereits ausgebucht sind. (mit kna, dpa)