Köln – Trauer, Wut und Nationalstolz lagen nah beieinander am Samstag auf dem Roncalliplatz. Dort veranstaltete der Deutsch-Ukrainische Verein „Blau-Gelbes Kreuz“ eine Kundgebung, um der bis dato 135 im Ukraine-Krieg getöteten Kinder zu gedenken. Das jedenfalls sei die offizielle Angabe der ukrainischen Regierung, so Vorsitzende Linda Mai. Rund 600 Besucher, viele ausgestattet mit blau-gelben Fahnen und Anti-Kriegs-Schildern, versammelten sich um die Teddybären, die auf dem Boden für jedes der jungen Kriegsopfer ausgelegt wurden und nun an geflüchtete Kinder aus der Ukraine verteilt werden. Außerdem wurde mit einer Schweigeminute der Toten gedacht.
Ukrainerin in Köln: „Schreckliche Nachrichten aus der Heimat“
Olena Tietz aus Blumenberg war mit ihrer fünfjährigen Tochter dabei. Schon vor 20 Jahren sei sie aus der Ukraine nach Deutschland gekommen, sagt die 44-Jährige mit dem blau-gelben Blumenkranz im Haar. Doch noch immer habe sie viele Kontakte in die Heimat, aus der sie fast jeden Tag schreckliche Nachrichten erhalte. Bekannte von ihr seien in der Nähe der belarussischen Grenze mit ihren beiden Kindern verschüttet und „lebendig begraben“ worden. In der heftig umkämpften Hafenstadt Mariupol müssten Kinder sterben, weil sie kein Wasser hätten. „Ganz, ganz schrecklich“ sei der Gedanke, ihrem Kind könnte etwas Ähnliches zustoßen, sagt die Mutter.
„Blau-Gelbes Kreuz“ unterstützt Geflüchtete aus der Ukraine
Das „Blau-Gelbe Kreuz“ wurde 2017 gegründet, um verwaisten Jungen und Mädchen aus der Ostukraine Ferien in Deutschland zu bieten. Seit der russischen Invasion vom 24. Februar gibt es immer mehr zu tun. In Köln unterstützt der Verein mittlerweile mehr als 400 Geflüchtete mit Kleidung, Medizin und Nahrungsmitteln, aber auch bei Behördengängen. Hilfsgüter und Geld gehen zudem in das Kriegsgebiet, wo die Kinder besonders zu leiden haben. Rücksicht nähmen die Russen jedenfalls nicht auf sie, so Sprecherin Nathalie Nothstein: „Die Kinder können sich überhaupt nicht wehren.“
Zu den Sprechern der Kundgebung gehörte Iryna Shum, Generalkonsulin der Ukraine und Jakub Wawrzyniak, Generalkonsul der Republik Polen in Köln. Linda Mai appellierte in ihrer bewegenden Ansprache, nicht mehr bei Konzernen einzukaufen, die noch in Russland aktiv sind. Auch auf Gas zu verzichten sei wichtig, um die russische Seite nicht zu unterstützen: „Wir können die Kinder nicht mehr retten, aber wir können verhindern, dass noch mehr dazu kommen.“ Auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker nahm an der Aktion teil, sie hielt jedoch keine Ansprache.
Ukrainerin: „Werden für unsere Freiheit kämpfen“
Olena Tietz hat mittlerweile ihre Eltern bei sich aufgenommen, die noch bis Anfang März in Kiew lebten und dann flüchteten. Eines Tages wollten sie jedoch zurückkehren und ihr altes Leben weiterführen. Allerdings werde der Krieg nicht so schnell enden, befürchtet die Software-Entwicklerin. „Putin wird versuchen, es mit allen Kräften durchzuziehen.“ Und die Ukraine werde mit Sicherheit nicht aufhören, für die Freiheit zu kämpfen.Blau-Gelbes Kreuz Deutsch-Ukrainischer Verein e.V.