Über Trude Herrs ganz eigene Professionalität, Anekdoten aus Sydney und einen Auftritt im WDR, der alles veränderte.
Wolfgang Niedecken und Tommy Engel erinnern sichSo entstand der Trude-Herr-Klassiker „Niemals geht man so ganz“
Im Herbst 1986 beginnt die Geschichte eines der bekanntesten kölschen Lieder – „Niemals geht man so ganz“ von Trude Herr. „Heute ist der Song die absolute Nummer 1 auf Melaten“, sagt Komponist Jürgen Fritz lachend über das mit Trude, Tommy Engel und Wolfgang Niedecken eingesungene Stück. Doch der Weg dahin war lang und deutlich komplizierter, als die meisten wissen.
„Herbert Schäfer war der Mann, der das damals ins Rollen gebracht hat“, erzählt Jürgen Fritz rückblickend. Trude hätte in ihren Stücken im eigenen „Theater im Vringsveedel“ immer wieder bekannte Songs gecovert und eingekölscht. „Manchmol“ etwa nach „Mandy“ von Barry Manilow oder „Ich sage, was ich meine“ nach „You Don't Have to Say You Love Me“ von Dusty Springfield. Schäfer schlug vor, aus den Herr-Songs ein Album zu machen.
Der Beginn der Geschichte
Herbert Schäfer baute die Kulissen im Theater im Vringsveedel, aber auch für große Fernsehshows im Infostudio in Monheim. Von dort kannte er Jürgen Fritz und Thomas „Tom“ Brück. Die Musiker, beide aus Köln-Dellbrück, hatten Anfang der 1980er Jahre trotz zwischenzeitlicher Erfolge ihre international orientierten Projekte „Triumvirat“ (Fritz) und „Satin Whale“ (Brück) beerdigt und waren „auf die andere Seite der Scheibe“ gewechselt. Sie arbeiteten als Produzenten und Arrangeure auch in Monheim. „Trude haben wir dann kennengelernt“, erinnert sich Fritz, „haben uns im Theater angeguckt, was sie dort macht.“ Beide Seiten fanden Gefallen aneinander, und im Oktober 1986 begann man mit den Aufnahmen.
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Hier fängt die Geschichte von „Niemals geht man so ganz“ an. „Es gab einen Song, den sie betextet hatte, ‚Every Beat Of My Heart‘ von Rod Stewart“, sagt Jürgen Fritz. „Darauf hatte sie diese Zeile getextet, das sollte ihr Abschiedslied von Köln werden.“ Sie sei ja nicht die Gesündeste gewesen und irgendwann hieß es, dass sie nach Fidschi wolle, weil es ihr im dortigen Klima besser ginge.
Das sei gut für ihre Beine dort am Wasser. Fritz: „Wir haben im Studio am Klavier an der Nummer gearbeitet und es wurde schnell klar: Dat is et nit. Das passt nicht.“ Was Trude gar nicht lustig fand. „Die ist stinksauer abgedampft und hat sich einige Tage nicht blicken lassen“, erzählt Tom Brück. Man habe dann überlegt, selbst eine Melodie zum Text zu schreiben.
Die Melodie kam auf der Autofahrt
Jürgen Fritz erzählt: „Ich wohnte damals in Rösrath und am nächsten Morgen, auf dem Weg nach Monheim, trällerte ich die ganze Fahrt so vor mich hin. Niemals da da dadada da da da … und als ich ankam, hatte ich die Melodie. Ich habe das Tom vorgespielt und der Rest, der Vers, das war einfach. Diese Intro-Melodie, das war dann auch noch ein Signature-Element. Ab dem Moment war uns klar, dass das eine richtig große Nummer werden könnte.“
Und man überlegte, zwei jüngere Kölner Künstler einzubinden. „Und Mitte der Achtziger gab es zwei Sänger, die prädestiniert waren, Trude einen würdigen Abschied zu geben“, sagt Jürgen Fritz rückblickend. „Tommy Engel und Wolfgang Niedecken. Der Gedanke war elektrisierend. Und die haben direkt zugesagt.“ Fritz hatte einen guten Draht zu Engel, Brück zu Niedecken, der lange vor BAP für dessen Band „Satin Whale“ kurz als Roadie im Einsatz gewesen war. „Irgendwann ist Trude wieder aufgetaucht, wir haben ihr Idee und Melodie vorgespielt, und sie hat den Text finalisiert“, erzählt Brück.
Niedecken und Brück singen Songs mit ein
Man schickte Demos und Texte an die Mitsänger und vereinbarte einen Studiotermin, bei dem Niedecken auch den Stones-Klassiker „Beast of Burden“ mit Herr einsang als „Hipp vum Nümaat“. Tom Brück: „Wir haben gequatscht und Dönekes erzählt, über die Vier Botze etwa, bei denen Tommys Vater gespielt hatte.“ Trude sei direkt nach dem Krieg auch mit denen unterwegs gewesen, im Vorgebirge, um an Lebensmittel zu kommen. „Do han mer ärm Jeseechter jeübt“, hätte Trude erzählt. Die Atmosphäre sei super gewesen.
„Der Text zu ‚Niemals geht man so ganz‘ war komplett hochdeutsch und darüber gab es auch keine Diskussionen an dem Abend“, so Brück. Trude Herr hatte danach alle ihre Parts eingesungen und musste für eine Bypass-Operation ins Krankenhaus. Mittlerweile war man an dem Punkt, dass das Album soweit fertig war und die EMI den Druck erhöhte, wann es wohl erscheinen könne. In den folgenden vier Wochen mischte Brück die Songs ab, ein Termin für das Überspielen der Bänder auf Matrizen, also die Vorlagen, um Vinylplatten zu pressen, im EMI-Presswerk stand.
Spontaner Rückzug kurz vor Veröffentlichung
Am Abend vorher klingelte allerdings Brücks Telefon. Manfred Schmidt, bundesweit agierender Partymacher (er brachte etwa beim Kölner „EMI-Treff“ Prominente aus Politik, Kultur und Medien zusammen) und damals auch Manager von Trude Herr, teilte mit, dass Wolfgang Niedecken interveniert habe. Noch am selben Abend trafen sich Fritz und Brück mit Schmidt im „Etrusca“ auf der Zülpicher Straße zum Krisengespräch und der erzählte, Wolfgang Niedecken habe in Absprache mit Tommy Engel erklärt, dass man die hochdeutschen Zeilen so nicht freigeben könne.
Der Song klänge zu sehr nach Schlager, das könne man den Fans gegenüber nicht verantworten. Unterstützung von Seiten der EMI gab es laut Brück auch nicht. Wenn ein Bestseller wie Niedecken nicht wolle, dann wäre das eben so. Immerhin erreichten die drei, dass die beiden Sänger Trude Herr einen Besuch im Krankenhaus abstatteten, um ihr den Rückzug zu erklären.
Zeilen wurden „ruckzuck eingekölscht“
Die wollten die hochverehrte Südstadt-Nachbarin allerdings auch nicht komplett hängen lassen. Mit dem Kompromissvorschlag, die von ihnen gesungenen Strophen ins Kölsche zu übertragen und erneut einzusingen, den Trude-Herr-Part sowie den Refrain mit Rücksicht auf die Bettlägerige aber im Hochdeutschen zu belassen, machten sich Niedecken und Engel auf den Weg. „Der Wolfgang ist ja schnell bei sowas“, sagt Tommy Engel, „der hatte das ruckzuck eingekölscht, ohne den Charakter zu verändern.“
Trude Herr stimmte erleichtert zu, die neuen Passagen wurden im Bickendorfer „Studio N“ aufgenommen. Brück mischte den Song neu ab und misst ihm heute richtungsweisende Bedeutung zu: „Hochdeutsche Refrains zu kölschen Texten haben seither viele Bands immer wieder gemacht.“ Beispiele seien etwa „Viva Colonia“ von den Höhnern oder „Schön ist das Leben“ der Paveier – Songs, die auch jenseits des Bonner Verteilers in Mainz oder München ankommen. Und Jürgen Fritz ergänzt: „Am Ende des Tages muss man sagen, die Wahrheit ist, dass Tommy und Wolfgang auf Kölsch viel authentischer sind, und das hat auch Trude dann eingesehen.“
Ein hartgesottenes Mädchen
Der ging es nicht gut. Alkohol trank sie keinen, aber Rauchen tat sie immer noch. Und die Arbeit im Studio war anstrengend für die voluminöse Dame. „Ich weiß nicht mehr bei welchem Song“, erinnert sich Jürgen Fritz, „Trude stand am Mikrofon und plötzlich fiel sie um. Wie ein gefällter Baum. Ich sagte zu Tom: „Ruf den Notarzt!‘ und rannte ins Studio. Da liegt sie auf dem Boden, hat eine Zigarette in der Hand und sagt: ‚Haste mal Feuer, Schatz?‘ Sie würde schon mal umfallen, das sei aber nicht weiter schlimm. Ein hartgesottenes Mädchen. Wir standen kurz vor einem Nervenzusammenbruch.“
Damals wurde noch analog aufgenommen, und man editierte verschiedene „Takes“ genannte Aufnahmen zusammen. „Wir haben sie gecoacht, aber singen lassen“, so Fritz. „Trude musste das so machen, wie Trude das macht. Das war authentisch und sehr gut, aber sie hatte kein Timing, von dem wir Rockjungs jetzt dachten, das ist der Hammer.“ Zickig sei sie nicht gewesen, sie habe Respekt vor den jungen Kerls gehabt.
Platten verkauften sich nicht, dann kam die Wende
Und sie war auf ihre Art professionell. Als man im Studio merkte, dass bei „Niemals geht man so ganz“ der Text in den Versen noch nicht so hundertprozentig zur neuen Melodie passte, musste Trude noch mal ran. Sie sei wutschnaubend eine Etage tiefer verschwunden, kam aber eine dreiviertel Stunde später wieder und legte ein Blatt hin. „Dä!“ Und es passte laut Fritz perfekt: „Verrückte Nudel“, sagt er bewundernd.
Im Januar 1987 war Trude Herrs Album „Ich sage, was ich meine“, produziert von Thomas Brück, arrangiert von Jürgen Fritz, fertig und erschien kurze Zeit später. Darauf waren so unterschiedliche Stücke wie Mozarts „Kleine Nachtmusik“, zu der Herr den hochdeutschen Text „Die Unschuld“ geschrieben hatte. Den Joan-Baez-Song „Here's to You“ mit einer Melodie von Ennio Morricone für den Film „Sacco und Vanzetti“ dichtete Trude Herr in „Die Stadt“ um.
„Niemals geht man so ganz“ wurde als Single veröffentlicht, „Föhl enz“ („Feelings“ von Morris Albert) war die B-Seite. „Aber die Platten lagen wie Blei in den Regalen“, erzählt Tom Brück heute. „Es war erschreckend. Keinen Menschen schien das zu interessieren. Wir waren total enttäuscht.“ Die Wende brachte erst eine Einladung von Jürgen von der Lippe in seine TV-Show „So isses“.
Legendärer Auftritt im WDR
Am 21. Juni 1987 kam es in Köln im WDR-Studio im Keller des Filmhauses zu einem bis heute legendären Auftritt. „Die Sendung hatte irrsinnige Einschaltquoten und wurde als Promotion für Songs sehr ernst genommen“, so Brück. Trude Herr sang das Lied mit Tommy Engel und Wolfgang Niedecken vor den rund 200 Studiogästen über ein Vollplayback. „Die Leute sind ausgeflippt“, erzählt Jürgen Fritz und Tom Brück ergänzt: „Viele waren zu Tränen gerührt. Es gab stehende Ovationen und die haben nicht aufgehört, ‚Zugabe‘ zu rufen.“
Und dann passierte etwas, das im deutschen Fernsehen bis heute einmalig ist: In Ermangelung eines zweiten Songs beschloss Regisseur Klaus-Dieter „Klaudi“ Fröhlich kurzerhand, das Playback noch Mal zu spielen. „Dann schmiss Trude ihre Schuhe so – zack! – vom Fuß weg ins Publikum“, erinnert sich Tommy Engel, „und sagte: ‚Schmieß der Rieme op de Orjel!‘ und wir haben es noch mal von vorne gesungen.“
Und Brück ergänzt: „Das war ja eine Live-Sendung, einmal im Monat sonntags um 20.15 Uhr. Da konnte man auch nichts herausschneiden. Und über Nacht ging dann der Goldregen los, täglich wurden Tausende Platten verkauft.“ Das Album schaffte es immerhin auf Platz 36 der deutschen Charts, die Single gar auf Platz 20.
Wunsch nach mehr war geweckt
Bevor Trude Herr dann im Juli 1987 nach Fidschi ging, kam sie mit einem Lkw und ein paar kräftigen Jungs bei Jürgen Fritz vorbei. „Ich hab was für dich“, sagte sie. Dann lud sie ihr altes Bühnenklavier aus dem Theater ab und eine riesige Holzplatte, auf der sie ihre Kostüme geschneidert hatte. „Die haben wir später zum Tisch umfunktioniert. Der ist bis heute unser Esstisch – Trude ist immer präsent bei uns.“
Der auch kommerziell große Erfolg von „Niemals geht man so ganz“ weckte den Wunsch nach mehr. Brück hatte die Idee, zur Zeile „Wenn Kinderaugen leuchten“ ein Weihnachtslied von Trude schreiben zu lassen – aber die war auf Fidschi und zu malad für einen Langstreckenflug. Die EMI hatte ein Studio in Sydney, der Flug dorthin war für die Sängerin machbar. Mit der Zeile und einem textlosen, aber sonst fertigen Song machte sich Brück auf den Weg. Nach den „Niemals“-Erfahrungen war man überzeugt, dass Herr den Text innerhalb kürzester Zeit schreiben könne.
Gespräche mit philosophischer Tiefe
Brück und die Schauspielerin trafen sich also in Australien. Ein Aufenthalt voller Anekdoten. So wurde die aus mehr als hundert Schwarzweißfilmen mit Schauspielern wie Heinz Erhard, Theo Lingen oder Willi Millowitsch bekannte Diva ständig von ausgewanderten Deutschen nach Autogrammen gefragt.
„Trude war ja Schuh-Fetischistin“, erinnert sich Brück lachend. „Also gingen wir Schuhe kaufen. Nach gefühlt hundert anprobierten Paaren, in einem Meer aus Kartons, sagte sie: ‚Jefalle deit mer he nix!‘ Stand auf, und ging. Unfassbar.“ Andererseits habe man hochphilosophische Gespräche mit ihr führen können, die den damals 30-Jährigen bisweilen ob ihrer Tiefe überforderten.
Anekdoten aus Sydney
Nach einigen entspannten Tagen in Sydney wollte Produzent Brück die Arbeit aufnehmen und fragte sie nach dem Text. „Welchen Text?“ , fragte Herr. „Na den zu ‚Wenn Kinderaugen leuchten‘.“ „Ävver Jung, du weiss doch, met Weihnachte han ich nix am Hoot.“ Punkt. Da war die Herr eindeutig. Stattdessen schrieb sie einen anderen Text, „Versteh“, laut Brück ein etwas fader Abklatsch von „Niemals…“. Zu Singen gab es in Sydney erstmal nichts.
Denn die mitgebrachte Melodie war eindeutig weihnachtlich arrangiert. Unverrichteter Dinge musste er sich auf den 28-stündigen Rückflug machen und ob der immensen Kosten für die Reise eine Ohrfeige bei der Plattenfirma abholen. Der Song wurde dann später in Deutschland doch noch produziert, schaffte es allerdings nicht in die Charts.
Per Fax kamen düstere Songs von den Fidschis
Im Januar 1988 wurde Herr für die Sendung „Menschen '87“, einen TV-Jahresrückblick, nach West-Berlin eingeladen. Warum der Langstreckenflug plötzlich doch machbar war, weiß Brück bis heute nicht. Die ganze Mannschaft traf sich an der Spree. „Trude kam mit ihrem Freund Samu, einem sehr herzlichen, sehr großen Fidschi-Mann“, erzählt Jürgen Fritz. „‚Der deit mich draaje, wenn ich nit mi laufe kann‘, sagte Trude immer.“ Auch Tommy Engel erinnert sich gerne an den Berlin-Trip: „Wir hatten viel Spaß zusammen.“ Danach ging es für Trude und Samu wieder zurück nach Fidschi.
Tom Brück ließ den Kontakt nicht abbrechen, schickte immer wieder Songs in die Südsee, von denen er dachte, Trude könne eventuell einen Text zu schreiben. Kommuniziert wurde über das Fax der in Fidschis Hauptstadt Suva ansässigen Friedrich-Ebert-Stiftung. Nach fast zwei Jahre schickte sie Texte, „die aber sehr düster waren“. Aus „Sorry seems to be the hardest Word“ von Elton John machte sie „Die Nacht aus Glas“, eine Begegnung mit dem Tod. „Der Tag versinkt in roten Farben,/auf langen Spinnenbeinen kommt die Nacht,/ sie sucht die Siechen, die am Tag nicht starben,/zeigt ein Stilett, ein Stundenglas, und lacht ...“ Brück zitiert den morbiden Text auch heute noch mühelos.
Trotz anfänglichen Interesses zweier Plattenfirmen zerschlugen sich Pläne für ein neues Album. Hauptgrund: die Abwesenheit der Künstlerin, ohne die eine mögliche Vermarktung den Entscheidern nicht machbar schien. Herrs Enttäuschung über die Absage führte dann zum Bruch zwischen Trude und Tom.
Letzte Tage in Südfrankreich
Im Januar 1991 kamen Trude Herr und Samu nach Köln zurück, zogen dann nach Lauris, einem kleinen Dorf in der Nähe von Aix-en-Provence in Südfrankreich. Dort starb sie am 16. März 1991 an Herzversagen.
Einen Tag vorher hatte Tommy Engel lange mit ihr telefoniert. Trude hatte in dem Gespräch zugesagt, bei den Bläck-Fööss-Konzerten im Millowitsch-Theater als Gast aufzutreten. „Sie wollte aber auf keinen Fall, dass es so aussieht, als wenn sie zum Millowitsch zurückkäme. Damit wollte sie nichts am Hut haben. Ich habe ihr versprochen, dass sie unser Gast sei und wir uns kümmern.“
Todesahnungen hatte sie laut Engel keine. „Niemals geht man so ganz“ spielten die Fööss dann trotzdem: mit einem leeren Hocker samt Mikrofonständer mitten auf der Bühne, in ein Spotlicht getaucht, und Tommy sang von der Seite. „Das war hart. Tja Trude …“, sagt der Sänger gedankenverloren. „Das Lied wird bleiben. Und das ist schön. Wir hinterlassen Spuren.“
Großes Abschiedskonzert für Trude Herr
Im Nachgang entstand 1992 bei Jürgen Fritz und Thomas Brück die Idee, Trude Herr mit einer Revue ein musikalisches Denkmal zu setzen. Es dauerte allerdings drei Jahre bis zum Revival 1995: Mit Hilfe von Karl-Heinz und Walter Pütz gab es an zwei Abenden ein großes Open Air auf dem Roncalliplatz. Mit dabei das Kölner Rundfunk-Orchester und viele Kölner Künstler wie Tommy Engel, Gerd Köster, die Bläck Fööss, die Höhner, Hella von Sinnen, Dirk Bach, Jürgen Becker und Samy Orfgen.
Trude sang, soweit es Material gab, dank einer Jumbothron synchron auf der Leinwand mit. Das morbid-balladeske „Nacht aus Glas“ wurde von Anne Haigis uraufgeführt. Die Revue wurde im WDR-TV übertragen und erschien als Album unter dem Titel „Niemals geht man so ganz“. Aber aufgrund fehlender Rechte durfte nicht alles auf die CD, so das von Gaby Köster gesungene „Paul Feldmann“ („Black Velvet“ von Alannah Myles) oder das „Café Klett“ der Bläck Fööss (nach „Penny Lane“ von den Beatles). Zum Finale sangen alle gemeinsam „Niemals geht man so ganz“.