Am 9. Dezember besucht Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner den Hänneschen-Brunnen in der Südstadt und entdeckt dabei eine Ruheoase.
Schock-Werners Adventskalender 9Der Hänneschen-Brunnen hat mächtig Moos angesetzt
Das Hänneschen-Theater – wer kennt es nicht? – ist eine Kölner Institution. Aber haben Sie schon mal etwas vom Hänneschen-Brunnen in der Südstadt gehört oder waren womöglich schon einmal dort? Ich nicht – bis mich Leserin Bettina Greven animiert hat, ihn mir anzusehen.
Der Brunnen befindet sich auf einem schmalen dreieckigen Plätzchen, das sich aus dem kurvigen Verlauf der Straße „Im Dau“ ergibt. Auf einem hohen barockisierenden Sockel mit einem Brunnenbecken und einem Wasserausguss in Form einer Eule steht die 1914 von Simon Kirschbaum aus Muschelkalk gefertigte Doppelfigur des Hänneschen und des Besteva – zwei der traditionellen Stockpuppen aus dem Hänneschen-Theater. Das Hänneschen ist an seiner Zipfelmütze leicht zu erkennen. Der Besteva, eine gutmütige, gemütliche Großvatergestalt, ist sitzend mit Dreispitz dargestellt. Er hat sich einen Sack über die Schulter geworfen.
Köln: Der Hänneschen-Brunnen liegt inmitten einer Ruhezone in der Südstadt
Anwohner, so heißt es, hätten in der Figur des Besteva den Preußenkönig Friedrich den Großen (1712 bis 1786) sehen wollen. Vor einer Schule aufgestellt, habe die Figur daran erinnert, dass der „Alte Fritz“ 1763 in Preußen das „Generallandschulreglement“ eingeführt hatte, einen Vorläufer der Schulpflicht. Die Jungenfigur daneben wäre demnach die eines Schülers. Aber diese Interpretation ist gar zu staatstragend, um wahr zu sein. Tatsächlich erinnert der Brunnen an Magdalena Klotz, die das von ihrem Großvater Christoph Winters gegründete Hänneschen-Theater in dritter Generation weiterführte.
Alles zum Thema Barbara Schock-Werner
- Rekordzahl bekannt gegeben Der Zentral-Dombau-Verein hat so viele Mitglieder wie nie zuvor
- „Das kann man keinem Bürger mehr erklären“ Streit um Baum am Bahnhof Belvedere verursacht Demo
- Nach 400 Neueintritten Zentral-Dombau-Verein kurz vor Mitglieder-Rekord
- KVB und S-Bahn Barbara Schock-Werner besucht „Lost Place“ an Kölner Haltestelle
- 1000 Jahre Abtei Brauweiler „Ein Ort, der in unsere Zeit passt“
- Debatte über Stadtbild „Rund um den Kölner Dom sieht es einfach nur scheußlich aus“
- „Musterbeispiel expressionistischen Bauens“ Freundeskreis Bastei feiert 100. Geburtstag des Kölner Bauwerks
Auf der Rückseite der Anlage ist ein gewaltiger Schwengel zum Wasserpumpen zu sehen. In Funktion ist der Brunnen aber nicht. Das Auffangbecken für das Wasser ist mit einer Eisenplatte abgedeckt, der metallene Brunnenausguss ist zusammengequetscht. Insgesamt wirkt das Ensemble etwas vernachlässigt, als ob niemand es so recht beachten würde. Das Hänneschen, das man doch eigentlich mit Lebendigkeit und Pfiffigkeit assoziiert, hat hier ganz schön Moos angesetzt.
Direkt an Anlage rund um den Brunnen schließt sich ein mindestens viermal so großer Spielplatz an. Dort wie hier gibt es Sitzgelegenheiten. Mitten in der quicklebendigen, trubeligen Südstadt trifft man hier also auf eine erstaunlich große Freifläche zum Verweilen.