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Kommt der Klinik-Verbund doch?So steht es um die Kölner Krankenhäuser

Lesezeit 4 Minuten

Das Krankenhaus Merheim

  1. Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister will über eine mögliche Zusammenarbeit der städtischen Krankenhäuser und der Universitätsklinik in Köln sprechen.
  2. Doch will die Uni-Klinik den Verbund überhaupt noch? Und wie ist die finanzielle Lage der städtischen Kliniken?
  3. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zur Situation der Kölner Krankenhäuser zusammengestellt.

Köln – Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will Anfang des kommenden Monats mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker und dem Vorstandsvorsitzenden der Universitätsklinik, Prof. Edgar Schömig über eine mögliche Zusammenarbeit der städtischen Krankenhäuser und der Universitätsklinik sprechen.

Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Martin Börschel und Gabriele Hammelrath hervor. Die beiden Parlamentarier aus Köln hatte sich nach den „Plänen für den Zusammenschluss“ der Kliniken erkundigt.

Will die Uni-Klinik den Verbund noch?

Die Uni-Klinik erarbeitet derzeit ein Konzept, mit dem die Ziele und Perspektiven „einer strategischen Zusammenarbeit“ mit der städtischen Klinik-Gesellschaft beschrieben werden sollen. Dabei geht es um die Krankenversorgung ebenso wie um Forschung, Lehre und Ausbildung. „Im Hinblick auf Forschung und Lehre sieht die Landesregierung die Chance, über eine ausreichende Fallzahl an Patientinnen und Patienten für klinische Studien zu verfügen“, heißt es in der Mitteilung.

Es würde dadurch die Möglichkeit geschaffen, „zu den führenden Hochschulmedizin-Standorten Berlin, München und Heidelberg aufzuschließen.“ Die Uni-Klinik verspricht sich zusätzliche Fördergelder. Reker, die sich für einen Verbund der Kliniken ausspricht, hofft auf „enorme Impulse für den Wissenschaftsstandort Köln“ – etwa durch die Ansiedlung von Unternehmen aus der Gesundheitsbranche.

Wie sieht die finanzielle Lage der städtischen Kliniken aus?

Die städtischen Kliniken in Merheim und Holweide sowie das Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße in Riehl befinden sich in einer extremen finanziellen Schieflage. Im vorigen Jahr hat der Aufsichtsrat den Geschäftsführer Roman Lovenfosse-Geert abberufen und ein Gutachten zur Sanierung in Auftrag gegeben. Vor wenigen Tagen befasste sich der Finanzausschuss des Stadtrates mit der Untersuchung der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young.

Welche Summen hat die Stadt bis jetzt zugesagt?

Der Finanzausschuss bewahrte die Kliniken in der zurückliegenden Woche mit weiteren Gesellschafterdarlehen bis zu einer Höhe von 25 Millionen Euro offenbar vor einer drohenden Insolvenz. Damit summieren sich die Kredite, die das Unternehmen von seinem Eigentümer zugesagt bekommen hat, auf rund 135 Millionen Euro. Hinzu kommen mehr als 60 Millionen Euro Bankschulden. Dem Sanierungsgutachten zufolge brauchen die Kliniken noch mehr finanzielle Unterstützung ihres Gesellschafters.

So sollen in diesem Jahr 80 Millionen Euro aus der Stadtkasse fließen, um die Bankkredite zurückzuzahlen. Dadurch ließen sich Zinsen in Millionenhöhe sparen. In den beiden Folgejahren benötigen die Kliniken dann noch einmal jeweils zehn Millionen Euro, um ihre Zahlungsfähigkeit zu erhalten. Das vorige Jahr hat die kommunale Gesellschaft mit einem Rekordverlust von 41,5 Millionen Euro abgeschlossen. 2017 hatte das Minus noch 17 Millionen betragen.

Ist die Krise allein durch Misswirtschaft entstanden?

Die wirtschaftliche Situation kommunaler Krankenhäuser hat sich allgemein verschlechtert. Stetig steigende Kosten für Gehälter, Apparate und Material lassen sich durch die Zahlungen der Krankenkassen ausgleichen, wenn der Mix der angebotenen Leistungen darauf ausgerichtet ist. Das ist für eine Privatklinik einfacher als für ein kommunales Krankenhaus, das alle Sparten vorhalten muss. Hinzu kommt der Mangel an Pflegepersonal. In den städtischen Kliniken ist eine dreistellige Zahl von Betten unbelegt.

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Eine mangelnde Auslastung führt zu sinkenden Einnahmen. Notwendige Investitionen in Neubauten sind kaum noch zu finanzieren. Die Linke im Stadtrat wirft dem Land in dem Zusammenhang eine verfehlte Förderpraxis vor. In den zurückliegenden zehn Jahren hat das Land nach eigenen Angaben Bauvorhaben der städtischen Kliniken mit 29 Millionen Euro bezuschusst. Die Uni-Klinik erhielt für den selben Zweck mehr als 550 Millionen Euro.

Was die Förderung des laufenden Betriebs angeht, sei der Unterschied noch größer. „Dieses Systemproblem muss schnell beseitigt werden, sonst ist eine einheitliche Gesundheitsversorgung in Gefahr“, so der Fraktionschef der Linken, Jörg Detjen.

Was schlagen die Wirtschaftsprüfer vor, um die Kliniken finanziell wieder fit zu machen?

Als weitestgehenden Schritt beschreiben die Gutachter ein Szenario, das die Zusammenlegung der drei städtischen Krankenhäuser in Merheim vorsieht. Dort könnte es dann einzelne Behandlungszentren geben, eines davon wäre die Kinderklinik. Ein weiteres Szenario besteht darin, den Standort Holweide aufzugeben und die Kinderklinik in Riehl zu belassen.

Auch in diesem Fall könnten allein die Grundstücksverkäufe mehr als 100 Millionen Euro bringen. Unabhängig von der Standortfrage gibt es eine Reihe von Sanierungsvorschlägen, durch die sich jährlich annähernd 40 Millionen Euro einsparen ließen. Dazu zählen die Ausgliederung der Wäscherei, Kostensenkungen beim Transportdienst sowie eine andere Organisation der Speisenversorgung.

Wie geht es weiter?

Die Kliniken werden in den kommenden Monaten ein Standort- und Medizinkonzept erarbeiten. Der Stadtrat will dann bis Jahresende Entscheidungen treffen. Unabhängig von den Beschlüssen zur Sanierung will Oberbürgermeisterin Reker die politischen Gremien noch in diesem Jahre über eine mögliche Zusammenarbeit mit der Uni-Klinik beraten lassen.