Ziel sei es, in einer alternden Gesellschaft das Risiko von Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz zu verringern.
MinistererlassKarl Lauterbach gründet Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit in Köln-Braunsfeld
Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland ist vor kurzem erstmals unter den Mittelwert der EU gesunken, obwohl die Bundesrepublik europaweit das meiste Geld für Gesundheit ausgibt. Die Ursache sieht Gesundheitsminister Karl Lauterbach auch darin, dass die Konzepte der Vorbeugung hierzulande nicht ausreichend greifen. Abhilfe soll das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) schaffen, das er am Donnerstag per Ministererlass in Köln gegründet hat.
Es ist aus der in Braunsfeld ansässigen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hervorgegangen und soll durch Umstrukturierungen einen stärkeren Stand bekommen. Dazu trägt die künftige Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut bei. Dessen Präsident, Lars Schaade, und Johannes Nießen, kommissarischer Leiter des BIÖG, unterzeichneten im Beisein des Ministers eine Kooperationsvereinbarung.
Unterstützung durch das Zentrum für Künstliche Intelligenz geplant
Um Prävention und Gesundheitsaufklärung zu stärken, „verzahnen wir die wissenschaftliche Expertise des RKI mit der kommunikativen Kompetenz der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“, sagte Lauterbach. Ein Steuerungsgremium aus den Präsidien beider Institute wird Forschungsschwerpunkte bestimmen und Informationskampagnen entwickeln.
Alles zum Thema Robert-Koch-Institut
- An Schulen hoher Krankenstand Was Eltern zum Kinderkrankengeld wissen müssen
- „Notwendiger Reformprozess“ Karl Lauterbach ruft in Köln neues Bundesinstitut für Gesundheit ins Leben
- Krankheitswelle Mehr Influenza, aber weniger RSV-Infektionen in Leverkusen
- Notaufnahmen und Praxen voll Influenza-A-Virus hat NRW fest im Griff – „Deutliche Welle“
- Grippewelle in Sicht Lohnt sich jetzt noch eine Grippeschutzimpfung?
- Grippewelle rollt Wie erkenne ich die Grippe, wie werde ich wieder gesund?
- Arztpraxen überlastet Keuchhusten-Welle ebbt nicht ab – rasanter Anstieg auch in NRW
Dafür werden die Ergebnisse der regelmäßigen Erhebungen des RKI genutzt. Vorgesehen ist zudem eine Verankerung der BIÖG im Öffentlichen Gesundheitsdienst, sodass etwa Schulen besser erreicht werden können, und die Unterstützung durch das Zentrum für Künstliche Intelligenz in der Public-Health-Forschung im brandenburgischen Wildau.
Das Bundesinstitut werde das Wissen über gesunde Verhaltensweisen leichtverständlich vermitteln, aber auch selber Daten erheben, analysieren und aufbereiten, sagte Lauterbach. Ziel sei es, in einer alternden Gesellschaft das Risiko von „Volkskrankheiten“ wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz zu verringern. Die 1967 gegründete Bundeszentrale habe „Maßstäbe in gesundheitlicher Aufklärung gesetzt“, zum Beispiel mit Kampagnen wie „Gib Aids keine Chance“ und „Alkohol? Kenn dein Limit“, sagte Nießen.
Von Köln aus, das „als Zentrum der Gesundheitskommunikation gesetzt“ sei, werde man nun dafür sorgen, dass die Prävention ein größeres Gesicht bekomme. „Wir bündeln hier unsere Kräfte zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit“, sagte Schaade und nannte als „veränderte Rahmenbedingungen“ unter anderem den Klimawandel, die Urbanisierung und die Digitalisierung.
Das „Gesetz zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit“, das die Institutsgründung vorsieht, wurde nicht verabschiedet, weil eine Woche zuvor die Ampel-Koalition zerbrochen war. Deshalb wählte Lauterbach den Weg des Ministererlasses. Andernfalls, so sagte er, wäre passiert, was auch mit anderen Vorhaben allzu oft geschehen sei: Die Umsetzung wäre in die nächste Legislaturperiode verschoben worden – mit der Folge, durch Mangel an Aufklärung und Vorbeugung weiterhin viele Leben zu verlieren. Lauterbach: „Je schneller die Einrichtung Wirkung zeigt, desto mehr Menschen können davon profitieren.“