Schließen sich die Uniklinik und die städtischen Kliniken zusammen? Der Prozess stockt seit Monaten.
„Einigermaßen enttäuscht“Verbund der Kölner Kliniken kommt nicht voran – Reker fordert Entscheidung
Die Entscheidung über einen möglichen Verbund der städtischen Kliniken mit der landeseigenen Kölner Uniklinik bleibt eine Hängepartie – obwohl das Land Ende 2022 eine „schnellstmögliche Entscheidung“ angekündigt hatte, ohne mitzuteilen, was das konkret bedeutet (wir berichteten).
Damals hatten die Uniklinik-Verantwortlichen dem Land ein Erwerberkonzept für den Verbund übergeben. Doch auch mehr als 13 Monate später haben die beteiligten drei Ministerien keine Entscheidung getroffen. Das teilte ein Sprecher mit. Es handelt sich um die Ministerien der Finanzen, der Gesundheit und der Wissenschaft. Demnach haben sie das Konzept der Kliniken auf seine Plausibilität prüfen lassen.
Land NRW gibt keine neue Auskunft
Der Sprecher sagte: „Die Prüfergebnisse werden zurzeit bewertet. Auf Grundlage dieser Bewertung wird der Entscheidungsprozess weitergeführt.“ Es ist derselbe Satz, den das Land dieser Zeitung schon im Oktober mitgeteilt hatte.
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Der Aufsichtsratsvorsitzende der städtischen Kliniken, Ralf Unna (Grüne), sagte zu den neuesten Aussagen des Landes: „Nach mehr als einem halben Jahrzehnt habe ich die Erwartung, dass es aus Düsseldorf zeitnah eine Entscheidung gibt, die uns bereits für das erste Quartal 2023 angekündigt worden ist. Ich bin einigermaßen enttäuscht, dass die Landesregierung sich immer noch nicht zu einer Entscheidung durchgerungen hat. Ich fordere vom Ministerpräsidenten im Rahmen einer Kabinettsentscheidung, eine einhellige Meinung seiner Minister zur Klinikfusion herzustellen.“
Ende 2017 wurde die Idee eines möglichen Klinikverbundes öffentlich, seither haben vor allem die städtischen Kliniken hunderte Millionen Euro Verlust gemacht, zwischen 2011 und 2021 waren es 296,6 Millionen Euro, in jedem Jahr machten die Kliniken Minus. Wenn die Stadt ihren Kliniken nicht immer wieder Geld gäbe, wäre kein Betrieb mehr möglich.
Aber auch die Uniklinik hat teils Jahre mit sehr hohen Verlusten hinter sich, 2021 waren es 59,1 Millionen Euro, in den Jahren zuvor 90,1 und 31,2 Millionen Euro. Zwischen 2011 und 2021 machte die Uniklinik insgesamt einen Verlust von 146,93 Millionen Euro. Zwar gab es acht Geschäftsjahre mit Gewinnen, doch die Jahre 2019 bis 2021 sorgten für das dicke Minus.
Zusammengenommen haben die städtischen Kliniken und die Uniklinik zwischen 2011 und 2021 einen Verlust von 443,5 Millionen Euro verzeichnet. Trotzdem ist die Hoffnung, gemeinsam stärker zu sein, beide Seiten versprechen sich Synergieeffekte von der Zusammenarbeit. Im Jahr 2022 hatte die Uniklinik laut eines Sprechers ein leichtes Plus von 1,2 Millionen Euro.
Zuletzt hatte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) mitgeteilt, dass dieses Jahr eine Entscheidung fallen „muss“, sie sagte im Dezember im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Ich bleibe dabei, der Verbund ist eine Riesenchance für die medizinische Versorgung in Köln und den Forschungsstandort NRW. Dazu hat das Land noch nicht Nein gesagt und ich sehe weiter eine Chance. Es muss im Frühjahr entschieden werden, wenn das Land sich dazu geäußert hat.“
OB-Sprecher Alexander Vogel teilte mit, die Stadt warte auf eine Antwort des Landes. Und Unna sagte auf die Frage, ob er den Verbund überhaupt noch für realistisch halte: „Dazu kann ich erst dann etwas sagen, wenn mir offiziell das von Düsseldorf präferierte Modell vorliegt.“
Mittlerweile hat der Stadtrat Köln angesichts der immensen Verluste der städtischen Kliniken ohnehin eine Konzentration auf einen Standort in Merheim beschlossen, er verspricht sich unabhängig von einem möglichen Klinikverbund Synergieeffekte und ein kleineres Minus. Die Klinik in Holweide und das Kinderkrankenhaus in Niehl sollen an ihren Standorten geschlossen und nach Merheim verlagert werden.
Die Pläne sind ambitioniert: Ab 2028 soll der Betrieb nach Merheim verlagert werden, ab 2031 soll das Minus nur noch rund 2,5 Millionen Euro jährlich betragen. Das sahen erste Pläne vor. Die Konzentration soll demnach knapp 820 Millionen Euro kosten, 590 Millionen Euro sind auch für neue Gebäude nötig. Weitere rund 355 Millionen Euro muss die Stadt zahlen, um den Betrieb zu finanzieren.