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Ergebnisse und AnalyseSo haben die Grünen bei der Wahl in Köln abgeräumt

Lesezeit 4 Minuten
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Riesenjubel bei den Grünen um Fraktionsgeschäftsführer Lino Hammer (links) und Spitzenkandidatin Christiane Martin (rechts)

Köln – Die Grünen haben offenbar nicht nur auf die richtigen Themen, sondern auch auf das richtige Personal gesetzt. Ihre Kandidaten haben 23 der 45 möglichen Direktmandate in den Wahlbezirken geholt. Bei der Kommunalwahl 2014 waren es nur sechs. Die SPD gewann diesmal zwölf, die CDU nur zehn Direktmandate. Auch der Grüne Bürgermeister Andreas Wolter konnte seinen Wahlbezirk in Lindenthal gewinnen – und das musste er auch. Sonst hätte er es nicht in den Rat geschafft, weil er auf der Reserveliste seiner Partei weit hinten stand.

Die Grünen haben zudem die Chance, gleich fünf der neun Bezirksbürgermeister zu stellen. Sie gewannen den Stadtbezirk Innenstadt, wo Andreas Hupke bislang der einzige Grüne Bezirksbürgermeister ist. Mit Norbert Fuchs (SPD) in Mülheim, Josef Wirges (SPD) in Ehrenfeld, Bernd Schößler (SPD) in Nippes und Helga Blömer Frerker (CDU) in Lindenthal könnten bislang arrivierte Amtsinhaber ihre Posten an die Grünen verlieren. Besonders die grünen Erfolge im Bezirk Lindenthal dürften die CDU schmerzen, war der Kölner Westen doch in den vergangenen Jahren meist eine klare Angelegenheit der Union. In einst unerschütterlichen CDU-Hochburgen wie Müngersdorf, Weiden oder Junkersdorf sind die Grünen der Union sehr nahe gekommen, von sechs Lindenthaler Wahlbezirken holten die Grünen vier.

Hier dürfte sicherlich die Debatte um die Ausbaupläne des 1. FC Köln (hier lesen Sie mehr) im Grüngürtel eine Rolle gespielt haben. Während die Grünen sich gegen das auch von vielen Einwohnern des Bezirks Lindenthal kritisierte Vorhaben positionierten, hat die CDU gemeinsam mit SPD und FDP im Stadtrat den Weg für den Bundesligisten geebnet. Und damit offenbar einige Stammwähler vergrault.

Alles zum Thema Henriette Reker

Konnten die Grünen über das Ergebnis der Ratswahl kräftig jubeln, dürfte sie die Analyse der Wahl der Bezirksvertretungen vor Freude geradezu explodieren lassen. Hier gewann die Partei noch klarer als im Rat, und kam stadtweit auf 33,1 Prozent. Stärkster Stadtteil war das studentisch geprägte Sülz mit 47,5 Prozent, der schwächste Chorweiler mit 9,8 Prozent.

OB-Wahl

Die parteilose Amtsinhaberin Henriette Reker und Herausforderer Andreas Kossiski machten am Sonntag sämtliche 86 Stadtteile unter sich aus. Keiner der elf anderen Kandidaten kam auch nur in die Nähe eines Erfolgs in einem Veedel. Kossiski gewann in zwölf Stadtteil, sein bester war Gremberghoven mit 46,1 Prozent. Reker holte alle anderen 74 Veedel, in keinem bekam sie mehr Stimmen wie in Hahnwald (65,2 Prozent).

Senkrechtstarter Volt

Gleich bei der ersten Kommunalwahl stadtweit rund fünf Prozent und vier Sitze im Rat: Keine Frage, die junge Partei Volt ist eine der Gewinnerin dieser Wahl. In der Neustadt-Süd lag Volt mit 10,3 Prozent gerade einmal 1,2 Prozent hinter der CDU. Die Neulinge profilierten sich als urbane Partei vor allem mit den Themen Verkehr, Wohnen und Klimaschutz. Im Stadtzentrum holte Volt die besten Ergebnisse, in den zum Teil eher ländlich geprägten Außenbezirken die schlechtesten. So stehen 8,4 Prozent im Stadtbezirk Innenstadt 1,4 Prozent im Stadtbezirk Chorweiler gegenüber.

FDP eine Macht in Godorf

Die FDP konnte sich bei dieser Ratswahl kaum steigern und verharrt bei gut fünf Prozent. Ein kleiner Stimmungsaufheller ist Godorf, der einzige Stadtteil, den die FDP gewinnen konnte (und übrigens der einzige, den nicht Grüne, SPD oder CDU holten). Hier wurden die Freidemokraten mit 24,1 Prozent stärkste Kraft. Ein Zuwachs, der mit dem Wort „gewaltig“ noch milde beschrieben ist. Bei der Kommunalwahl 2014 firmierte die FDP hier unter der Kategorie „Sonstige“ mit gerade einmal 3,9 Prozent.

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Wahlbeteiligung

51,4 Prozent Wahlbeteiligung sind zwar ein schlimm niedriger Wert. 2014 waren es jedoch sogar noch ein knappes Prozent weniger. In keinem Stadtteil gaben so viele Wahlberechtigten ihre Stimme ab wie in Klettenberg (69,3 Prozent), in keinem so wenig wie in Chorweiler (22,5). Dabei setzten sich in den Veedeln mit hoher Wahlbeteiligung oft die Grünen oder die CDU durch, je niedriger die Wahlbeteiligung, desto öfter kam die SPD zum Zug.

Bis auf Kalk hatten die Grünen in allen Stadtteilen, in denen weniger als 40 Prozent der Menschen wählen gingen – und das trifft immerhin auf 23 der 86 Veedel zu –das Nachsehen.In Köln waren 820526 Menschen wahlberechtigt. Der Stadtteil mit den meisten Wahlberechtigten ist die Neustadt-Süd mit 32532, das Veedel mit den - mit Abstand – wenigsten ist Libur mit 890.