Seit einem Jahrzehnt diskutiert die Politik im Kölner Stadtrat über eine Neugestaltung für den Barbarossaplatz. Jetzt soll es noch länger dauern.
Knotenpunkt in Kölner InnenstadtVerkehrsdezernent ignoriert Ratsbeschluss für Umbau am Barbarossaplatz
Kein anderer Ort in der Stadt ordnet sich dem Verkehr so sehr unter wie der Barbarossaplatz in der Kölner Innenstadt. Die Schienen der Ringbahn kreuzen die Schienen aus dem Innenstadttunnel, hinzu kommen unzählige Fahrspuren für Autos und Fahrradstreifen. Eine tatsächliche Platzfläche existiert seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Um die Situation zu verbessern, soll die Stadt den Barbarossaplatz völlig neu gestalten – doch seit der Stadtrat vor 14 Jahren das erste Verkehrsgutachten beschlossen hat, ist nichts geschehen.
Wenn es nach Verkehrsdezernent Ascan Egerer ginge, würde das auch in den nächsten Jahren so bleiben. Und das, obwohl es einen klaren Auftrag der Politik gibt. Der Stadtrat hatte im Februar 2020 die Stadtverwaltung damit beauftragt, eine Machbarkeitsstudie für eine Neuordnung des Barbarossaplatzes anzufertigen. Egerer ließ die Politiker am Donnerstag per Mitteilung wissen, dass sein Verkehrsdezernat mit dieser Machbarkeitsstudie auch nach dreieinhalb Jahren noch nicht einmal begonnen habe. Und er fügte hinzu, dass er das auch in den kommenden Jahren nicht beabsichtige.
„Aus Sicht der Verwaltung sollte die vom Rat beschlossene Machbarkeitsstudie zu einem späteren Zeitpunkt, frühestens im Jahr 2026, begonnen werden, damit sie zeitlich näher an einer sinnvoll möglichen Umsetzung der Planung liegt“, heißt es in der Mitteilung. Eine zukunftsträchtige Umgestaltung des Platzes mache erst mit der Verlegung der Linie 16 in den Tunnel der Nord-Süd-Stadtbahn Sinn. Die Fertigstellung des Tunnels werde nach heutigen Einschätzungen nicht vor 2029 möglich sein.
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Auch die Entscheidung, ob die Stadtbahnen in Zukunft auf der Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Aachener Weiher oberirdisch bleiben oder in einen neuen Tunnel verlegt werden sollen, müsse nach Egerers Ansicht gefallen sein, bevor es am Barbarossaplatz weitergehen kann. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass die Machbarkeitsstudie bis zur Konkretisierung der Planung und Umsetzung wieder veraltet sei.
Kölner Ratsmitglieder kristisieren Vorgehen
„Das ist eine Missachtung des Rates, Herr Egerer befindet sich im falschen Film“, sagte FDP-Fraktionschef Ralph Sterck am Donnerstag. Köln müsse dringend das Stadtbahnnetz ausbauen. Die Fördertöpfe beim Bund seien voll, aber Köln könne die Mittel nicht abrufen, weil es keine fertigen Planungen gebe. „Am Barbarossaplatz hängt richtig viel dran, die Linie 18 ist ein wichtiger Baustein in unserem Nahverkehr“, so Sterck. „Ich fordere, dass die Stadtverwaltung diese Mitteilung des Verkehrsdezernenten wieder zurücknimmt, damit wir darüber vernünftig diskutieren können.“
„Wir sind enttäuscht, dass dreieinhalb Jahre nach dem Ratsbeschluss diese Ankündigung kommt – das können wir so nicht hinnehmen, wir werden alles daransetzen, dass der Beschluss baldmöglichst umgesetzt wird“, sagte Teresa de Bellis, verkehrspolitische Sprecherin der CDU. Auch sie kritisierte, dass die Stadt keine fertigen Planungen in der Schublade habe, weshalb ihr Fördergelder verloren gingen. Der Verkehrsdezernent müsse sicherstellen, dass genug Fachpersonal zur Verfügung steht, um wichtige Planungen voranzubringen.
Ein zentraler Punkt in der Machbarkeitsstudie soll die Frage sein, ob sich die Gleise der Stadtbahn am Barbarossaplatz zumindest teilweise nach unten in einen Tunnel verlegen lassen. Sowohl die Ringbahnen der KVB-Linien 12 und 15 als auch die Stadtbahnen der Linien 16 und 18 queren den Platz bislang oberirdisch und bilden damit ein Nadelöhr. Es solle „auch untersucht werden, ob und wie schon vorhandene Vorleistungen für eine Verlängerung des Innenstadttunnels genutzt werden können“, heißt es dazu im Ratsbeschluss aus dem Jahr 2020.
Anbindung an den Bahnhof Köln-Süd
Dabei soll auch eine bessere Anbindung an den Bahnhof Köln-Süd eine Rolle spielen. Denkbar wäre eine Kombilösung, bei der eine neue U-Bahn-Haltestelle einen Aufgang in Richtung des Bahnhofs bekommen könnte – so wurde es in den politischen Gremien skizziert. Verkehrsdezernent Egerer kündigte nun hingegen an, die Verwaltung werde die Einrichtung einer neuen Stadtbahnhaltestelle auf der Luxemburger Straße prüfen – eine oberirdische Lösung also.
Die Bahnsteige für die Linien 16 und 18, die bislang so niedrig sind, dass an der Haltestelle die in den Fahrzeugen eingebauten Treppen ausfahren müssen, sollen in den kommenden Jahren angehoben werden, um den barrierefreien Ein- und Ausstieg zu ermöglichen. Um mehr Fahrgäste befördern zu können, will die KVB neue, rund 70 Meter lange Hochflurfahrzeuge auf der Linie 18 einsetzen.
Die Stadt will außerdem die Haltestellen-Häuschen am Barbarossaplatz begrünen und den Straßenraum neu ordnen. Der Linksabbiegerstreifen auf der südlichen „Neue Weyerstraße“ und damit auch die Umfahrung am Pantaleonswall sollen wegfallen. Die Zufahrt zum Innenhof der angrenzenden Gebäude würden dann über die nördliche „Neue Weyerstraße“ möglich bleiben, so die Stadt. Ein Baubeginn im Jahr 2026 sei voraussichtlich möglich.