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Aus Protest gegen KürzungenKölner Jugendring gibt Ehrenamtspreis zurück – Massive Kritik an der Stadt

Lesezeit 3 Minuten
03.12.2024 Köln. Konrad Schmitz, Vorsitzender Kölner Jugendring. Foto: Alexander Schwaiger

Konrad Schmitz, Vorsitzender des Kölner Jugendrings (Mitte), gab vor dem Jugendhilfeausschuss die Rückgabe des Preises bekannt.

Im Haushalt ist weniger Geld für benachteiligte Kinder vorgesehen. Bei den kulturpädagogischen Einrichtungen könnten zehn Stellen wegfallen.

Der Kölner Jugendring gibt seinen Kölner Ehrenamtspreis 2024 zurück. Die Rückgabe des Preises, die in der nächsten Stadtratssitzung erfolgen soll, sei ein symbolischer Akt, um gegen die Sparpläne im städtischen Doppelhaushalt für 2025 und 2026 zu protestieren, sagte Konrad Schmitz, Vorsitzender des Kölner Jugendrings, am Dienstagmittag vor Beginn des Jugendhilfeausschusses auf dem Theo-Burauen-Platz. „Eine Stadt, die sich kinder- und jugendfreundliche Kommune nennt, darf ihre Jugendverbände nicht im Stich lassen.“

300.000 Euro weniger will die Stadt ab dem Jahr 2026 für die Jugendverbandsarbeit zur Verfügung stellen. Die Förderung des Ferienhilfswerks soll um 700.000 Euro reduziert werden. „Ferienfreizeiten und Stadtranderholung können sich dann nur noch reiche Familien leisten“, sagte Schmitz. „Es fühlt sich nicht richtig an, den Preis zu behalten, wenn wir sehen, dass Arbeit wie unsere in Köln gleichzeitig massiv unter Druck gerät. Köln lebt doch vom Ehrenamt. Das kann man nicht so kaputtsparen.“

Wenn der Haushalt für die Jahre 2025 und 2026 wie geplant verabschiedet würde, „dann spart sie an der Demokratie“, sagt Christoph Horstkotte, Sprecher der kulturpädagogischen Einrichtungen in Köln. „Der Plan, dass zehn Stellen bei uns wegfallen sollen, Geld für Hausaufgabenhilfe, Ferienaktionen, Strukturförderfonds und andere Integrationsmittel, macht mich fassungslos.“

Mehrere Millionen Euro weniger Geld für pädagogische Projekte und Jugendhilfe sieht der Entwurf für den städtischen Doppelhaushalt insgesamt vor. Zahlreiche Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sind bedroht. Stark betroffen sind die elf kulturpädagogischen Einrichtungen, die von der Stadt Köln im laufenden Jahr noch mit 1,415 Millionen Euro gefördert werden. Fielen wie vorgesehen zehn Stellen weg, entspräche das einer Kürzung von 28 Prozent.

Die durch den Wegfall der kulturpädagogischen Projekte entstehenden Lücken werden von antidemokratischen Kräften sofort gefüllt
Christoph Horstkotte, Sprecher der kulturpädagogischen Einrichtungen in Köln

Die elf Einrichtungen erreichen nach eigenen Angaben jedes Jahr bis zu 47.000 Kinder und Jugendliche, vor allem in benachteiligten Vierteln. „Es ist kein Zufall, dass gerade in diesen Stadtteilen eine steigende Radikalisierung unter den Jugendlichen zu beobachten ist“, sagt Horstkotte. „Die durch den Wegfall der kulturpädagogischen Projekte entstehenden Lücken werden von antidemokratischen Kräften sofort gefüllt.“ In Zeiten stark steigender Umfragewerte der extrem rechten AfD unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen „müssen wir dringend präventiv Respekt und Toleranz bei Kindern und Jugendlichen fördern“.

Köln: Jugendeinrichtungen werben Millionen für Sozialprojekte ein

Besonders bitter seien die geplanten Sparmaßnahmen auch, weil die Stadt dadurch viel Geld verliere. Die zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Stellen wegfallen sollen, werben jährlich bis zu 1,5 Millionen Euro an Drittmitteln ein, sagt Horstkotte. „Allein im Jahr 2023 haben unsere Einrichtungen knapp 3,9 Millionen Euro zusätzliche Mittel für die Stadt Köln eingeworben. Geld, das direkt in die Projektarbeit mit Kindern und Jugendlichen in Köln fließt.“ Rund 200 Projekte könnten durch die geplanten Sparmaßnahmen wegfallen.

Betroffen sind das JFC Medienzentrum, die Jugendkunstschule Rodenkirchen, der Kölner Spielecircus, die Kölner Spielwerkstatt, die Werkstatt für Musik, Kunst, Tanz, Theater, die Offene-Jazz-Haus-Schule, Roots & Routes Cologne, das Theater Impuls sowie das Theater- & Zirkuspädagogische Zentrum LATIBUL.

Die kulturpädagogischen Einrichtungen haben sich an alle demokratischen Fraktionen im Stadtrat gewendet, um die geplanten Einsparungen zu verhindern.