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Familienvater in Köln angeklagtGeplanter Auftragsmord entpuppt sich als „Räuberpistole“

Lesezeit 2 Minuten
Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Claudiu M. Knepp beim Prozess im Landgericht Köln.

Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Claudiu M. Knepp beim Prozess im Landgericht Köln.

Schweren Vorwürfen musste sich ein Familienvater vor dem Landgericht Köln stellen. Er soll einen Auftragskiller gesucht haben.

Aus nichtigem Anlass soll ein im Rheinland tätiger Bauarbeiter aus Rumänien geplant haben, die Verlobte seines Bruders zu töten. Laut Staatsanwaltschaft habe er einen Arbeitskollegen als Auftragskiller anwerben wollen, gegen 10.000 Euro Bezahlung. Beim Prozess vor dem Kölner Landgericht am Mittwoch entpuppten sich die Vorwürfe für den Richter als „Räuberpistole“.

Köln: Staatsanwaltschaft sah versuchte Anstiftung zum Mord

Laut Anklageschrift, die auf versuchte Anstiftung zum Mord lautete, soll der Angeklagte dem Kollegen vorgeschlagen haben, dass dieser am Audi A4 seiner zukünftigen Schwägerin die Bremsen manipuliere, „sodass diese bei einem Unfall versterbe“. Auch ein Anzünden des Autos soll eine Option gewesen sein. Zu einer Straftat zum Nachteil der Frau kam es aber nicht.

Laut Ermittlern soll der Angeklagte den Kollegen mehrfach angesprochen und ihm zuletzt an dessen Wohnanschrift in der Trimbornstraße in Kalk auch ein Geldbündel präsentiert haben – um zu zeigen, dass die in Aussicht gestellte Bezahlung „kein Problem“ sei. „Hör auf, mir sowas vorzuschlagen, ich tue sowas nicht“, habe der ins Auge gefasste „Auftragskiller“ da geantwortet.

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Angeklagter wurde in Rumänien verhaftet

Hintergrund sollen Streitigkeiten zwischen dem Angeklagten und dessen Bruder gewesen sein. Die Verlobte soll angeblich einen schlechten Einfluss auf den Bruder gehabt haben, gemeinsame Geschäfte im Baugewerbe hätten darunter gelitten. Er habe nicht mit seinem Bruder zusammen gearbeitet, äußerte der Beschuldigte zu Prozessbeginn, zu den Vorwürfen selbst schwieg er allerdings.

Im Zeugenstand wiederholte der Arbeitskollege seine Vorwürfe, sprach aber davon, zunächst alles für einen Scherz gehalten zu haben. Erst Monate später hatte er nach einem Streit dem Bruder des Angeklagten davon berichtet, danach wurde die Polizei eingeschaltet. Der Beschuldigte wurde in Rumänien verhaftet, saß vier Monate in Auslieferungs- und Untersuchungshaft.

Landgericht Köln: Freispruch nach Zeugenaussage

Der Zeuge berichtete weiter, dass er mit dem Angeklagten auch darüber gesprochen habe, die Verlobte „anzubaggern“. Ziel sei es gewesen, diese und den Bruder auseinander zu bringen. Überhaupt habe man sich über einen konkreten Mord gar nicht unterhalten, die angeklagten Manipulationen am Auto der Frau seien unabhängig von einer Tötung ins Spiel gebracht worden.

„Wegen Ihrer Aussagen sitzt ein Mann vier Monate in Haft“, warf Richter Achim Hengstenberg dem Zeugen vor. Wie von Staatsanwalt und Verteidigung beantragt, erging Freispruch. Der Zeuge habe womöglich „Baustellengespräche“ aufgebauscht und auch gelogen, so der Richter. Ein ernsthafter Tötungswille des Angeklagten sei nicht zu erkennen. Für die erlittene U-Haft wird der Familienvater entschädigt.