Köln – Wenn alles nach Plan läuft, wird zum kommenden Schuljahr in Köln nun doch eine neue Gesamtschule an den Start gehen: Am Schulstandort Helene-Weber-Platz in Neubrück soll die neue Schule vierzügig aufgebaut werden. Die dort jetzt noch befindliche Kurt-Tucholsky-Schule soll parallel dazu sukzessive auslaufen. Die Bezirksregierung hatte bereits ihr Okay zu dem Schritt gegeben. Die Kölner Verwaltung befürwortet diesen Schritt nun ebenfalls und hatte eigentlich eine entsprechende Vorlage für den Schulausschluss erstellt.
In letzter Minute wurde die Beschlussvorlage allerdings kassiert und in den nächsten Schulausschuss im September verwiesen. Dann soll entschieden werden. Es seien noch letzte Details zu klären und Gründlichkeit gehe vor Schnelligkeit, hieß es zur Begründung.
108 zusätzliche Gesamtschulplätze
Damit könnten zum nächsten Schuljahr 108 zusätzliche Gesamtschulplätze für Fünftklässler zur Verfügung stehen. Auf dem Gelände sollen außerdem ein Erweiterungsbau für die Sekundarstufe II und eine Sporthalle errichtet werden, die laut Plan zum Schuljahresbeginn 2029/30 fertig sein sollen, wenn der Bau erstmals für die Oberstufe benötigt wird.
Insgesamt sollen dort perspektivisch in der Endausbaustufe knapp 900 Gesamtschülerinnen und Gesamtschüler unterrichtet werden. Wenn die Schule allerdings wirklich im Sommer 2023 an den Start gehen soll, bräuchte es den Beschluss zwingend im Herbst. Sonst könnten die Plätze erst im übernächsten Sommer realisiert werden.
Große Engpässe in Kalk
Die SPD-Bezirksvertretung Kalk hatte bereits im August vergangenen Jahres beantragt, die Kurt-Tucholsky-Hauptschule in eine vierzügige Gesamtschule umzuwandeln und die notwendigen Erweiterungen auf dem Schulgrundstück umzusetzen. SPD und Linke hatten den entsprechenden Antrag daraufhin auch im Schulausschuss eingebracht.
Grund für diesen Schritt sind die extremen Engpässe bei der Versorgung mit Gesamtschulplätzen: Im gesamten Stadtbezirk Kalk gibt es derzeit mit der Katharina-Henoth-Schule nur eine einzige Gesamtschule bei gleichzeitig riesiger Nachfrage. Die Henoth-Gesamtschule musste für das gerade begonnene Schuljahr 2022/23 knapp die Hälfte aller angemeldeten Kinder ablehnen. Insgesamt erhielten knapp 1000 Kölner Familien für ihre Kinder Absagen von Gesamtschulen.
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Die eigentlich dreizügige Kurt-Tucholsky-Hauptschule bildet seit mehreren Jahren zwei Eingangsklassen. Zum neuen Schuljahr gab es zunächst nur 55 Anmeldungen. Problem ist allerdings, dass das nach der 7. Klasse ganz anders aussieht: Dann kommen die sogenannten „abgeschulten Schüler“ aus den anderen Schulformen des dreigliedrigen Schulsystems an die Hauptschule und es gibt bisweilen drei komplett volle Klassen – so wie an den meisten Kölner Hauptschulen. 350 Schülerinnen und Schüler betrifft das jedes Jahr in Köln und die Abschulungsplätze sind rar. Für dieses Problem muss die Lösung in einem Paket mitgedacht werden – das ist wohl der Grund für die erneute Verzögerung.
Vorübergehender Nachteil der Umwandlung wird, dass es in den nächsten Jahren erst mal sehr eng wird: Dann würden Haupt- und Gesamtschule den Standort vorübergehend gemeinsam nutzen, bis alle jetzt auf der Hauptschule unterrichteten Schülerinnen und Schüler dort ihren Abschluss machen konnten. Außerdem muss es zwingend gelingen, dass der Neubau für die Sekundarstufe II rechtzeitig fertig wird, wenn die im nächsten Sommer eingeschulten Schüler in die Oberstufe kommen. Einen Plan B für ein anderes Gebäude gibt es nicht.
Kein grünes Licht für weiteres Interim
Kein grünes Licht gibt die Verwaltung für einen anderen SPD-Vorstoß zur kurzfristigen Schaffung von Gesamtschulplätzen zum nächsten Schuljahr: Dem Antrag, auf der seit fast zwei Jahren gesperrten Vogelsanger Straße ein Interim für eine weitere neue Gesamtschule zu errichten, erteilte die Verwaltung eine Absage. Die Prüfung habe ergeben, dass das Grundstück nicht nur zu klein sei, sondern dass dort ein Großteil der Ver- und Entsorgungsleitungen unter der Straßendecke laufe.
Die Idee war, auf der Fläche der Vogelsanger Straße zwischen Innerer Kanalstraße und Bahndamm einen Schulinterimsbau in Modul- oder Containerbauweise zu errichten. Dort sollte dann schon im nächsten Schuljahr eine Gesamtschule beginnen. Der angrenzende Grüngürtel sollte für den Sportunterricht genutzt werde. Danach könnte nach den Vorstellungen der SPD das benachbarte Gymnasium Kreuzgasse die Räume nutzen, damit dort die dringend benötigte Sanierung realisiert werden könne.
SPD kritisiert Absage an Schulinterim
Für die SPD zeigte sich deren schulpolitischer Sprecher Oliver Seeck „fassungslos, dass keine Offenheit für neue Wege besteht“. Dies stehe konträr zur Ankündigung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker, dass es keine Denkverbote gebe. Um die Probleme zu umgehen, schlug Seeck nach Beratung von Architekten vor, dass man die Fertigmodulcontainer auf einer Stahlkonstruktion aufständern könnte.
Das freigelassene Erdgeschoss könne für das Abstellen von Fahrrädern genutzt werden. Das Problem der mangelnden Größe könne dadurch kompensiert werden, dass nördlich und südlich auf die Grünfläche des Grüngürtels ausgewichen werden könne, ohne einen einzigen Baum zu fällen. Eine Nutzung der Grünflächen im Grüngürtel sei ausgeschlossen, erwiderte die Verwaltung. Die für das Areal zuständige Obere Landschaftsbehörde habe dazu nein gesagt, da die Statuten das nicht erlaubten.