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Tanz-PerformanceHausrat eines Verstorbenen wird am Kölner Rudolfplatz präsentiert

Lesezeit 3 Minuten
Hiesl

Angie Hiesl und Roland Kaiser (r.)  mit Daniel Ernesto Müller, dem Hauptakteur der Performance „Aufgelöst“.

Köln – Daniel Ernesto Müller hat noch keine Ahnung, was genau er am Freitagnachmittag tun wird. Das ist ungewöhnlich, wenn man Haupt-Akteur eines Stückes ist, das kurz vor der Premiere steht. Der 42-jährige Tänzer hat weder einen Bewegungsablauf im Kopf, noch hat er sich Texte überlegt, die er während seiner langen Performance sprechen wird. Er hat auch noch keine Vorstellung, wie er wohl auf die Dinge reagieren wird, die er vor Ort vorfindet. Das liegt daran, dass das „Bühnenbild“ erst kurz vor Beginn des Stückes geliefert wird.

Das, was zwei Dreieinhalb-Tonner am Mittag ankarren, sind auch nicht die üblichen Requisiten aus einem Kunstbetrieb, sondern der Hausrat eines verstorbenen Menschen. Die ganze materielle Welt dieser Person, mit sämtlichen größeren oder kleineren Alltagsgegenständen, bildet gewissermaßen das Script, mit dem sich Müller im Rahmen seiner dreieinhalbstündigen Aktion tanzend und sprechend auseinandersetzen wird. Er hoffe ein wenig, sagt der Düsseldorfer Künstler bei der Besichtigung seines circa 150 Quadratmeter großen Aktionsradius am Rudolfplatz, dass er auf die materielle Welt einer verstorbenen Frau stoße, die möglicherweise mehr Spielraum für seine Improvisation liefere.

Angie Hiesl und Roland Kaiser nutzen den öffentlichen Raum für Kunstprojekte

Das Konzept zu dem Stück „Aufgelöst“ stammt von Angie Hiesl und Roland Kaiser. Das Kölner Künstlerpaar nutzt seit Beginn seiner nunmehr 25 Jahre währenden Zusammenarbeit immer wieder den öffentlichen Raum für ihre Projekte und konfrontieren somit auch ein zufälliges Publikum mit Fragen oder Gedanken, die – wie nun beim Thema Tod – vielfach verdrängt werden.

Alles zum Thema Rudolfplatz

Immer öfter sieht man im Stadtbild Fragmente eines Haushalts und Alltagsgegenstände auf dem Bürgersteig stehen, die „zu verschenken“ sind. Man überlegt kurz, ob man für irgendwas davon selber Verwendung hat. Aber man fragt sich kaum, von wem die Gegenstände stammen könnten und was sie demjenigen wohl bedeutet haben.

Kölner Performance „Auflösung“ in all ihren Facetten

Daniel Ernesto Müller werde im Zuge seiner Performance genau dies tun, betont Angie Hiesl im Vorfeld der Premiere. Er werde tänzerisch und sprachlich in einen Dialog mit den Gegenständen treten, ihre Bedeutung reflektieren und dabei auch die verschiedenen Facetten von „Auflösung“ betrachten. Da er selber eine Ausbildung zum Sterbebegleiter absolviert hat, sei ihm das Thema Tod vertraut, erklärt der 42-Jährige, der sehr gespannt ist, was ihn an der Hahnentorburg auch seitens der Passanten erwartet.

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Angie Hiesl und Roland Kaiser hat bei ihrem neuen Projekt vor allem die Frage interessiert, „welche Beziehung der Mensch, der oft jahrzehntelang in ein und derselben Umgebung gelebt hat, zu seiner Ding-Welt hatte“. Nach der Premiere am Freitag, 23.9. (von 15.30-19 Uhr), wird die Performance noch einmal zur selben Uhrzeit am darauffolgenden Freitag (30.9.) sowie am Samstag, 22.10., von 14.30 bis 18 Uhr, jeweils auf dem Rudolfplatz nahe der Hahnentorburg zu sehen sein. Bei Regen kann sich der Veranstaltungsbeginn ein wenig verschieben.

Weitere Infos zur Performance gibt es auf der Website der Kölner Künstlerpaares Angie Hiesl und Roland Kaiser.