Die Protestierenden fordern ein Ende des Bombardements und humanitäre Unterstützung.
„Stimme der Menschen in Gaza hörbar machen“300 Demonstranten fordern in Köln Solidarität mit Palästina
Rund 300 Menschen haben sich am Sonntag auf dem Roncalliplatz versammelt. Die Kundgebung unter dem Titel „Solidarität für Palästina“ wurde von einem großen Polizeiaufgebot abgesichert. Zu Beginn der Veranstaltung riefen die Veranstalter eindringlich dazu auf, friedlich zu protestieren, um auf die Situation in Palästina aufmerksam zu machen.
Die Befürchtungen waren unbegründet, die Stimmung blieb bis zum Schluss friedlich. Viele Menschen nutzten die Kundgebung, um nacheinander an das Mikrofon zu treten. So wie die 21-jährige Sara Alshami: Sie erzählte, dass ihr Großvater vor 75 Jahren gewaltsam aus Palästina vertrieben worden ist. Vor zehn Jahren ist sie mit ihren Eltern aus Damaskus nach Köln geflüchtet. „Wir müssen die Stimme der Menschen in Gaza hörbar machen auf der ganzen Welt“, rief sie unter Tränen. Es müsse endlich aufhören, dass die Menschen dort nachts schlafen gehen, ohne zu wissen, ob sie wieder aufwachen. „Wir sind es satt, in den Gesichtern der Toten unsere Eltern und Kinder zu suchen.“
Immer wieder wurde die Rede unterbrochen. Die Menge skandierte „Mensch ist Mensch“, „Gaza, Gaza ist in Not. Hat kein Wasser, hat kein Brot“, „Freiheit für Gaza“ und immer wieder „Free, free Palastine“. Sie sei dankbar, dass Deutschland sie aufgenommen habe, betonte Alshami. „Aber das Land, das mich aufgenommen hat, ist der größte Unterstützer einer Besatzungsmacht.“
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Die Polizei hatte im Vorfeld besondere Auflagen angekündigt. Unter anderem war den Teilnehmern untersagt, das Existenzrecht Israels zu leugnen. Auch durfte nicht zu Gewalt oder Hass gegen die israelische Bevölkerung oder jüdische Menschen aufgestachelt werden.
Schweigeminute für alle Toten des Konflikts
Rima (30) und Nora (27) sind Schwestern, die in Köln geboren sind. Ihr Vater stammt aus Palästina. Ihr Onkel lebt derzeit im Gazastreifen und versucht die Familie, so weit das möglich ist, über die Lage auf dem Laufenden zu halten. Das, was die Hamas getan habe, sei aufs Schwerste zu verurteilen, betonten die Schwestern. Genauso wie jede Form von Antisemitismus, wie sie sich jetzt in Form von Hakenkreuzen Bahn breche. „Aber jedes Menschenleben ist gleich viel wert“, sagten sie. Sie seien hier, „weil die humanitäre Lage vor Ort dramatisch ist und wir der Welt sagen wollen, dass die Menschen dort dringend Hilfe brauchen und dass die Menschenrechte überall auf der ganzen Welt gelten müssen.“ Die 20 LKW-Ladungen seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es brauche das Fünffache.
Das, was die Demonstranten fordern, ist ein Ende des Bombardements und eine Zwei-Staaten-Lösung, die den Palästinensern ermöglicht, in Freiheit zu leben. „Stattdessen leben die Menschen im Freiheitsgefängnis, teilweise ohne Wasser und Strom“, beklagte Kemal. Immer wieder wurde betont, dass die Hamas in keiner Weise unterstützt werde. Trotzdem müsse Israel die Belagerung von Gaza aufgeben und die israelischen Streitkräfte sich an das Völkerrecht halten.
Ein Redner der „Revolutionären Linken“ äußerte die Hoffnung, dass aus den Demonstrationen eine weltweite Bewegung werde, die so viel Druck erzeuge, „dass die Grenzen nach Ägypten für die Flüchtlinge aufgemacht werden und das Bombardement aufhört.“ In einer Schweigeminute und bei einem Totengebet wurde „aller Toten des Konflikts“ gedacht.
Unter dem Titel „Solidarität mit allen Menschen, die vom israelisch-palästinensischen Krieg betroffen sind“ fand am Sonntag von 12.30 Uhr bis 15.30 Uhr eine weitere Demonstration als Aufzug zwischen Domplatte und Neumarkt statt. Laut Polizei nahmen daran etwas weniger als die 150 angemeldeten Demonstranten teil. Es gab keine Zwischenfälle.
Bereits am Samstag hatten 250 Menschen auf dem Kölner Heumarkt demonstriert und sich mit den Menschen im Gazastreifen und dem Westjordanland solidarisiert. Gleichzeitig hatte eine Gruppe eine Kundgebung abgehalten, die „Klare Kante gegen jede Dämonisierung Israels“ zeigen wollte. Es kamen 20 Personen. Auch am Sonntag gab es eine Mahnwache unter dem Titel „Klare Kante gegen jede Dämonisierung Israels“ auf dem Roncalliplatz. Die Zahl der Teilnehmer lag nach Angaben der Polizei bei 13 Personen.