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Finanz-Zusage des Bundes gefordertKVB verliert 2024 rund 102 Millionen Euro durch das Deutschlandticket

Lesezeit 2 Minuten
01.08.2023, Köln: 
Die Hochbahnstrecke (Hochbahn) der Stadbahnlinie 13 zwischen Amsterdamer Straße und Nußbaumer Straße gilt intern als Sanierungsfall. Die Stadt bezeichnet den Zustand als nicht ausreichend. Technisch handelt es sich bei der 1974 eingeweihten Strecke um viele einzelne Brückenbauwerke. Hier MerheimerStraße.
 Foto: Uwe Weiser

Die KVB muss wie die gesamte Nahverkehrsbranche mit großen Unsicherheiten bei der Finanzierung leben.

Der Bund hat bisher keine Garantie abgegeben, auch im kommenden Jahr alle Verluste der Verkehrsunternehmen aus dem Deutschlandticket auszugleichen.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe rechnen für das laufende Jahr mit einem Einnahmeverlust allein durch die Einführung des Deutschlandtickets von 56 Millionen Euro und für 2024 mit rund 102 Millionen Euro.

Eine Aussage darüber, wie sich diese Zahlen auf das Unternehmensergebnis auswirken werden, könnten daraus aber noch nicht abgeleitet werden, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Laut KVB-Geschäftsbericht lag der Verlust für das Jahr 2022 bei 143,5 Millionen Euro. Für 2023 werden 141,2 Millionen Euro erwartet.

35 Prozent der VRS-Kunden nutzen das Deutschlandticket

Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) erwartet, die KVB-Kalkulation eingerechnet, für 2023 allein durch das Deutschlandticket insgesamt Mindereinnahmen von mindestens 120 Millionen Euro, für 2024 geht man von mindestens 180 Millionen aus. In diesen Zahlen sind die finanziellen Auswirkungen der Deutschlandticket-Variante für Schülerinnen und Schüler noch nicht enthalten.

Vor Einführung des Deutschlandtickets im Mai waren rund 73 Prozent aller VRS-Kunden mit Zeitkarten unterwegs, die restlichen 23 Prozent nutzten als Gelegenheitsfahrer Einzel- und Mehrfahrtentickets oder den E-Tarif. Diese Zahlen haben sich im zweiten Halbjahr mit dem Deutschlandticket deutlich verschoben. 35 Prozent aller VRS-Kunden nutzen das neue Angebot, der Anteil der Zeitkarten sank auf 49 Prozent, der Bartarif einschließlich der E-Tickets auf 16 Prozent. Auch hier sind die Auswirkungen des sogenannten Deutschlandtickets Schule nicht eingerechnet.

Finanzierung für 2024 noch ungeklärt

Die Finanzierung des Deutschlandtickets für das kommende Jahr ist noch nicht geklärt. Bisher gilt als gesichert, dass Bund und Land die Verluste der Verkehrsunternehmen durch das neue Angebot in einer Größenordnung von drei Milliarden Euro ausgleichen werden. Ob darüberhinausgehende Verluste wie in diesem Jahr auch je zur Hälfte von Bund und Land übernommen werden, ist noch offen.

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) bezeichnete die Aussagen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), bei den Ländern und den Verkehrsunternehmen seien bundesweit Sparpotenziale von zwei Milliarden Euro zu heben, auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ als „zynisch“. Alle Effizienzreserven seien in den vergangenen Jahren erschlossen worden. „Wir haben mit den gleichen Geldmitteln erheblich mehr Verkehr zur Verfügung gestellt.“

Beim Deutschlandticket „haben die Länder schon vor Monaten zugesichert, dass sie auch 2024 für eine Nachschusspflicht zur Verfügung stehen. Wir warten nur noch auf den Bund. Es reicht nicht, sich für das Deutschlandticket in Berlin zu feiern und andere die Arbeit machen zu lassen.“

Die Verkehrsbetriebe seine Wirtschaftsunternehmen, „die kalkulieren müssen. Sie haben die Erwartungshaltung, dass das schnell erledigt wird“, so Krischer.