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„Würde gerne 28 Stunden spielen“Kasalla rockt bei größtem Konzert der Bandgeschichte

Lesezeit 4 Minuten
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Kasalla-Frontmann Bastian Campmann rockt auf der Bühne. 

Köln-Müngersdorf – Es ist ein heißer Sommertag, es ist das größte Konzert ihrer Bandgeschichte, es ist das ausverkaufte Müngersdorfer Stadion, es sind 41.000 „Rudeldiere“ – und Kasalla liefert. Was mit dem Titelsong und Wolfsgeheul gegen halb acht beginnt, endet rund drei Stunden und siebenundzwanzig Songs später mit „Mir sin eins“ und einer tiefen Verbeugung vor dem Publikum, dessen Applaus nicht enden will.

Kasalla im Stadion hat alles gehalten, was es versprochen hat. Vom opulenten Stadionrock bis zur romantischen Liebesballade, von Mitgröhl-Songs über nachdenklich Stimmendes bis zur ekstatischen Abtanznummer war alles dabei. Inklusive Pyrotechnik, Videowall, den Support für die Vorgruppen Charly Klauser, Fiasko und Max von Milland. Und mit Eko Fresh und Querbeat zwei vorzügliche, perfekt integrierte Gastauftritte. Was allerdings für den Sound im Stadion wohl nicht allerorts galt.

Kasalla im Stadion: „Mein Gott, sind die groß geworden“

Kasalla im Stadion ist ein bisschen wie die eigenen Kinder aufwachsen zu sehen. Man reibt sich irgendwann verwundert die Augen und denkt: „Mein Gott, sind die groß geworden“. Gerade mal elf Jahre ist es her, dass die Küken von Kasalla mit „Pirate“ einen veritablen Hit vorlegten, der allerdings eingebettet war in ein Album voller starker Songs. Und starke Songs sind bis heute das Pfund, mit dem die Band wuchern kann.

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Feuerwerk durfte beim Kasalla-Konzert natürlich auch nicht fehlen

Die Osttribüne wird bei 32 Grad in der Sonne gegrillt, aber auch sonst hat die Konzerttemperatur innerhalb kürzester Zeit brasilianische Sambadrome-Rekordwerte erreicht, „Alle Jläser huh“, die Hände zum Himmel und das Blüschen zum Windfächeln. „Op die Liebe und et Lävve, op die Freiheit un d‘r Dut“ – eine Hymne für die Pandemiegepeinigte kölsche Seele.

Heiratsantrag vor laufender Kamera inklusive

Und es geht immer so weiter, der Kasalla-Kosmos, beim „Stääneflejer“ als Milchstraße auf der LED-Wand angedeutet, hat die Menge geschluckt wie ein schwarzes Loch, macht den All-Tag vergessen, spuckt sie aus mit „Pommes un Champagner“ und nimmt sie mit im Raumschiff „Stadt met K“. Heiratsantrag vor laufender Kamera inklusive. Sonnenunter- und Mondaufgang. Zum Finale „Mir sin eins“ – genau dafür sind alle hier.

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Flo Peil wird im Schlauboot von den Fans auf Händen getragen

Was Bastian Campmann, Flo Peil, Ena Schwiers, Nils Plum und Sebi Wagner von vielen anderen Stadion-Acts unterscheidet, ist die Emotionalität. Mehr als einmal liegen sie sich in den Armen, Campmann bricht die Stimme, Peil fast sich fassungslos an den Kopf, Tränen fließen. Zu „Der Fluss“ , ein Lied über den Rhein, der die Stadt teilt, geht’s ins Schlauchboot für Basti, Sebi und Flo, die, vom Publikum auf Händen getragen, das andere, das rettende Ufer erreichen. Gemeinsam können wir alles erreichen, soll uns das sagen, sogar schwimmen ohne Wasser scheint möglich.

Bastian Campmann: „Dafür würde ich gerne 28 Stunden spielen“

Nach „Schälsickjung“, in dem die Band das nicht ganz einfache Leben eines Vorstadtkindes im Rechtsrheinischen beschreibt, erscheint der #Stadionwahnsinn auf den Videowalls, und das Stadion erstrahlt in einer rot-weißen Choreo. Die Musiker ringen erneut um Fassung. „Dafür würde ich gerne 28 Stunden spielen“, sagt Campmann ergriffen.

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Emotional: Kasalla-Gitarrist Flo Peil zeigt sich gerührt von den Menschenmassen im Stadion

Es braucht Atempausen, und auch die hat Kasalla in petto. Zuhören ist angesagt bei „Bunte Hungk“, der Hommage an den früh verstorbenen Vater des Sängers, Nobby Campmann, „der ahle Räuber“. Oder bei „Das Beste“, das mit Streichern und Bläsern um Lena Wolf und Jon Laukamp eine ganz andere, romantische Farbe von Kasalla zeigt. Ein weiterer Höhepunkt ist das im Corona-Lockdown entstandene „Midden em Sturm“, ein gewaltiges Rock-Opus, dessen Klangtürme irgendwie an Coldplay erinnern – ein Pandemie-„Politics“ aus Deutschland.

Gastauftritte von Eko Fresh und Querbeat

Richtig laut wird es auch bei den Gastauftritten. Das Publikum feiert Rapper Eko Fresh, wenn er mit Kasalla die „Jröne Papajeie“ fliegen lässt, ein wunderbarer Song über Toleranz und Vielfalt. Und als der vorher nicht kommunizierte Gastauftritt von Querbeat annonciert wird, eskaliert die Stimmung regelrecht.

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Das Publikum ist begeistert.

„Alle su Yeah“, einer von zehn Songs vom neuen Album, rockt das Haus, und beim anschließenden Querbeat-Solo „Barbarossaplatz“ macht die 13-köpfige Brass-Pop-Band um Sänger Jojo Berger musikalisch klar, dass sie wohl die nächsten Kandidaten sind für ein Stadionkonzert einer Kölner Band. Die Zugabe-Rufe des Publikums blieben allerdings ungehört. Fünf Termine habe er schon reserviert für Konzerte in 2023, sagte Sportstätten-Chef Lutz Wingerath auf Anfrage dieser Zeitung, „aber Namen können wir erst nennen, wenn die Verträge unterschrieben sind.“ Es bleibt also spannend.

Kasalla sind erwachsen geworden

Spannend auch das fast apokalyptisch inszenierte „Ich jonn kapott“, das sich mit dem Schmerz am Ende einer Beziehung auseinandersetzt und eine weitere Farbe der Band zeigt. „Kumm un schlaach uns Welt/Mit enem Vürschlachhammer en/Un die dausend Schirve/jevve keine Sinn/Un dann jank, kumm jank,/dann bes Du endlich fott/Du jeihs zo em,/Un ich, ich jonn kapott.“

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Verbeugung zum Abschied: Kasalla bedankt sich bei den Fans im Stadion

Über den Streicherstakkatos zerbricht die Welt, wird eingefangen von Ena Schwiers Piano und geht nahtlos über in „Marie“, denn eins ist für Kasalla sicher: das Leben, die Liebe gewinnt, die aufkommende Dämmerung wird von zigtausend Handylights erhellt. „Sing mich noh hus, mach et wärm en d‘r Bud…“ Da ist es wieder, dieses Gemeinsame, die Nähe. Kasalla sind erwachsen geworden.