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In Kölner TraditionshausWelchen großen Fehler viele beim Strumpfhosen-Kauf machen

Lesezeit 4 Minuten
Schmuckat legt großen Wert auf die Präsenttaion ihrer Ware

Dorothee Schmuckat legt Wert auf ihre Schaufenster-Präsentation.

Innenstadt – Shoppingmeilen, Onlinehandel und teure Mieten für Ladenlokale lassen den Einzelhandel zunehmend ausbluten. Harte Zeiten auch für alteingesessene Geschäfte in Köln. Die Liste der Kölner Traditionshäuser, die in den vergangenen Jahren schließen mussten, ist lang. Nur wenige stehen noch wie ein Fels in der Brandung. Dazu gehört das „Strumpfhaus“ am Chlodwigplatz.

Strümpfe und Unterwäsche seit 36 Jahren

Inhaberin, Dorothee Schmuckat, verkauft hier seit 36 Jahren Socken, Strümpfe, Strumpfhosen und Damenunterwäsche. Der Laden ist gut sortiert, ob nationale oder internationale Markenware, ob Wolle, Kaschmir, Baumwolle oder Nylon, ob transparent, blickdicht oder gemustert, die Chefin muss selten passen. Obwohl man Beinkleider inzwischen in jedem Discounter kaufen kann, schreibt das Strumpfgeschäft mitten in der Kölner Südstadt keine roten Zahlen.

Dorothee Schmuckat in Ihrem Geschäft

Dorothee Schmuckat in ihrem Geschäft

Die Kombination aus persönlicher Beratung und bester Qualität scheint das Geheimnis von Dorothee Schmuckat zu sein, sonst hätte ihr Fachgeschäft weder die Währungsumstellung von D-Mark auf den Euro noch die jahrelangen Bauarbeiten an der U-Bahn oder den Lockdown im vergangenen Jahr überlebt.

Alles zum Thema Chlodwigplatz

Strumpfgröße ist nicht gleich Kleidergröße

„Beim Kauf einer Strumpfhose machen die meisten Frauen einen großen Fehler: sie kaufen die Strumpfhosen einfach entsprechend ihrer Kleidergröße. Das geht häufig schief und führt beim Anziehen oft zu ersten Überdehnungen und bald zu Laufmaschen. Wer Konfektionsgröße 36 trägt und 176 groß ist, der muss beim Beinkleid womöglich 38 oder 40 kaufen, außerdem fallen auch je nach DEN-Stärke und Material dieselben Größen unterschiedlich aus,“ erklärt die Expertin.

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Das „Strumpfhaus“ führt edle Marken wie Falke, Oroblu, Sangiacomo, aber auch die farbenfrohen happysocks. Diese Markenware gibt es nicht für drei Euro, sie ist aber in Kaufhäusern in der Regel auch nicht preiswerter zu bekommen als am Chlodwigplatz. „Wer No-Name Produkte im Discounter kauft, der kauft zwar günstig aber nicht wirklich preiswert und nachhaltig. Meine Großmutter sagte immer „ich bin zu arm, um billig zu kaufen“, sagt die Chefin mit einem Lächeln.

Von Stammkundinnen bis zu jungen Frauen

Dorothee Schmuckat freut sich über ihre älteren Stammkundinnen, aber auch über Neukunden. Dies sind oft jüngere Frauen, die immer häufiger den Weg in ihren Laden finden. Die Ladeninhaberin weiß, was in ist, sie beobachtet die Modetrends und ordert neben den Klassikern auch bunte, gemusterte und flippige Beinkleider. Besonders stolz ist sie auf ihre männlichen Kunden, die sich von ihr inspirieren lassen und neben schwarzen auch rote, grüne oder gelbe Socken kaufen.

Strumpfhaus

Das Haus am Chlodwigplatz stammt aus dem Jahr 1911. 

Der Laden ist gerade mal 32 Quadratmeter groß, aber ein echter Hingucker. Die Socken und Strümpfe liegen in deckenhohen, über 100 Jahre alten Mahagoniregalen. „Mein Großvater hat das Haus 1911 gekauft und damals schon im Erdgeschoss zwei Ladenlokale eingerichtet. In dem einem verkaufte meine Großmutter Blumen, in das andere zog ein Tabakhändler ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wechselte ein neuer Pächter dann von Tabak auf Strümpfe um und meine Mutter übernahm den Blumenladen der Großmutter“, erzählt die heute 76-Jährige, die den Strumpfladen 1986 übernahm.

Immobilie weiterhin im Familienbesitz

Das Haus am Chlodwigplatz befindet sich nach wie vor im Familienbesitz, heute gehört es Dorothee Schmuckats Bruder, an den sie eine moderate monatliche Miete überweist. Obwohl der Laden gut läuft, könnte sie sich die Mieten, die in der Südstadt inzwischen für Ladenlokale verlangt werden, nicht leisten, so viel wirft das Spezialgeschäft nicht ab. Die 76-Jährige ist sehr dankbar, dass sie nach dem Tod ihres Ehemannes nicht in ein Loch gefallen ist.

„Nach dem Tod meines Mannes bin ich aus Hürth in die Südstadt gezogen. Hier bin ich nie allein, sondern mitten im Leben. Ich habe einen strukturierten Tag, viele meiner Stammkunden sind wie gute Freunde. Der Laden ist mein Leben. Nicht jeder Tag ist wie der andere, wenn ich aber die Ladentür öffne, ist die Trübsal wie weggeblasen.“

Bademoden ergänzen das Sortiment

In diesem Zusammenhang zitiert sie gerne ihren Großvater: „Der soziale Aspekt einer geregelten Arbeit ist nicht von der Hand zu weisen.“ Je kälter die Tage, desto mehr Socken gehen über die Theke. Aber das Sockengeschäft ist vor allem auch ein Herbst- und Wintergeschäft. Um die Flaute im Sommer abzufangen, hat Dorothee Schmuckat das Sortiment um Bademoden und feine Spitzendamenunterwäsche erweitert. Das spiegelt ihre Überzeugung wider: „Je mehr die Leute im Sommer ausziehen, desto besser sollten sie drunter angezogen sein.“

Dorothee Schmuckat schaut optimistisch in die Zukunft, denn die Kundin ist bei ihr die Königin. Und auch nach 36 Jahren ist ihre Leidenschaft für Socken und Strümpfe ungebremst: „Mir geht es nicht nur um Kommerz, sondern um einen 100 prozentig zufriedenen Kunden, denn nur der kommt wieder.“

Das Geschäft in dem über 110 Jahre alten Eckhaus ist eine echte Institution im Severinsveedel. Egal ob man neue Strümpfe braucht oder nur ein Lächeln, die Chefin hat für alle ein Ohr und die passende Beratung. Zu den 80 Prozent Stammkunden gehören auch einige Promis. Der in der Südstadt lebende Kabarettist Wilfried Schmickler nennt den Laden „seine zentrale Strumpfversorgungsanstalt".