Rea Garvey macht auf seiner kommenden Tour am 24. April Halt in der Arena. Ein Gespräch über sein neues Album und seinen Glauben.
Rea Garvey kommt nach Köln„Ich bin in der katholischen Kirche aufgewachsen – ein Elend“
Wenn Rea Garvey wieder durch die großen Arenen des Landes tourt, weiß er ganz genau, was er braucht. Vor einem Auftritt ist eine gewisse Routine hilfreich, auch wenn er zu feste Strukturen eigentlich nicht mag, wie er sagt. „Ich mache mein Vocal-Warm-Up, das dauert bis zu 45 Minuten. Diese Zeit nutze ich auch, um allein zu sein. Das ist nicht unbedingt schön anzuhören, daher lassen die meisten mich dann in Ruhe. Das ist schön für mich, um meine Mitte zu finden“, verrät der 50-Jährige im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Aber gleichzeitig genießt er es, vorher Zeit mit der Band zu verbringen. „Ich liebe es, mit der Band abzuhängen. Für mich ist das Bandgefühl wichtig und dass wir uns wie eine Einheit fühlen.“
Bevor er vor Tausenden Menschen performt, ist ihm eines noch heilig: „Ich sage ein Gebet. Mein Glaube ist mir wichtig und das ist der Moment, um dankbar zu sein, da ich es sehr schätze, wo ich im Leben stehe und es nicht als gegeben ansehe.“
Rea Garvey wurde mit Band Reamonn in Deutschland berühmt
Garvey, der 1998 von Irland nach Deutschland zog, möchte seinen Glauben aber unabhängig von der Konfession verstanden wissen. „In Irland ist der Glaube Teil der Kultur, man wird quasi dazu gedrängt, es zu leben. In mir hat sich irgendwann eine Abwehr gebildet, ich wollte das nicht mehr. Ich bin nicht religiös, sondern gläubig, christlich und nicht zu einer Kirche zugehörig.“
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Als der frühere Frontmann der nach ihm benannten Band Reamonn ein Kind war, prägte die katholische Kirche seinen Alltag maßgeblich. Er ging auf eine katholische Schule und sonntags war der Gang zur Messe gesetzt. „Ich bin in der katholischen Kirche aufgewachsen und es war ein Elend. Es gab nette Priester, von denen ich viel gelernt habe und nicht so nette. Ich habe mich dort nicht mehr wohl gefühlt,“ so der Sänger.
Lange Zeit habe er sich verloren gefühlt, doch dann wieder zum Glauben gefunden. „Ich kann über meine Beziehung zu Gott sprechen und wie es mir damit ergeht, aber ich bin kein Prediger, der seinen Glauben an Andere heranträgt. Ich brauche ihn, um mich zu stärken und schwere Dinge abzugeben.“
Sein geplantes neues Album „Halo“, was übersetzt Lichtkranz oder Heiligenschein bedeutet, ist jedoch nicht auf das Religiöse zu reduzieren, so Garvey. „Es gibt viele Bedeutungen für Halo. Das ist für mich das, was man ausstrahlt. Ich glaube, dass die Heiligen damals solche waren, die eine starke Ausstrahlung besaßen. Jeder kennt so einen Menschen, den man, sobald er den Raum betritt, umarmen möchte, weil man liebt, was er ausstrahlt.“
Mit seinen neuen Liedern hat er sich daher vorgenommen, Hoffnung und Stärke zu spenden: „Ich bin an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich viele Erfahrungen habe und darüber spreche. Ich möchte denjenigen meine musikalische Hand ausstrecken, die es momentan nicht leicht haben. Wir haben gedacht, die harte Zeit sei hinter uns, aber es ist wie ein Sturm, es kommt immer ein Nachschlag.“ Garvey bezieht sich dabei auf die Teuerung des Lebens, aber auch auf die Menschen, die sich sozial abgehängt fühlen. „Als Musiker hat man die Aufgabe, eine Rolle anzubieten, die Nähe und Freude schafft. Das meine ich mit Halo.“
Rea Garvey: Juror bei The Voice of Germany
Garvey wurde Anfang der Nullerjahre mit dem Hit „Supergirl“ international bekannt und blieb in Deutschland. Auch als Solo-Künstler gelangen ihm hohe Platzierungen in den Charts. Zudem war er bis 2022 mehrere Jahre als Juror bei der TV-Sendung „The Voice of Germany“ aktiv und wirkte bei „The Masked Singer“ mit. Mit 50 ist er in der Mitte des Lebens angekommen. Kein Grund für den Familienvater und Ehemann, die grundsätzliche Neugier abzulegen: „Etwas Neues zu lernen, das ist die Jugend der Seele. Wenn man es nicht mehr möchte, beginnt man alt zu werden.“
Kölner Fans können sich am Mittwoch, 24. April, in der Lanxess-Arena ein Bild über die Energie des Popstars machen.Nach Köln verschlägt es den Iren oft. „Wer Köln kennt, weiß, dass die Menschen die schönste Seite Kölns sind. Ich habe sehr viele lange Nächte in Köln verbracht. Einer meiner besten Freunde ist Kölner. Die Iren und die Kölner haben eine ähnliche Perspektive aufs Leben“, so Garvey. Katholizismus, Bier – Parallelen gebe es einige, aber: „Für mich sind die Gläser ein bisschen zu klein, aber davon kann man ja immer mehrere bestellen.“