Von den zwölf schlechtesten Bahnhöfen im Rheinland liegen sieben in Köln. Jürgen Kerp und Jens Papert kämpfen dagegen an.
Vandalismus und kleinere ReparaturenSie sind die Hausmeister der Kölner Bahnhöfe
Jeden Morgen, wenn Jürgen Kerp (54) und Jens Papert (57) sich im Blaumann mit ihrem vollgestopften Kleintransporter auf den Weg machen, die vielen kleineren Bahnhöfe im Großraum der Millionenstadt Köln in Schuss zu halten, müssen sie gute Laune und ihre ganze Liebe zur Deutschen Bahn mit in die Handwerkskiste packen. Sonst könnten sie verzweifeln.
Deutsche Bahn: Die Stationen müssten aus Respekt strammstehen
„Jeder hat das Recht zu reisen und wird haben die Aufgabe, das zu ermöglichen“, sagt Kerp, der in knapp 33 Jahren so ziemlich alles erlebt hat, was die Deutsche Bahn an Abenteuern anzubieten hat. Beim Brückenbauhof in Nippes, als Zugansager im Bonner Hauptbahnhof und aktuell seit sieben Jahren als Stationsinspektor. Sein Kompagnon Papert, gelernter Betriebsschlosser, bringt die gleichen Qualitäten mit. 35 Jahre war er Lokführer. Noch Fragen?
Normalerweise müssten die Stationen vor lauter Respekt strammstehen, wenn das Duo aufkreuzt. Doch verlangen Sie das mal von Haltepunkten, die trotz tausender Pendler täglich gerade in den Randzeiten des Tages so unbeobachtet sind, dass der Kampf gegen Graffiti, Müll und Zerstörungswut einfach nicht zu gewinnen ist. Haltepunkte wie Porz-Wahn, Hansaring, Müngersdorf-Technologiepark, Chorweiler oder Trimbornstraße. Noch am Dienstag haben Unbekannte am Hansaring ihren halben Hausrat einschließlich großer Schrankteile entsorgt.
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Wir treffen Kerp und Papert an einem Donnerstagmorgen bei der Einsatzbesprechung im Kölner Hauptbahnhof. Auf dem Tagesplan stehen die Haltepunkte Porz-Wahn und Flughafen Köln-Bonn. Größere Zerstörungen seien nicht zu erwarten, glaubt Kerp. Zumindest haben Pendler auf den verschiedenen Informationskanälen wie den QR-Codes auf den Bahnhofsinformationsplakaten nichts Auffälliges an die 3-S-Zentrale gemeldet. 3 S steht für Sicherheit, Sauberkeit und Service.
Jeder der 113 Bahnhöfe soll monatlich kontrolliert werden
Normalerweise wird jeder der 113 Bahnhöfen im Rheinland einmal im Monat von insgesamt vier Teams kontrolliert. In Porz-Wahn wollen Kerp und Papert heute jedoch zwei neue Spiegel in der unwirtlichen Unterführung zwischen den Gleisen montieren, damit die Reisenden vor allem abends und nachts einen besseren Einblick haben. „Dieser Wunsch ist von den Bürgern an uns herangetragen worden“, sagt Steve Pester (39), Leiter der Stationsbetreuung. „Wenn wir dadurch das subjektive Sicherheitsgefühl verbessern können, tun wir das gern.“
Das ist ein Job, der Sinn ergibt. Doch das kommt nicht sehr häufig vor. In den meisten Fällen müssen die Hausmeister der Bahnhöfe bei ihren Begehungen die immer gleichen Schäden dokumentieren und kleinere Reparaturen gleich ausführen. Sie tauschen beschädigte Schilder aus, reparieren Vitrinen und Wetterschutzhäuschen, kontrollieren Rolltreppen und Aufzüge, befestigen lose Gehwegplatten, montieren herausgerissene Mülleimer und übernehmen kleinere Grünpflegearbeiten. Es ist ein aussichtsloser Kampf. Bei der nächsten Begehung vier Wochen später sieht es wieder aus wie Hulle.
Köln: Bahnstationen schneiden besonders schlecht ab
Und wie so oft läuft auch der Donnerstag nicht wie geplant. In Porz-Wahn finden sie eine zertrümmerte Glasvitrine vor, die sich ohne Hammer niemals in diesen Zustand versetzen ließe. Ein Schaden, der mit den Bordmitteln der Bahnhofs-Hausmeister nicht zu beheben ist.
Kerp und Papert sichern das Glas mit einer Plastikfolie und dokumentieren den Schaden. Mindestens vier Wochen wird es dauern, bis die Glasscheibe ersetzt ist, schätzt Kerp. Dokumentieren, Angebote einholen, bestellen und einbauen lassen. Das dauert. Und wird teuer. Ein vierstelliger Betrag, mit Sicherheit. Kürzlich habe man in Chorweiler vier Scheiben erneuert. „Drei davon waren nach einer Woche wieder kaputt“, sagt Kerp und beginnt mit seinem Kollegen mit der Spiegelmontage in einer Unterführung, die mit ihren abgeranzten und verdreckten Neonröhren wahrlich kein gutes Licht abgibt.
Im Stationsbericht von go.Rheinland für das vergangene Jahr schneidet Köln besonders schlecht ab. Von zwölf Bahnhöfen, die mit der schlechtesten Note bewertet wurden, liegen sieben in Köln: Ehrenfeld, Hansaring, Lövenich, Müngersdorf-Technologiepark, Trimbornstraße, Buchforst und Köln-West. Die meisten sind gute Bekannte von Kerp und Papert.
„Unsere Fahrgäste und wir erwarten saubere und intakte Stationen. Leider gibt es einen kleinen Teil der Bevölkerung, der dies nicht zu schätzen weiß und durch Vandalismus erhebliche Unkosten verursacht“, sagt go.Rheinland-Geschäftsführer Norbert Reinkober. „Wir unterstützen die Infrastrukturunternehmen mit finanziellen Mitteln, wie beispielsweise beim Entfernen von Graffiti. Leider ist dies oftmals ein Kampf gegen Windmühlen und wir würden uns wünschen, dass wir dieses Geld stattdessen in das SPNV-Angebot stecken könnten. Zudem ist dies aus unserer Sicht ein gesamtgesellschaftliches Problem. Wir sind davon überzeugt, dass Verbesserungen nur durch übergreifende partnerschaftliche Aktivitäten zu erreichen sind.“
Drei Millionen Euro kosten Vandalismus und Graffiti die Deutsche Bahn in NRW
Drei Millionen Euro muss die Bahn in Nordrhein-Westfalen jedes Jahr in die Beseitigung von Vandalismusschäden und die Entfernung von Graffiti stecken. Bei go.Rheinland hat man vor ein paar Jahren den Versuch gestartet, mit Kunstgraffiti gegen die Schmierereien anzukämpfen. Das Ziel: Die Stationen sollen durch beauftragte hochwertige Malereien vor Vandalismus geschützt werden. Auf der Homepage unter dem Motto „Streetart meets Stations“ sind sie aufgeführt.
Jürgen Kerp ist skeptisch, ob das Streetart-Konzept von Erfolg gekrönt ist. Der Bahnhof in Ehrenfeld sei von Grund auf erneuert worden – Aufzüge, Fahrtreppen, Kunst-Graffiti. „Nach drei Wochen waren die ersten Graffiti wieder da. Gesprüht oder mit dem Edding hingeschmiert. Das ist schon sehr schlimm. Wir haben keinen Tag ohne Probleme.“