Der Josef-Haubrich-Hof wird stark von der Drogenszene genutzt. Nun wurde diskutiert, wie es dort ohne Stadtbibliothek weitergehen kann.
Drogenszene am NeumarktBürger und Politiker diskutieren über Zukunft des Kölner Josef-Haubrich-Hofs
„Herzstück des Kulturquartiers“ und „verborgener Schatz“ – so nannte Guido Köhler von der Interessengemeinschaft Neumarkt am Dienstag den Josef-Haubrich-Hof, der sich an der Südostecke des Neumarkts erstreckt und an dem sich das VHS-Studienhaus und die Stadtbibliothek befinden. In einem Atemzug sagte Köhler, dieser „wunderschöne, ruhige“ Platz sei „momentan sehr stark der Drogenszene überlassen“; dort könne man beobachten, wie sich Menschen „die Spritze in den Arm drücken.“
Wie soll es erst sein, wenn die Stadtbibliothek wegen der nötigen Sanierung für Jahre an diesem Standort schließt und der weiße, stark renovierungsbedürftige Kubus, den das „Haus der Architektur Köln“ (hdak) seit 15 Jahren dort als Veranstaltungsort unterhält, abgerissen wird? Dies war eines der Themen bei der öffentlichen Diskussion am Dienstagabend, zu der das hdak und die IG Neumarkt in den Kulturpavillon auf dem Neumarkt eingeladen hatten.
Der Stadt habe man Ende Mai Vorschläge dazu übergeben, wie sich mit „einfachen Mitteln“ für eine Belebung des Platzes sorgen lasse, sagte Köhler. Besonderes Gewicht komme der Anregung zu, den Kubus zu stärken als „Ausgangsbasis für regelmäßige Kunst- und Kulturveranstaltungen“ wie etwa Auftritten von Studierenden der Hochschule für Musik und Tanz, Lesungen, Malwettbewerben und Filmvorführungen.
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Altstadt-Süd: Josef-Haubrich-Hof soll wiederbelebt werden
Zugleich könne der provisorische Bau als „Info-Point“ dienen, um auf städtische Projekte aufmerksam zu machen, und als „Ort der Begegnung“. Entscheidend sei, dass der Kubus überhaupt erhalten bleibt. Ursprünglich wollte das hdak ihn in diesem Herbst abreißen lassen, nahm wegen des großen Widerstands jedoch Abstand davon.
Zurzeit wird geprüft, wie teuer ein Rückbau der Holzkonstruktion wäre; die verbleibende Bodenplatte aus Beton könnte als Freilichtbühne bespielt werden. Zum aktuellen Stand sagte Christl Drey, Vorsitzende des hdak, man sei im Gespräch mit dem Kulturdezernat und habe dort ein „offenes Ohr“ gefunden.
Bleibt ein gravierendes praktisches Problem: Seit das benachbarte Café Forum geschlossen hat, gibt es am Josef-Haubrich-Hof keine Toiletten mehr, die Besucher kultureller Veranstaltungen nutzen könnten. Drey wünscht sich möglichst schnelle Abhilfe und außerdem, dass auf dem Platz ein paar Bänke aufgestellt werden und die Buchenhecke vervollständigt wird. Dies kann man zu den „einfachen Mitteln“ zählen, von denen Köhler sprach.
Keine Toiletten mehr am Josef-Haubrich-Hof
Zu den weiteren Vorschlägen der IG Neumarkt zählt, vor die riesige geschlossene Fassade des Rautenstrauch-Joest-Museums ein weißes Tuch zu hängen, auf das sich im Rahmen eines „Sommerkinos“ Filme projizieren lassen. Außerdem regt die IG an, auf dem Platz auch visuell an seinen Namensgeber zu erinnern, etwa mit einer Büste. Josef Haubrich war ein Kölner Jurist und Kunstsammler; 1946 schenkte er seiner Heimatstadt seine über die Nazi-Zeit gerettete bedeutende Sammlung expressionistischer Werke.
Auch wenn die Rede von „einfachen Mitteln“ war: Am Beispiel des mehrwöchigen Veranstaltungsprogramms „Nimm Platz“, mit dem die Stadt noch bis zum 27. August den Neumarkt bespielt, machte Nadine Müseler, Referentin im Kulturamt, deutlich, dass ein solches vergleichsweise kleines Projekt einiges an Ressourcen binde, sowohl Geld als auch Personal.
Zur weiteren Entwicklung des Neumarkts, den manch einer bewusst als „Verkehrsinsel“ apostrophierte, sagte Köhler, Anfang 2024 würden Bauarbeiten dafür beginnen, an drei Stellen den Zugang von Fußgängern zum Platz zu verbessern, zum Beispiel von der Schildergasse und der Mittelstraße her. Ein gastronomischer Betrieb – entweder am entstehenden Brunnen oder an einer anderen Stelle – sowie Toiletten seien ebenfalls in Planung.
Planungsreferenz fordert „gesamtheitliches Konzept“
Hermann Koch, Planungsreferent im Kulturamt, wiederholte, mit einzelnen „Interventionen“ auf den Plätzen sei es nicht getan. Es brauche ein „gesamtheitliches Konzept“, in das die umliegende Kulturbauten, etwa Museen, einbezogen werden müssten. Als Vorbild kann die „Via Culturalis“ zwischen Dom und St. Maria im Kapitol dienen.
Zu den zahlreichen Besuchern und Besucherinnen der Veranstaltung, darunter Anwohner, Experten und Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, gehörte Sabine Pakulat (Grüne), Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses. Die offene Frage, ob die Stadtbahntrasse der Ost-West-Achse in der Innenstadt unter- oder oberirdisch geführt werden soll, „verkompliziere“ die Planung für den Neumarkt, gab sie zu bedenken.
Erst wenn eine Entscheidung getroffen sei, lasse sich ein langfristiges Gestaltungskonzept erarbeiten. Gleichwohl plädierten viele der Anwesenden, die sich zu Wort meldeten, dafür, sich darum nicht von kurzfristigen Lösungen abhalten zu lassen. „Wir wollen hier ja kein Amphitheater“, sagte Köhler. Christl Drey unterstrich: „Es gibt so viel Kleines zu tun.“ Nadine Müseler fand die Kompromissformel: „Wir brauchen viele kleine Würfe, dürfen aber den großen Wurf nicht aus den Augen verlieren.“