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Existenzgefährdend?Händler protestieren gegen neue Busspur auf Aachener Straße

Lesezeit 3 Minuten

Die Aachener Straße

Köln – Wer beobachtet, wie sich die Fahrer von Lieferwagen und Pkw auf der dritten Spur der Aachener Straße in Braunsfeld drängen, um zu parken, kann sich kaum vorstellen, dass genau dort in Zukunft ein Expressbus vorbeirauschen soll. „Die Politiker im Stadtrat, die das entschieden haben, können noch nie hier gewesen sein“, sagt Apothekerin Ines Buschmann.

Die Situation vor Ort lasse eine Busspur überhaupt nicht zu. „Der Lieferverkehr wird die sowieso zuparken“, sagt Hans-Günter Grawe, Handelskümmerer der IHK. Dann müsse das städtische Ordnungsamt zwangsläufig Strafzettel verteilen und am Ende sei die Belieferung des Einzelhandels und damit dessen Existenz in Gefahr.

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„Wo sollen denn die Lastwagen parken, die uns mit Bier beliefern, wenn die Busspur erstmal da ist“, fragt Gunnar Gehring, Betreiber des Gasthauses Marienbild. Dabei handele es sich teilweise um zwölf Tonnen schwere Fahrzeuge, die im Durchschnitt 20 Minuten benötigten, um das Bier mit Hilfe eines Schlauchs in das Lokal zu pumpen. Das Marienbild werde drei bis viermal täglich beliefert. Ihre Apotheke erhalte sogar zehnmal pro Tag Lieferungen, sagt Buschmann.

Hans-Günter Grawe 

Die Geschäftsleute sorgen sich darum, dass der Expressbus ihre Existenz zerstören würde. „Wer in Braunsfeld einkaufen geht, benutzt traditionell das Auto“, sagt Handelskümmerer Grawe. Das komme daher, dass viele Kunden in Müngersdorf und Junkersdorf wohnen würden. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Parkplätze ohnehin zurückgegangen. Die Busspur würde die prekäre Situation noch einmal dramatisch verschärfen.

Parken in der zweiten Reihe ist Alltag auf der Aachener Straße.

Die Bewohner Braunfelds selbst hätten von dem Expressbus ohnehin keinen direkten Vorteil, denn dieser soll im Abschnitt mit den Ladenzeilen überhaupt nicht halten. „Für mich biete das also gar keinen Vorteil“, sagt Anwohnerin Bärbel Gaertner. Sie befürchte ganz im Gegenteil eine deutliche Verschlechterung, wenn die Geschäfte schließen müssten.

„Viele unserer alten Kunden kommen schon jetzt nicht mehr, weil sie nirgendwo ihr Auto abstellen können“, sagt Apothekerin Buschmann. Ihre Familie betreibe das Geschäft in Braunsfeld bereits seit 70 Jahren, doch noch nie habe es so viele leerstehende Ladenlokale gegeben. Schreib-, Spiel- und Haushaltswaren sind bereits jetzt nicht mehr erhältlich, auch die Post hat vor zwei Jahren geschlossen. Es sei fast unmöglich, die frei gewordenen Ladenlokale neu zu vermieten. Nun befürchten die Anlieger, dass der Expressbus dem verbliebenen Einzelhandel den Rest geben würde.

„Rücksichtslose Entscheidungen”

CDU, Grüne und die Ratsgruppe Gut hatten die Express-Busspur im Stadtrat beschlossen, um trotz völlig unterschiedlicher Absichten doch noch einen Kompromiss zum Ausbau der Stadtbahntrasse auf der Ost-West-Achse hinzubekommen. Die CDU will zwischen Heumarkt und Aachener Weiher einen U-Bahn-Tunnel bauen, während Grüne und Gut einen oberirdischen Ausbau bevorzugen.

Die Grünen brachten den Expressbus auf der Aachener Straße in den Kompromiss ein, die CDU stimmte zu. „Es kann doch nicht sein, dass man in Kauf nimmt, den Einzelhandel in Braunsfeld zu zerstören, um ein Bündnis zu retten“, sagt Handelskümmerer Grawe. Apothekerin Ines Buschmann ärgert sich, dass die Anwohner vorher nicht einmal angehört wurden: „Solche Entscheidungen sind rücksichtslos.“