Nach zwei Jahren mit Corona-Beschränkungen erwartet die Stadt Köln in diesem Jahr wieder deutlich mehr Anstrurm auf die Weihnachtsmärkte und den Einzelhandel. Wir erklären das umstrittene Verkehrskonzept für Dezember.
Sechs Millionen Besucher erwartetSo will Köln den Ansturm in der Vorweihnachtszeit meistern
Bis zu sechs Millionen Menschen werden die Kölner Weihnachtsmärkte in diesem Jahr besuchen, so die Schätzung von Jürgen Amann, Geschäftsführer von KölnTourismus, mit Blick auf die Zahlen der vergangenen Jahre. Nie war es so kompliziert wie in diesem Jahr, den Ansturm vorherzusehen. Wie wirken sich die zweijährigen Corona-Beschränkungen aus? Wollen Kölnerinnen und Touristen ihre Weihnachtserlebnis in der Stadt nachholen oder haben es sich viele schlicht abgewöhnt? Werden viele Menschen aufgrund der Inflation auf teure Weihnachtseinkäufe verzichten oder nicht?
In Köln jedenfalls bereiten sich alle Akteure vorsichtshalber auf viele Millionen Gäste ein. Die Stadt hat gemeinsam mit der KVB, der Polizei, Regionalverbänden und dem Stadtmarketing ein Verkehrskonzept entwickeln, um die Massen sicher und schnell durch die Stadt zu manövrieren. Die zentrale Botschaft aller Akteure: Autos meiden und dafür den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Ansonsten drohe eine Überlastung des Straßennetzes und stundenlanger Stau an den Wochenenden.
KVB-Sprecher zum Kölner Advent: „Der öffentliche Nahverkehr und das Fahrrad sind gute Alternativen“
„Der öffentliche Nahverkehr und das Fahrrad sind gute Alternativen zur Vermeidung der Probleme im Vorweihnachtsverkehr“, sagt KVB-Sprecher Stephan Anemüller. Dafür wurden unterschiedliche Anreize geschaffen. Personen, die an der Lanxess Arena, dem Kaiser-Wilhelm-Ring und Haus Vorst parken, brauchen an den vier Samstagen vor Weihnachten kein zusätzliches ÖPNV-Ticket. Stattdessen gilt ihr Parkschein als Fahrausweis für den Kölner Nahverkehr – für bis zu fünf Personen.
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Auf der zentralen Ost-West-Achse sieht sich die KVB mit einer vierminütigen Taktung der sich ergänzenden Linien 1, 7 und 9 gut aufgestellt. Am 4. Dezember, dem einzigen verkaufsoffenen Sonntag der Adventszeit, wird die Taktung erhöht, um näher an das Samstagsniveau zu rücken. Auf der Linie 146 fahren im Dezember längere Gelenkbusse, um die notwendige Kapazität zu erreichen.
Reisebusse halten nur an Kölner Messe in Deutz
Um Chaos zu vermeiden, halten Reisebusse in diesem Jahr ausschließlich auf dem Parkplatz P22 an der Messe, Shuttlebusse bringen die Touristen über den Rhein zum Heumarkt. Im vergangenen Jahr war das Aufkommen „überschaubar“, wie Patric Stieler, Leiter des Amtes für Verkehrsmanagement, sagt. Coronabedingt haben sich nur 258 Reisebusse auf den Weg in die Stadt gemacht, der Höchststand lag an einem Samstag bei 53 Bussen.
„In diesem Jahr erwarten wir wieder deutlich mehr Busse“, sagt Stieler. Der Halt an der Gereonstraße wird für die Adventszeit gesperrt, um Staus zu vermeiden. Die Polizei kündigte an, an allen Kölner Weihnachtsmärkten präsent zu sein, teilweise in zivil, teilweise in Uniform. Auch, um den Verkehr im Notfall umzugestalten.
IHK kritisiert Stadt Köln: „Chaotische Organisation des Weihnachtsverkehrs“
Die Kölner Industrie- und Handelskammer (IHK) kritisiert diese Maßnahme. Es bestehe die Gefahr, dass vielen Gästen der Besuch in Köln durch „die chaotische Organisation des Weihnachtsverkehrs verleidet wird“, sagt Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein. „Mit diesem Konzept zum Weihnachtsverkehr fühlen sich die Besucher in Köln nicht willkommen und es ist nicht im Interesse von Handel und Gastronomie, den Gästen so etwas zuzumuten“, so Vetterlein weiter.
Auch Jürgen Weinzierl, Vorsitzender des Verbands nordrhein-westfälischer Omnibusunternehmen, sagt: „Schon im vergangenen Jahr hat das Konzept zu erschreckenden Zuständen in den Shuttles und zu großem Unmut bei den Besuchern sowie den Busunternehmen geführt. Und dieses Jahr sind wesentlich mehr Besucherinnen und Besucher zu erwarten.“ Es sei absehbar, dass das Konzept nicht funktionieren werde. Aus Sicht der Stadt wird das Chaos durch einen zentralen Haltepunkt hingegen reduziert.
Um den Ansturm zu bewältigen, wird die rechte Fahrspur der Deutzer Brücke an den Adventssamstagen für Taxis und Busse reserviert. In der Folge bittet die Stadt Autofahrer, eine Umleitung über die Severinsbrücke zu nutzen. Oder im besten Fall die Innenstadt gar nicht erst mit dem Auto anzufahren.
Patric Stieler verweist zu diesem Zweck darauf, dass die sieben größten Weihnachtsmärkte der Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln direkt zu erreichen sind – und dass am Stadtrand 20.000 „Park & Ride“-Plätze für den Umstieg von Auto auf Bus und Bahn zur Verfügung stehen. Ob der Appell ausreicht, werden erst die Wochenenden der Weihnachtszeit zeigen.