Ein neues Dokument aus Rom stellt die Menschenwürde in den Mittelpunkt. Darin geht es auch um Abtreibungen und Geschlechtsumwandlungen.
Von Papst gebilligte ErklärungVatikan kritisiert „Gender-Theorie“ als „sehr gefährliche Ideologie“
In einer Grundsatzerklärung hat der Vatikan am Montag Abtreibungen, Leihmutterschaften, Geschlechtsumwandlungen und „Gender-Theorie“ als „schwere Verstöße gegen die Menschenwürde“ verurteilt.
Die am Montag veröffentlichte, von Papst Franziskus gebilligte und mehr als 20 Seiten umfassende Erklärung „Dignitas infinita“ (Unendliche Würde) des römischen Dikasteriums für die Glaubenslehre listet zudem weitere „schwere Verletzungen“ der Menschenwürde auf, darunter Krieg und Armut sowie Gewalt gegen Migranten, Frauen und LGBT+-Personen.
Anlass für das neue Dokument, dessen Ausarbeitung sich über fünf Jahre hingezogen hatte, ist der 75. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte im vergangenen Dezember. Vier Monate nach der insbesondere von konservativen Teilen der katholischen Kirche heftig kritisierten Erlaubnis des Vatikans zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gilt es zudem als Versuch, die Spaltungen innerhalb der Kirche zu überbrücken.
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Der Text prangert es als „Verstoß gegen die Menschenwürde“ an, „dass mancherorts nicht wenige Menschen allein aufgrund ihrer sexuellen Orientierung inhaftiert, gefoltert und sogar des Lebens beraubt werden“. Zugleich kritisiert Franziskus mit scharfen Worten die „Gender-Theorie“ als „sehr gefährliche Ideologie“ an, da sie „eine Gesellschaft ohne Geschlechterdifferenz in Aussicht“ stelle und „die anthropologische Grundlage der Familie“ aushöhle.
Vatikan verurteilt Gewalt gegen Frauen scharf
Ausführlich geht der Text auf Gewalt gegen Frauen ein. Femizide könnten „nicht genug verurteilt werden“, heißt es in dem Text. Hier sei „das Engagement der gesamten internationalen Gemeinschaft“ gefragt.
Beim Thema sexueller Missbrauch nimmt der Text auch die von zahlreichen Missbrauchsskandalen erschütterte katholische Kirche in die Verantwortung. Das gesellschaftlich weit verbreitete „Phänomen“ betreffe „auch die Kirche und stellt ein ernsthaftes Hindernis für ihre Sendung dar“. „Daher setzt sie sich unermüdlich dafür ein, allen Arten von Missbrauch ein Ende zu setzen, und zwar beginnend im Inneren der Kirche.“
Im Laufe seiner Amtszeit hat Papst Franziskus die Bedeutung einer für alle offenen Kirche betont. Seit dem Beginn seines Pontifikats 2013 hat er an einer Reformierung der Kirche gearbeitet und versuch sie weniger hierarchisch zu gestalten. (afp)