Wo früher in Köln Helikopter in Richtung Brüssel starteten, spiele heute die Kölner Basktelball.
Der Platz im Inneren Grüngürtel ist für Historiker nicht bloß ein alter Sportplatz, der nun weichen soll, sondern ein Stück Stadtgeschichte.
Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) bereitet noch ein weiterer Aspekt des Projekts Bauchschmerzen.
Köln – Für die Stadt ist es nur ein veralteter Sportplatz, für Geschichtsinteressierte ein Ort Kölner Verkehrshistorie. Der Plan des Sportamts, die Basketball-Anlage im Inneren Grüngürtel zwischen Venloer Straße und Vogelsanger Straße abzureißen, stößt auf Kritik von mehreren Seiten. Die Verwaltung möchte laut Beschlussvorlage für die Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt am kommenden Mittwoch mit einer Handelskette für Freizeitkleidung und Sportschuhe einen Sponsoringvertrag abschließen, wonach der Konzern in dem Bereich des Grüngürtels eine neue Street- und Basketball-Anlage für rund 415.000 Euro errichtet und an die Stadt überträgt.
Die Anlage soll aus zwei Feldern in den Ausmaßen 17 mal 16 Metern sowie 17 mal 30 Metern bestehen, Pflege und Wartung soll Sache der Stadt sein. Die bisherige Basketball-Anlage in unmittelbarer Nähe des geplanten Standorts soll im Gegenzug entfernt und begrünt werden – ganz zum Ärger der „IG Köln-Geschichte“, einem Zusammenschluss von Lokalhistorikern und Sammlern.
Kölner soll Sport auf ehemaligem Landesplatz machen
Bei dem 1995 angelegten Basketballfeld handele es sich um den historischen Standort eines Hubschrauber-Landesplatzes, gibt Werner Müller vom Historischen Luftfahrtarchiv Köln zu bedenken.
Von 1953 bis 1966 hoben hier stattliche Helikopter der belgischen Fluggesellschaft Sabena ab, um Fluggäste nach Brüssel zu bringen. In Brüssel stiegen die Passagiere dann in Flugzeuge nach New York um. Diese umständliche Lösung sei auf die damaligen Einschränkungen des deutschen Flugbetriebs zurückzuführen gewesen, sagt Müller: „Die Lufthansa durfte in den ersten Jahren nach dem Krieg nicht interkontinental fliegen.“
Mehr als ein Flughafen
Der unscheinbare Basketballplatz, der die Originalgröße des Landeplatzes widerspiegele, und der kleine Weg dorthin hätten also einen Wert für die unmittelbare Nachkriegs-Luftfahrtgeschichte Kölns. Für die IG Köln-Geschichte war der „Heliport“ mehr als ein simpler Flughafen – „er war auch ein Sinnbild für die Vielfältigkeit des Aufbruchs nach dem Zweiten Weltkrieg“. Werner Müller fordert, den Platz zu belassen und mit einer Erinnerungstafel zu versehen: „Es kann nicht sein, dass eine historische Luftfahrtstätte abgerissen wird, nur um ein bisschen Rasen einzusäen.“
Laut Verwaltung entspricht diese „eingeschränkte Fläche“ jedoch nicht mehr dem aktuellen Standard. Der harte Asphalt- und Betonbelag sei spröde, die Körbe beschädigt und die Linien nicht mehr vorhanden. Eine baldige Sperrung sei zu befürchten.
Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) bereitet ein weiterer Aspekt des Projekts Bauchschmerzen. So solle dem Sportartikelkonzern das Recht eingeräumt werden, auf der neuen Anlage fünf Sportveranstaltungen pro Jahr zu organisieren. Für ihn bedeuteten solche „Events“ den „Anfang der Kommerzialisierung des Grüngürtels“, so Hupke. Seine Fraktion werde deshalb am Mittwoch beantragen, den Punkt zu vertagen. Offene Fragen sollten bei einem Ortstermin geklärt werden, bei dem auch Lokalhistoriker und Vertreter des Grünflächenamts dabei sein müssten.