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Bald im EinsatzSo sehen die neuen Straßenbahnen von der KVB aus

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Köln: Vorstellung eines 1:1-Modells der neuen Generation von Niederflur-Stadtbahnen im Straßenbahn-Museum Thielenbruch.

Köln – Normalerweise werden im KVB-Museum in Thielenbruch historische Straßenbahnen gezeigt, aktuell bieten die Kölner Verkehrs-Betriebe aber auch einen Blick in die Zukunft. Ein 1:1-Modell zeigt den vorderen Teil der neuen Generation von Niederflur-Stadtbahnen, die schon bald in Köln rollen sollen. Die Vorserie des Typs NF 12 soll zunächst ab 2024 ein Jahr lang erprobt werden, bevor die Lieferung der Serienfahrzeuge dann im Juli 2025 startet. Innen und außen verspricht der Modell-Zug den Aufbruch in eine neue Design-Ära. Auch technisch sind viele Neuerungen geplant.

Neue Straßenbahn kann auch von Kölnerinnen und Kölnern begutachtet werden

Damit Konstruktionsfehler nicht aufwändig im Nachhinein behoben werden müssen, gehen die KVB neue Wege: Mitarbeiter und Vertreter mehrerer Verbände sind zur Besichtigung des Modells eingeladen, um Probleme zu benennen. Viele Verbesserungsvorschläge sind in das zehn Meter lange „Design-Mockup“, einem detailgetreuen Abbild der künftigen Züge, bereits eingeflossen: Behindertenverbände zum Beispiel hatten schon im vergangenen Jahr an abgespeckten Modellen Gelegenheit, ihre Anregungen zu äußern.

Alle Kölnerinnen und Kölner können sich das Design-Mockup am Samstag und Sonntag, 30. und 31. Juli, jeweils 11 bis 17 Uhr, ansehen und ebenfalls ihre Ideen an die KVB weiterleiten. Allzu umfangreiche Änderungen könne es aber nicht mehr geben, so der stellvertretende Projektleiter Hans Bauer: „Das Projekt ist schon sehr fortgeschritten.“ Hier und da gibt es jedoch noch Handlungsbedarf: Kanten im Boden der Eingangsbereiche etwa könnten sich zu Stolperfallen entwickeln, Stangen mit Haltegriffen sind ungünstig positioniert.

KVB investiert rund 363 Millionen Euro

Vom Hersteller Alstom werden die KVB 62 Niederflurfahrzeuge mit einer Länge von 60 Metern beziehen, dazu kommen zwei rund 30 Meter lange Fahrzeuge. Außerdem gibt es eine Option für den Kauf von bis zu elf weiteren Lang- und 25 Kurzzügen. Das Investitionsvolumen beträgt rund 363 Millionen Euro. Mit den Neuerwerbungen sollen die 124 Bahnen der Baureihe K 4000 ersetzt werden, die zum Teil noch aus den 1990-er Jahren stammen. Niederflurbahnen fahren in Köln auf den Linien 1, 7, 9, 12 und 15, hier sind die Bahnsteige nur 35 Zentimeter hoch. Auf der Ost-West-Achse (Linien 1 und 9) soll der NF 12 eines Tages auch als 90 Meter langer Verband aus Lang- und Kurzzug fahren. Die Kapazität kann auf diese Weise um 50 Prozent gesteigert werden.

KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks sprach am Mittwoch von zahlreichen Komfort-Verbesserungen. Die 60 Meter langen Züge haben im Vergleich zu den heutigen Fahrzeugen zehn anstatt bisher acht Fahrgasttüren auf jeder Seite. Hinzu kommen zehn zusätzliche Sitzplätze. Ist eine Tür intakt, leuchtet eine LED-Leiste rund um den Eingang grün, bei Defekten rot. Die KVB versprechen besonders umweltfreundliche CO-2-Klimaanlagen und ein Beleuchtungskonzept, das sich an die äußeren Lichtverhältnisse anpasst.

Moderne Technik soll Unfälle vermeiden – Spiegel von Kameras abgelöst

Unfälle sollen durch moderne Technik vermieden werden. Eine freiliegende Kupplung gibt es bei den 60-Meter-Langzügen nicht mehr. Werden ein Lang- und ein Kurzzug gekoppelt, wird der Kupplungsraum mit Kameras überwacht. Ein Kollisionswarnsystem soll dem Fahrer Objekte auf den Gleisen in bis zu 80 Metern Entfernung melden. Herkömmliche Außenspiegel werden ebenfalls durch eine Kameraüberwachung abgelöst, die auch den vorderen Bereich des Zugs abdeckt. Ob bald eine Instandsetzung ansteht, sollen Sensoren schon im Voraus erkennen können. „Wir haben über 1600 Anforderungen an das Fahrzeug gestellt“, so Hans Bauer: „Das ist eine Herausforderung für den Hersteller.“

Man habe sich „sehr sehr viele Gedanken“ gemacht, so KVB-Chefin Stefanie Haaks, die ein einheitliches KVB-Design aus roten Sitzen in allen Bussen und Bahnen ankündigte. Auch die künftige Verwendung des Design-Modells steht bereits fest: Der Fahrerstand wird künftig zu einem Fahrsimulator zur Schulung des KVB-Personals umgebaut.