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Neuer Kulturpavillon, keine GastronomieSo soll die Aufwertung des Kölner Neumarkts im Sommer weitergehen

Lesezeit 4 Minuten
Der Neumarkt mit einer Fotoausstellung von Oliviero Toscani

Stand bis Mitte April auf dem Neumarkt: die Ausstellung „Die Deutschen des 21. Jahrhunderts“.

Für die Kultur am Neumarkt werden 40.000 Euro von der Zwischennutzung am Ebertplatz abgezogen. Ein Gastro-Angebot ist dennoch nicht in Sicht.

Wie geht es weiter mit der Aufwertung des Neumarkts? Nachdem bis zum 18. April bereits die Fotoausstellung „Die Deutschen des 21. Jahrhunderts“ zu sehen war, ist zum Beginn der Sommerferien am 27. Juni die Eröffnung des Pavillons der Bildhauerin und Installationskünstlerin Erika Hock geplant. Ein gastronomisches Angebot ist derweil nicht in Sicht.

Für den Neumarkt werden Gelder vom Ebertplatz abgezogen

80.000 Euro werden für das Kulturprogramm am Neumarkt veranschlagt. Da für die Kultur am Neumarkt kein zusätzliches Geld im Haushalt zur Verfügung steht, muss innerhalb des Kulturetats umgeschichtet werden. Die Hälfte kommt aus nicht benötigten Geldern für die Neuanmietung von Flächen für die Kulturverwaltung. „Da dies nicht in 2023 erfolgen wird, stehen die Mittel zur Verfügung“, so die Stadt auf Anfrage. Die anderen 40.000 Euro werden von der Zwischennutzung am Ebertplatz abgezogen, der explizit als Vorbild für den Neumarkt genannt wird.

Mehrere Menschen sitzen auf Mauern rund um den Brunnen auf dem Kölner Ebertplatz.

Die Situation am Ebertplatz hat sich durch den Brunnen und das kulturelle Angebot verbessert.

Die Stadt betont, dass das „Kulturangebot auf dem Ebertplatz wie geplant stattfinden kann“. 60.000 Euro verblieben für das Projekt, zudem würden einige Veranstaltungen, wie das Sommerblut-Festival oder die Internationale Photoszene, aus anderen Budgets finanziert. Die Umschichtung sei mit den Akteurinnen und Akteuren am Ebertplatz abgestimmt.

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„Der Ebertplatz zeigt, wie es laufen kann“

Ruth Wennemar vom Bürgerverein Eigelstein bestätigt das. Ein Problem im Abzug der Mittel vom Ebertplatz sieht sie nicht. „Als Kölner und Kölnerin muss man da solidarisch sein. Es ist viel in den Ebertplatz investiert worden, nun muss der Neumarkt aufgewertet werden.“ Zwar wären an beiden Plätzen unterschiedliche Drogenszenen ansässig. Dennoch ließen sich Parallelen ziehen. „Beide Plätze sind für die Stadtgesellschaft nicht mehr attraktiv gewesen, man quert sie nur schnell, um zur Bahn zu kommen. Da kann man noch viel mehr rausholen.“

An der Passage am Neumarkt: Dealer und Konsumenten treffen aufeinander. Zwei Passanten auf der Treppe zur U-Bahn.

Aktuell dominiert am Neumarkt die Drogenszene.

Das sieht auch Ihsan Alisan, Leiter der Galerie „Mouches Volantes“ am Ebertplatz, so. „Pauschal lässt sich nichts übertragen. Aber ich denke schon, dass der Ebertplatz zeigt, wie es laufen kann“, sagt er. „Ein Kulturprogramm ist kein Allheilmittel, am Ebertplatz gibt es immer noch Drogenhandel. Aber trotzdem kann die Kunst einen Raum für Diskurs schaffen und den Stadtraum aufwerten.“

IG Neumarkt freut sich über Unterstützung von OB Reker

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte die Aufwertung des Neumarkts als eines ihrer Kernprojekte für das Jahr 2023 ausgerufen. Um den Platz noch in diesem Sommer für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar zu machen, drängt die Freigabe der Mittel. Denn der Neubau des Brunnens auf dem Neumarkt wird voraussichtlich erst im Oktober abgeschlossen sein. Das kulturelle Angebot wird daher umso wichtiger.

So könnte ein potenzieller Gastro-Container am Neumarkt aussehen.

So könnte ein potenzieller Gastro-Container am Neumarkt aussehen.

„Wir merken, dass seit die OB das Thema Neumarkt angeschoben hat, sehr viel passiert“, sagt Guido Köhler von der IG Neumarkt. „Nachdem sich jahrelang nichts getan hat, ist jetzt Dynamik in der Sache. Die kulturelle Bespielung war seit langem eine unserer Kernforderungen.“ Auf den Platz müsse Leben kommen – deshalb sei es wichtig, Dinge zügig umzusetzen und sich nicht auf ein Platznutzungskonzept zu versteifen. Das gelte vor allem für das gastronomische Angebot auf dem Neumarkt.

Mobiler Gastro-Container auf dem Neumarkt vorgeschlagen

Laut Verwaltung wird aktuell intern ein Exposé für einen Gastronomie-Pavillon erstellt. Heißt übersetzt: Bis die Kölnerinnen und Kölner auf dem Neumarkt Kaffee trinken können, kann es noch dauern. Dabei sind sich die Vertreterinnen und Vertreter der Bürgervereine einig, dass es „für eine permanente Bespielung die Gastro braucht“, sagt Ruth Wennemar vom Bürgerverein Eigelstein.

Die IG Neumarkt hat der Stadt Ende April einen Vorschlag für eine Interimslösung für einen Gastro-Container und sanitäre Anlagen auf dem Neumarkt übersandt. „Von der Genehmigung bis zur Umsetzung des mobilen Gastro-Angebots würde es nur acht Wochen dauern“, sagt Guido Köhler.

Der Container könnte flexibel auf- und wieder abgebaut werden. Die IG schlägt als Standort die nordöstliche Seite des Neumarkts, gegenüber der Mayersche-Buchhandlung vor. Hier befänden sich Strom und Frischwasser, „der Bereich unter den Platanen lädt im Sommer zum Verweilen ein“, heißt es in dem Konzept. Laut Köhler sei man im Gespräch mit einem Betreiber, der auch die Sicherheit und die Sauberkeit rund um die Gastro- und Toilettenanlage sicherstellen könnte. So weit ist die Stadt noch nicht: Man arbeite derweil an einem Gastro-Konzept, konkreteres könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, heißt es auf Anfrage. Das Interimskonzept der IG Neumarkt werde aber mit betrachtet.

Ab dem Sommer sind erstmal möglichst täglich stattfindende Programmpunkte aus Lesungen, Gesprächen und Vorträgen im Pavillon von Erika Hock geplant. Auch in „drei bis fünf größere Open-Air-Kulturveranstaltungen“ sollen die 80.000 Euro fließen, sowie in eine kreative Gestaltung des bis November aufgestellten Bauzaunes um den Brunnen. Zudem sollen erste Sitzmöbel konzipiert und gebaut werden. Wie viel davon schon in diesem Sommer realisiert werden kann, ist noch unklar.