Köln – Klassische Christmetten in überfüllten Gotteshäusern kann es wegen der Corona-Pandemie ganz sicher nicht geben. Die Verantwortlichen suchen nach alternativen Orten wie Stadien und Parkdecks. Und überlegen, wie kontaktloses Sternsingen funktionieren kann
Die Kirche wurde im Frühjahr vom Lockdown kalt erwischt. Öffentliche Feiern der Kar- und Ostertage wurden abgesagt, es hagelte teils harsche Kritik. Um Weihnachten soll das nicht noch einmal passieren. Die ersten Spekulatius und Lebkuchen liegen schon wieder in den Geschäften. Und auch die Kirchen machen sich schon jetzt Gedanken, wie sie im Corona-Jahr Weihnachten feiern können.
Kirche soll Weihnachtsmärkte ersetzen
Schließlich hatten sie – anders als im Frühjahr – nun mehrere Monate Zeit, sich auf die Pandemie einzustellen. In den bereits abgesagten Advents- und Weihnachtsmärkten sieht der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki eine große Chance für die Kirchen. Gemeinden sollten mit Adventssingen, Gebetsfeiern, Chordarbietungen und Gesprächsangeboten in diese Lücke springen, erklärte Woelki dem Internetportal domradio.de. Mit solchen alternativen Angeboten ließe sich der christliche Charakter des Advents stärker hervorheben, sagte Woelki.
Auch andere Erzbistümer bereiten sich auf die erste Corona-Adventszeit vor. Gegen die Ratlosigkeit, wie Gemeinden coronagerechte Seelsorgeangebote ermöglichen können, bietet das Erzbistum Freiburg mehrere Online-Veranstaltungen, etwa ein Seminar für Nikolausdarsteller. Die Resonanz auf das Angebot sei „unglaublich“, freut sich Gabi Kunz, Mitarbeiterin im Seelsorgeamt Freiburg.
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Das Jahresende ist traditionell eine Hochzeit der Kirchenmusik. Damit es keine buchstäblich „stille Nacht“ wird, denkt auch der Allgemeine Cäcilienverband Deutschlands (ACV) frühzeitig darüber nach, was musikalisch gehen könnte. Schließlich sei diese Zeit selbst bei kirchenfernen Menschen „mit bestimmten Liedern und konkreter geistlicher Musik verbunden“. Erste Überlegungen gingen in die Richtung, vorrangig A-cappella-Werke oder Stücke mit Orgelbegleitung auszuwählen. Oder auch die Chöre in kleinere Ensembles aufzuteilen. Möglich seien auch Open-Air-Messen mit weniger strengen Hygienevorgaben als in einem Gebäude. Einige Pfarreien hätten bereits vor Corona gute Erfahrungen mit Weihnachtsgottesdiensten im Freien oder mit einer „Waldweihnacht“ gemacht. So erwägt die Evangelische Kirche im Rheinland bereits Weihnachtsgottesdienste auf Parkdecks oder auf Friedhöfen.
Zahl der Gottesdienst kann kaum erhöht werden
Vieles werde voraussichtlich draußen stattfinden, weil dort die Hygieneregeln leichter einzuhalten seien als in geschlossenen Räumen, sagte auch Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros NRW, der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahl der Gottesdienste einfach zu erhöhen sei unter anderem wegen des Priestermangels nur in begrenztem Umfang möglich. Außerdem müssten die Kirchen nach jedem Gottesdienst desinfiziert und gelüftet werden. Man werde die Kirchen während der Gottesdienste diesmal auch nicht in gewohnter Form heizen können, da die Luftheizungen „reine Virenschleudern“ seien. „Das werden wir nicht machen können. Da muss man sich halt etwas wärmer anziehen“, sagte Hamers dazu weiter. Natürlich werde es Gottesdienste in den Kirchen unter Einhaltung der Abstände geben. „Wir haben seit dem 1. Mai gute Erfahrungen damit gemacht.“ An normalen Sonntagen sei das allerdings eine geringere Herausforderung als an Weihnachten.
Angedacht würden teilweise auch Gottesdienste in Stadien und Arenen. Eine andere Frage sei, ob dies wirklich attraktiv ist. Hammers: „Gottesdienst ist ja nicht einfach nur ein Großereignis, sondern lebt davon, dass dort eine Form von Gemeinsamkeit erfahrbar wird.“
Weihnachtskollekte droht wegzubrechen
Traditionell denken die Gottesdienstbesucher an Weihnachten auch an andere. Ein Umstand, den sich das Hilfswerk Adveniat zunutze macht. In den am besten besuchten Messen des Jahres sammelt Adveniat traditionell für Notleidende in Lateinamerika. Was aber, wenn die Messen am 24. und 25. Dezember deutlich weniger besucht werden? Angesichts der Abstandsregeln drohe die Weihnachtskollekte wegzubrechen, sorgt sich Pater Michael Heinz, Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Damit der Spendenfluss nicht versiegt, arbeite Adveniat an Optionen, wie an Weihnachten Menschen erreicht werden können. Angedacht sei etwa eine digitale Kollekte.
Auch die Sternsinger überlegen, wie sie Geld für notleidende Kinder sammeln können. Dirk Bingener, Präsident des Hilfswerks der Sternsinger, gibt sich zuversichtlich, dass auch in diesem Winter junge Sternsinger von Tür zu Tür ziehen. Zugleich wisse man um die Verantwortung, besonders beim Besuch von älteren oder kranken Menschen. „Sternsingen auf Abstand, unterwegs mit Mund- und Nasenschutz, eine kontaktlose Spendenübergabe – es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die wir vorbereiten.“ Schließlich sei der persönlich überbrachte Segen „ein wichtiges Zeichen für Hoffnung, Zuversicht und Zusammenhalt“. (red, dpa)