Nach dem Ende der Spielzeit tritt Charly Kemmerling nach 38 Jahren in den Ruhestand.
Nach 38 JahrenPuppenspieler Charly Kemmerling verabschiedet sich aus dem Hänneschen-Theater
Am kommenden Sonntag (22.Dezember) wird Hänneschen-Puppenspieler Charly Kemmerling noch einmal alle Register ziehen. Im Weihnachtsmärchen „E Jeschenk för Knolledörp“ lässt er FC-Geißbock Hennes über die Bühne traben und lautstark blöken, ein Eichhörnchen flink über eine Waldlichtung huschen und vor allem wird er seinen langjährigen Kumpel Speimanes gekonnt in Szene setzen.
Mit der letzten Vorstellung des Weihnachtsstückes, geschrieben und inszeniert von Puppenspielerin Heike Huhmann, endet nicht nur die Jubiläumsspielzeit zu „222 Jahre Kölsch Hännesche-Thiater“. Es ist auch der letzte Auftritt von Charly Kemmerling im Hänneschen-Theater. Der 66-Jährige tritt in den Ruhestand. Vor 38 Jahren, im September 1986, kam der gebürtige Dormagener zu den Puppenspielen der Stadt Köln.
Hänneschen-Puppenspieler Kemmerling zog es früh zum Theater
Da hatte er bereits zwei Berufsausbildungen hinter sich. Parallel zu seiner Schreinerlehre nahm er Schauspiel- und Gesangsunterricht. Für Charly war früh klar, dass Bretter zwar eine große Rolle in seinem Leben spielen sollten, aber nicht die, die ihm auf der Hobelbank begegneten. Es zog ihn zum Theater. Hans-Georg Bögner, ehemaliger Geschäftsführer der SK Stiftung Kultur, war ein wichtiger Wegbereiter für Kemmerling.
„Hans-Georg habe ich es zu verdanken, dass ich überhaupt in Köln beim Theater gelandet bin. Wir haben uns bei der Produktion „Aschenputtel“ auf der Freilichtbühne Zons kennengelernt. Ich trat als Narr in der Rolle des Erzählers auf, Bögner war der Regisseur. Als er später eine Inszenierung am Theater der Keller übernahm, hat er mich als Regieassistent und Darsteller mitgenommen.“ 1983 ging es gemeinsam zum neu eröffneten Theater im Bauturm.
Kemmerling wurde mit 28 Jahren Puppenspieler
Von dort war es buchstäblich nicht weit bis zum Millowitsch-Theater. Nur einmal schräg über die Aachener Straße. Willy Millowitsch war auf den jungen Schauspieler aufmerksam geworden. In dem Lustspiel „Das Glücksmädel“ stand Kemmerling 1984 zum ersten Mal auf der Bühne des Traditionshauses. Das Stück war eine Wiederaufnahme zum 75. Geburtstag des Prinzipals. Weitere Theater-Engagements sowie Rollen in verschiedenen Fernsehproduktionen folgten.
So hätte es weitergehen können, aber Charly Kemmerling wählte einen anderen Weg. Mit 28 Jahren nahm er das Angebot des damaligen Hänneschen-Spielleiters Gérard Schmidt an und wurde Puppenspieler. Rasch zeigte sich, dass er am richtigen Platz war. 1995 übernahm er von Heribert Brands den Speimanes als feste Figur. Charly gab dem Manes vor allem in den Puppensitzungen eine neue Prägung, was Komik und Präsenz anging. Man könnte sagen, er ermutigte den Speimanes, stärker aus sich herauszugehen.
Interpretation der Speimanes-Figur basiert auf drei Säulen
Kemmerlings Interpretation der Figur basierte auf drei Säulen. Er dachte sich stets eine neue Geschichte aus, auf welche Art und Weise der Speimanes in seiner Rolle als Literat der Sitzung auftauchte. Punkt zwei war die Woosch-Präsentation. Die Woosch schlummerte mal als Reliquie im Dreikönigenschrein im Kölner Dom, war einer der Olympischen Ringe oder stieg mit Helium gefüllt gen Himmel und verursachte aus Versehen eine Sonnenfinsternis. Schließlich waren Charly die ruhigen und besinnlichen Manes-Lieder, deren Texte er selber schrieb, wichtig.
Seit der Puppensitzung 2019 hat der Speimanes mit Stefan Mertens einen neuen Spieler an seiner Seite. In einigen anderen Stücken führte Charly Kemmerling weiterhin den Manes. Ab der kommenden Spielzeit werden die beiden als unzertrennliches Team auftreten. Stefan Mertens verleiht dem Manes ebenso wie seine Vorgänger einen leicht modifizierten Charakter. „Ich freue mich, dass Stefan mein Nachfolger ist“, sagt Kemmerling. „Er bringt seine eigene Kunst und Persönlichkeit ein, und ich weiß, dass die Rolle bei ihm in besten Händen ist“.
Er verhehlt indes nicht, dass ihm der Speimanes fehlen wird. Ebenso wie das Theater. Heike Huhmann hat den Titel „E Jeschenk för Knolledörp“ für ihr Weihnachtsstück klug gewählt. Er ist zugleich eine treffende Überschrift für die 38 Jahre von Charly Kemmerling als Teil des Hänneschen-Ensembles.