AboAbonnieren

Kölner KathedraleZentral-Dombau-Verein verliert Mitglieder

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf die Ostseite Kölner Doms in Köln. Im Vordergrund links Teile des Museums Ludwig.

Blick auf die Ostseite des Kölner Doms

Der Zentral-Dombau-Verein (ZDV) muss auch 2022 einen Rückgang der Mitgliederzahl verkraften. ZDV-Präsident Michael Kreuzberg nennt neben dem aktuellen Kostendruck die Krise im Erzbistum Köln um Kardinal Rainer Woelki als Grund.

Krisenstimmung beim Zentral-Dombau-Verein (ZDV): Ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2022 – 700 Jahre nach der Weihe des gotischen Domchors und 180 Jahre nach Gründung des Vereins zur Vollendung des Dombaus – verliert diese für den Erhalt der Kathedrale so wichtige Institution bürgerschaftlichen Engagements weiter an Mitgliedern.

Zum 1. Januar 2023, wenn bereits ausgesprochene Kündigungen wirksam werden, wird der Saldo von Abgängen und Neueintritten (Stand vom 14. Dezember) ein Minus von 89 betragen, teilt der ZDV auf Anfrage mit. Dem Verein werden dann noch 17.450 Menschen angehören.

Noch bis 2020 verzeichnete der ZDV alljährlich einen Zuwachs. Im Jahr 2018, 175 Jahre nach Wiederbeginn der Bauarbeiten am Dom, nahm der ZDV die symbolische Schwelle von 17.500 Mitgliedern scheinbar spielend und gewann auch in den folgenden beiden Jahren Mitglieder hinzu. „Wir waren in der Entwicklung stets im Aufwind“, sagt ZDV-Präsident Michael Kreuzberg. „Das ist vorbei.“

Alles zum Thema Erzbistum Köln

2021 kehrte sich der positive Trend beim Zentral-Dombau-Verein um

2021 kehrte sich der Trend unter dem Eindruck der Corona-Pandemie und des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln erstmals um. Von 17.908 Mitgliedern im Jahr 2020 als Allzeithoch sank der Stand auf 17.539. Nach ZDV-Angaben kommen hier zwei Entwicklungen zusammen: steigende Kündigungen einerseits, sinkende Neuanmeldungen andererseits.

Dass es auch im laufenden Jahr weiter abwärts ging, führt Kreuzberg neben dem aktuellen Kostendruck auch auf die Führungskrise im Erzbistum Köln um Kardinal Rainer Woelki sowie auf die kirchenpolitische Großwetterlage zurück. „In letzter Zeit erreichen uns vermehrt Kündigungen von Mitgliedern, die in der Energiekrise sparen müssen“, erläutert der ZDV-Präsident. Wir haben aber in der Missbrauchskrise seit 2019 auch eine regelrechte Welle von Kündigungen, in denen Kardinal Woelkis Umgang mit dem Missbrauchsskandal als Grund angegeben wird oder auch Äußerungen des Vatikans zum Verhalten der Kirche gegenüber Homosexuellen.“

Seitdem seien die Mitgliedschaften „leider rückläufig“, sagt Kreuzberg. Er habe eine Reihe von Gesprächen „mit betroffenen Mitgliedern geführt, die deswegen austreten wollten, dann aber doch überwiegend als Mitglied gehalten werden konnten“.

ZDV-Mitgliedschaft als Weihnachtsgeschenk der besonderen Art

Nachdem der Schwund im November auf ein Tief von 17.390 geführt und damit den Mitgliederstand im Jubiläumsjahr 2018 unterschritten hatte, war zuletzt eine leichte Erholung zu verzeichnen. Der ZDV führt dies auf das bevorstehende Weihnachtsfest zurück. Offenbar gilt die Mitgliedschaft im ZDV als Weihnachtsgeschenk der besonderen Art. „Die Neuzugänge kompensieren aber nicht in Gänze die zu beklagenden Austritte“, so Kreuzberg weiter. „Auch bei den Sponsoren spüren wir eine deutliche Zurückhaltung.“ Er gehe davon aus, dass das Langzeitfolgen haben werde – etwa mit Blick auf Nachlässe zugunsten des Doms.

„Wir leiden unter der Krise im Erzbistum, ganz klar“, resümiert Kreuzberg. „Das ist wie eine riesige Wunde, die immer weiter schwärt. Das schmerzt mich persönlich auch als Katholik. Aber es ist nicht mein Thema als ZDV-Präsident, denn wir sind als bürgerlicher Verein mit unserem Engagement für den Dom von der Kirche unabhängig. Wir kümmern uns sozusagen um die Hardware. Probleme mit der Software müssen andere lösen.“

Fast zwei Drittel der Kosten für den Bauerhalt trägt der ZDV

Der Dom kostet pro Jahr zwölf Millionen Euro. Die Kosten für den reinen Erhalt von Stein und Glas betrugen im Jahr 2021 rund 7,4 Millionen Euro. Davon trägt der ZDV den Löwenanteil, nämlich 4,5 Millionen (61 Pr9zent). 1,26 Millionen kommen vom Land NRW und der Stadt Köln. 1,5 Millionen werden aus dem Haushalt des Erzbistums bezahlt.

Weitere fünf Millionen Euro (40 Prozent) der Gesamtkosten müssen vom Domkapitel für den laufenden Betrieb der Kathedrale aufgebracht werden. Einnahmequellen sind die Führungen, Eintrittsgelder für Schatzkammer und Turmbesteigung, Kerzenspenden, Kollekten und Spenden an die Kulturstiftung Kölner Dom.