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Alkoholverbot in Köln?Wegen steigender Inzidenzzahl drohen verschärfte Corona-Regeln

Lesezeit 4 Minuten
Kölsch 081020

Der Alkoholkonsum könnte in Köln wegen steigender Corona-Zahlen eingeschränkt werden.

  1. In Köln blicken derzeit alle gespannt auf die Inzidenzzahl, die innerhalb eines Tages von 39,9 auf 45,4 gesprungen ist.
  2. Damit nähert sie sich rapide der kritischen Grenze von 50 – bei der die Stadt zum Risikogebiet werden würde.
  3. In diesem Fall wären laut Landesregierung verschärfte Regeln nötig: Unter anderem steht ein Alkoholverbot steht im Raum.

Köln – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bezeichnete am Donnerstag die aktuelle Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland als „besorgniserregend“. Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), warnte davor, dass sich das Virus „unkontrolliert verbreitet“. In Köln ist die Zahl der aktuell Infizierten auf 606 gestiegen, 125 Kölner sind bislang gestorben. Momentan blicken aber alle gebannt auf die Inzidenzzahl.

Der Wert, der die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb eines Sieben-Tage-Zeitraums bemisst, ist in Köln innerhalb eines Tages von 39,9 auf 45,4 gesprungen. Damit nähert er sich rapide der kritischen Grenze von 50. Dann nämlich „sind zwingend zusätzliche Schutzmaßnahmen anzuordnen“, sagt die Landesregierung. Bundesweit einheitliche Regeln gibt es nicht, Länder und teils auch Kommunen agieren unterschiedlich.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird am Freitag um 12.30 Uhr mit den Oberbürgermeistern der elf größten deutschen Städte, also auch mit Henriette Reker, das weitere Vorgehen beraten. Schon um 14 Uhr möchte Reker vor die Presse treten. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sie die Verschärfung der Corona-Regeln verkünden.

Alles zum Thema Henriette Reker

Wird Köln zum Risikogebiet?

„Das Gesundheitsamt wird dem Krisenstab nach Abstimmung mit dem Land am Freitag weitere Maßnahmen vorschlagen, insbesondere wenn die Inzidenz über 50 steigt“, teilt die Stadt mit. Das könnten Beschränkungen „mit Blick auf den Verkauf und den Konsum von Alkohol“ sein sowie „weitere Vorschriften für den Einzelhandel“, sagt die Verwaltung weiter.

Dem Vernehmen nach könnte zudem die Kontaktbeschränkung im öffentlichen Raum verschärft werden – zurzeit dürfen sich zehn Personen treffen, das könnte auf fünf Personen gesenkt werden. Auch könnte eine Maskenpflicht im gesamten öffentlichen Raum ausgesprochen werden, die selbst in Grünanlagen gilt. Für Sportler könnte es Ausnahmeregelungen geben. Im Raum steht auch eine Reduzierung der Höchstzahl der Gäste bei Feiern in angemieteten Räumen von 50 auf 25.

Bei einem Inzidenzwert von 50 würde Köln zum Risikogebiet. NRW-Städten wie Aachen, Hamm oder Wuppertal ist das bereits widerfahren. Die Bundesländer haben am Mittwoch mehrheitlich beschlossen, dass Reisende aus den vom RKI ausgewiesenen Risikogebieten nur dann beherbergt werden dürfen, wenn sie einen höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test vorweisen können.

Kölner Gastronomen schreiben Stadtspitze einen Brief

Bange blicken auch Hoteliers, Wirte und Veranstalter auf die Infektionszahlen. „Ich hoffe sehr, dass der steigende Inzidenzwert für uns keine weiteren Restriktionen wie ein Ausschankverbot von Alkohol oder eine frühere Sperrstunde bedeutet“, sagt Daniel Rabe von der IG Gastro. Am Donnerstag haben die Kölner Gastronomen der Stadtspitze einen Brief geschrieben, in dem sie ihre Sorgen beschreiben – und um einen Platz im Krisenstab bitten. „Wir möchten uns weiter konstruktiv einbringen. Bislang hat es nur wenige Infektionen in Gaststätten gegeben. Über 300 Wirte haben unsere Erklärung zum 11.11 unterschrieben und werden nicht öffnen. Wenn aber zum Beispiel wie in Frankfurt die Sperrstunde auf 22 Uhr vorverlegt wird, brauchen die Bars gar nicht erst öffnen. Und die Leute treffen sich unkontrolliert zu Hause.“

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Schon jetzt seien zehn bis 15 Prozent der Kölner Hotels geschlossen – „noch oder schon wieder“, sagt Mathias Johnen vom Dehoga Nordrhein. „Wir können nur hoffen, dass das Beherbergungsverbot nicht zu strikt durchgesetzt wird. Das öffentliche Leben ist schon jetzt stark eingeschränkt. Wir tun gut daran, nicht nur auf die Zahlen zu schauen.“

Darauf dringt Lanxess-Arena-Chef Stefan Löcher schon lange. „Entweder man kann sichere Veranstaltungen mit einem guten Hygiene-Konzept anbieten, oder nicht. Bei unseren ATP-Tennisturnieren lassen wir 800 Besucher zu – das entspricht einer Auslastung von 3,6 Prozent. Der Inzidenzwert darf da keine Rolle spielen, sonst wird das gesellschaftliche Leben noch lange lahmgelegt und ganze Branchen in die Pleite getrieben.“

Kölner Kliniken sind gerüstet

In Köln befinden sich aktuell 79 Personen im Krankenhaus in stationärer Quarantäne, davon 27 auf der Intensivstation. Covid-19-Patienten belegen aber zurzeit lediglich 5,6 Prozent der Intensivbetten. Uniklinik und städtische Kliniken beobachten einen Anstieg der Patientenzahlen, die Entwicklungen ließen sich nicht vorhersagen.

„Als Maximalversorger halten wir in unseren Krankenhäusern in Holweide, Merheim und im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße große und sehr spezialisierte Intensivkapazitäten vor und sind, wie schon im März/April dieses Jahres, in der Lage, diese kurzfristig auszubauen“, sagt Horst Kierdorf, Klinischer Direktor der städtischen Kliniken. „Die Tendenz der letzten Tage lässt einen weiteren Anstieg der Anzahl von Patienten, auch mit schweren und schwersten Verläufen, erwarten. Glücklicherweise wissen wir inzwischen deutlich mehr über die Erkrankung sowie deren Behandlung und sind somit sehr viel besser darauf eingestellt.“