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WinterhilfeNotschlafstelle für Obdachlose zieht in Kölner Südstadt

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Mehr Platz als im vergangenen Jahr. Die Notschlafstelle der Winterhilfe wird an der Vorgebirgstraße eingerichtet.

Köln – Im Rahmen der Winterhilfe wird die Stadt auch in diesem Jahr wieder zusätzliche Schlafplätze für Obdachlose zur Verfügung stellen. Anders als im vergangenen Winter, als die Notaufnahme in einem Wohngebiet am Neumarkt untergebracht war, was auch zu Belastungen für die Anwohner geführt hatte, ist die Verwaltung nun auf ein Gebäude in die Südstadt ausgewichen.

In der Immobilie an der Vorgebirgstraße/Höhe Bonner Wall waren bis diesen Sommer Flüchtlinge untergebracht, jetzt sollen dort in unwirtlichen Nächten bis zu 120 Männer und Frauen Unterschlupf finden können. Die Unterkunft steht grundsätzlich ab November bis Ende März ausschließlich nachts zur Verfügung. Wann genau die Einrichtung eröffnet, ist noch unklar und wird kurzfristig und in Abhängigkeit von den Witterungsbedingungen entschieden. Die Betreuung übernimmt erneut der Sozialdienst Katholischer Männer (SKM).

Anwohner hatten über Belästigung und Sachbeschädigung geklagt

Im vergangenen Jahr hatte die Winterhilfe, die damals an der Thieboldsgasse untergebracht war, bei einigen Anwohnern und Geschäftsleuten für Unmut gesorgt. Sie hatten über Belästigungen, Sachbeschädigung und eine mangelnde Begleitung durch Polizei und Ordnungsdienst geklagt. So hätten sich Bedürftige oft schon Stunden vor der Öffnung am Abend vor der Tür der Notschlafstelle versammelt, Alkohol getrunken und gelärmt. Schulkinder seien am Morgen auf die Hinterlassenschaften wie Müll und Exkremente gestoßen. Die Stadt sah sich schließlich zu dem Versprechen genötigt, die Winterhilfe künftig nicht mehr an der Thieboldsgasse anzusiedeln.

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Nun also die Vorgebirgstraße 22. Die Lage ist nach Ansicht sowohl der Verwaltung wie auch des SKM wesentlich besser geeignet, weil sich das Gebäude nicht mitten in einem dicht bebauten Wohngebiet befindet. „Das Haus steht relativ allein. Dass es zu Problemen wie in der Thieboldsgasse kommt, halten wir daher für unwahrscheinlich“, sagt Barbara Steinraths, stellvertretende Leiterin des Sozialamts. Lediglich schräg gegenüber gebe es Wohnungen, dazwischen verlaufe aber die breite Vorgebirgstraße.

Das Gebäude sei größer und besser zu bewachen

Sie vermutet zudem, dass in die Südstadt weniger heroinsüchtige Obdachlose kommen werden als in die Thieboldsgasse, die sich in unmittelbarer Nähe zur Drogenszene rund um den Neumarkt befindet. Auch Rainer Best, der beim SKM für die Koordination der Notschlafstellen zuständig ist, geht nach eigenen Worten wesentlich beruhigter in diesen Winter. „Wir können den Zugang zur Notschlafstelle über den Seiteneingang und den teils überdachten Innenhof abwickeln. Die Leute müssen so nicht auf der Straße warten.“ Außerdem sei das Gebäude größer, übersichtlicher und besser zu überwachen.

Sollte es dennoch zu Beeinträchtigungen kommen, werde die Stadt kurzfristig reagieren, verspricht Steinraths. Es sei dann geplant, das Sicherheitskonzept hochzufahren und mehr Wachleute einzusetzen. Neben der temporären Einrichtung in der Südstadt werden auch einige bestehende ganzjährige Notschlafstellen im Winter aufgestockt.

So richten die Diakonie Michaelshoven sowie der Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) jeweils zwei zusätzliche Plätze für Frauen ein. Beim SKF dürfen auch Haustiere mitgebracht werden. Beim Internationalen Bund stehen vier Plätze für Männer und Frauen, auch mit Haustieren, bereit.

Hotline für wohnungslose Menschen eingerichtet

Die Stadt richtet zudem zusammen mit der Wohnungslosenhilfe „Haus Rupprechtstraße“ eine Hotline ein, die täglich 24 Stunden zu erreichen ist. Unter der Nummer 0221/47 45 55 45 können sich Bürger melden, wenn sie hilflose wohnungslose Menschen bemerken, die bei Minustemperaturen im Freien schlafen. Bei Kältegängen werden Mitarbeiter der Stadt die Obdachlosen aufsuchen, um Bedürftige auf die Übernachtungsmöglichkeiten hinzuweisen.