Noch liegt die Auslastung in den 200 Kölner Hotels nur bei 20 bis 30 Prozent.
Messegäste und internationale Touristen fehlen.
Stattdessen werben die Häuser nun um die Kölner selbst und Gäste aus der Region. Mit ersten Erfolgen.
Köln – Daniela Ragge freut sich. Wieder hat sich ein Gast aus dem Umland eingebucht und will sich ein Wochenende mit Whirlpool und Drinks auf der Dachterrasse ihres Hotels Savoy in Domnähe gönnen. Mit ganz besonderem Blick über Köln. Das Stammpublikum, darunter viele Medienleute, ist wieder da. „Wir lieben unser Leben und unser Savoy“, hat einer ins Gästebuch geschrieben. Auch aus Frankfurt sind Gäste gekommen, die sich den Dom und die Museen mal endlich genauer anschauen wollen.
In der Kölner Hotellerie geht es ganz langsam wieder aufwärts. Zwar werden die Messebesucher und ausländischen Touristen schmerzlich vermisst, aber nun kommen Besucher aus der Region und den Nachbarländern. „Da hat sich sehr viel bewegt, das geht in die richtige Richtung“, sagt Daniela Ragge. Wie hoch die Belegung ist, darüber spricht sie nicht – das hat sie allerdings auch vor der Corona-Krise nicht getan. Aber sie ist zuversichtlich.
Auch Dirk Iserlohe, Chef der in Köln ansässigen Dorint-Gruppe, sieht die Entwicklung positiv – und präsentiert die neuesten Zahlen für seine Häuser für den August. Das Hotel am Heumarkt hat bereits wieder eine Belegung von gut 50 Prozent. „Da ist ein neuer Stadttourismus entstanden. Aber die Hälfte der Gäste sind schon wieder Geschäftsleute. Weil es einfach bestimmte Verhandlungen gibt, die man persönlich führen muss.“
Das Dorint an der Messe ist zu fast 30 Prozent belegt. Lediglich das Haus in Junkersdorf ist mit gut 14 Prozent schwächer. Dort fehlen vor allem asiatische Reisegruppen, die das günstigere „Essential“-Hotel ohne Schnickschnack wie einen Wellness-Bereich gerne gebucht haben. Für September sieht Iserlohe anhand der Reservierungen einen weiteren Aufwärtstrend.
In Köln gibt es rund 200 Hotels. Fachleute schätzen, dass die Belegung derzeit im Durchschnitt bei 20 bis 30 Prozent liegt. Das ist gegenüber dem totalen Einbruch zwar schon wieder gut, aber reicht längst nicht zum Geldverdienen. Dazu braucht ein Hotel in der Regel eine Belegung von 60 Prozent.
Daniela Ragge kann dem zeitweiligen Stillstand auch Gutes abgewinnen. „Durch den Lockdown hatten wir viel Zeit, unsere Hygienekonzepte einzurichten und auszuprobieren. Jetzt ist vieles selbstverständlich geworden und wir merken, dass sich die Gäste auch sicher fühlen.“ Es gibt keine Buffets, stattdessen wird das Essen serviert. Die Zimmer werden mit speziellen Tüchern und Desinfektionsmitteln länger als sonst gereinigt, vor allem an Stellen, die sehr oft berührt werden wie Türklinken und Schalter.
Die Zimmer werden erst nach einer Pause wieder belegt. In den Dorint-Hotels wird sogar regelmäßig eine spezielle Maschine eingesetzt, mit der Desinfektionsmittel fein vernebelt und so auch an schwer zugänglichen Stellen verteilt wird.
Nein, die Hygiene sei kein Problem, sagt Jörn-Carsten Zobel, der die beiden kleinen, aber feinen Hopper-Privathotels St. Antonius in der Dagobertstraße und das St. Josef in der Dreikönigenstraße betreibt. Das St. Josef hat er gerade erst wieder geöffnet. Im St. Antonius hatte er zuletzt eine Belegung von 35 Prozent. „Da bin ich positiv überrascht, aber es lindert nur den Schmerz. Wir können die Kosten nicht annähernd decken“, sagt der Ex-Bankdirektor. „Wir brauchen das Messegeschäft. Und ob das jemals so wieder kommt, ist fraglich.“ Einen Plan B hat er nicht. „Wir kümmern uns jetzt erst mal mit aller Kraft um die wenigen Gäste, die da sind.“
Das Park Inn an der Inneren Kanalstraße war im April eines der ersten Hotels, das nach dem Lockdown wieder aufmachte. Am Anfang konnte man die Buchungen an zwei Händen abzählen, nun ist das Haus immerhin zu 40 Prozent belegt. „Uns fehlen aber die Tagungen mit Übernachtungen“, sagt Hotel-Manager Sascha Brezovac. Viele Gäste kamen auch wegen Großveranstaltungen wie Kölner Lichter oder CSD – die alle nicht stattfinden. Das Wichtigste sei nun, den Kontakt zu den Firmenkunden zu halten, damit das Tagungsgeschäft wieder anläuft.
Verbilligte Hotelzimmer für Kölner
Jürgen Amann, Chef von Köln-Tourismus, beschreibt die Lage für die meisten Häuser als „ernst, aber nicht unmittelbar existenzbedrohend“. Für den Rest dieses Jahres und das kommende Jahr müsse man auf Freizeitgäste aus Deutschland und den Nachbarländern setzen. Das unterstützt Köln-Tourismus mit verschiedenen Kampagnen – so gab es an einem Wochenende verbilligte Hotelpreise für Kölner. „Das wurde gut angenommen.“ Mit einer Normalisierung der Lage und der Rückkehr der internationalen Gäste rechnet er wie andere Fachleute erst 2023.
Auf der Dachterrasse des Savoy haben sich inzwischen Gäste für den Afternoon Tea eingefunden. Auch Prominenz ist da: „Bares für Rares“-Moderator Horst Lichter genießt den Ausblick auf den Dom.