Deutz – Staus auf der Severinsbrücke, Staus auf der Deutzer Brücke, Staus in weiten Teilen des Rechtsrheinischen und selbst im Linksrheinischen. Weil am Montag gegen 11 Uhr in Deutz eine Weltkriegsbombe entdeckt und um 18.35 Uhr kontrolliert gesprengt worden war, mussten der Östliche Zubringer und der Deutzer Ring weiträumig gesperrt werden. Die Folge war ein Verkehrschaos, das Autofahrern viel Geduld abverlangte.
Mit Hilfe einer Sonde waren Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdiensts auf eine englische Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gestoßen, die zwischen Östlicher Zubringerstraße und Deutzer Ring in 4,20 Meter Tiefe lag. Im Vorfeld von Bauarbeiten hatten die Experten alte Luftbilder der Alliierten ausgewertet. Die Vermutung, dass sich ein Sprengsatz in der Erde befand, bestätigte sich am Montagvormittag.
Leider bestätigte sich auch, dass der Langzeitzünder zu einem großen Teil in die Bombe eingedrückt war. Eine Entschärfung und ein anschließender Abtransport kamen deshalb nicht infrage: Das hochbrisante Fundstück musste vor Ort gesprengt werden. „Jede andere Maßnahme ist zu gefährlich für uns, das Ding kann losgehen, sobald man es bewegt“, so Volker Lessmann vom Kampfmittelbeseitigungsdienst.
Um die umliegende Bebauung vor der Druckwelle zu schützen, ließ das Ordnungsamt die Fundstelle mit sandgefüllten Containern umstellen, auch die Bombe wurde mit Sand bedeckt. Am Abend hatten die Feuerwerker ihre Arbeit erledigt: Die Bombe explodierte um 18.35 Uhr mit einem dumpfen Knall. Über eine Lücke in der Container-Barriere entwich der Druck in östliche Richtung, dorthin, wo sich eine Kleingartenanlage befindet und am wenigsten Schaden zu befürchten war. „Wir sind sehr zufrieden, weil alles ohne Zwischenfälle verlaufen ist“, bilanzierte Heribert Büth vom Ordnungs- und Verkehrsdienst. Ein Gutachter untersuchte nach der Sprengung die Straßenbrücke Deutzer Ring, konnte aber keine Schäden feststellen. Die Sperrungen wurden daraufhin aufgehoben.
Vor der Sprengung hatten Ordnungsamt und Polizei den Bereich um den Fundort in einem Radius von 500 Metern evakuiert. Die Einsatzkräfte hatten alle Hände voll zu tun, unter anderem mussten mehrere Kranke in Sicherheit gebracht werden. Rund 180 Flüchtlinge, die in der Sporthalle Reitweg unterbracht sind, fanden im Nicolaus-August-Otto-Berufskolleg Unterschlupf. Auch das Deutzer Eduardus-Krankenhaus war betroffen: Etwa 50 Patienten mussten innerhalb des Gebäudes verlegt werden. Die Fachhochschule wurde komplett geräumt.
„Ich hatte heute Mittag so vieles vor, ich habe morgen Geburtstag“, sagte Ursula Zindt. Zusammen mit einer überschaubaren Zahl von Anwohnern saß die 74-Jährige am Nachmittag in der Schulturnhalle am Gotenring, die die Stadt zur Anlaufstelle für Anwohner erklärt hatte. Ihre Tochter hatte sie kurz zuvor aus dem Mittagsschlaf gerissen, um ihr telefonisch von dem Bombenfund zu berichten. Kurze Zeit später klingelten auch schon die Mitarbeiter des Ordnungsamts an Zindts Haustür. „Hier ist was los in Deutz“, stöhnte Zindt. Schließlich sei erst Ende vergangenen Jahres in Deutz eine Weltkriegsbombe unschädlich gemacht worden. Damals wartete die Deutzerin allerdings in der Aula des Gymnasiums an der Thusneldastraße auf die Rückkehr in ihre Wohnung.
Die Studenten Hendrik und Henri riss die Bombe aus konzentrierter Arbeit. Im siebten Stock des Wohnheims neben der Fachhochschule Deutz hatten die angehenden Landmaschinen-Techniker gebüffelt, als die Evakuierungen begannen. Daraufhin packten die Studenten kurzerhand ihre Bücher ein und gingen zum Rhein.