Die Stadt Köln mietet eine Messehalle an, um ukrainische Geflüchtete unterzubringen – erneut. Ist es möglich, ein zu Hause auf Zeit in einer Massenunterkunft behaglich einzurichten? Ein Besuch vor Ort.
„Keine Dauerlösung“Stadt Köln mietet erneut Messehalle für Geflüchtete an
Ein Spielbereich für Kinder mit Tischen und Stühlen, große Zimmerpflanzen in Kübeln zwischen aus mobilen Trennwänden errichteten Räumen, sogar ein Weihnachtsbaum im Eingangsbereich.
Köln: Stadt bringt Geflüchtete in der Messe unter
Behaglichkeit erzeugt diese dezente Einrichtung in Halle drei auf dem Gelände der Köln-Messe in Deutz zwar nicht. Dennoch vermittelt sie im Ansatz das, was unter der Hallendecke ohne Tageslichteinfall in den nächsten Wochen und Monaten dort für 800 geflüchtete Menschen geboten werden soll: Ein Zuhause auf Zeit.
Der Krieg in der Ukraine sowie die kalte Witterung haben die Zahl geflüchteter Menschen in Köln auf mehr als 10.000 Personen ansteigen lassen. Die Stadt ist rechtlich zur Aufnahme von Geflüchteten verpflichtet und hat in den vergangenen Wochen weitere Plätze zu deren Unterbringung geschaffen.
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Einer Prognose der Verwaltung nach könnte diese Zahl in den kommenden Monaten auf bis zu 15.700 Menschen anwachsen. „Dass wir erneut eine Messehalle als Unterkunft für viele Geflüchtete herrichten müssen, bedrückt mich“, sagt Harald Rau, Beigeordneter für Soziales, Gesundheit und Wohnen der Stadt Köln am Montagvormittag bei einem Rundgang durch die jetzt für den Bezug fertiggestellte Halle.
Sozialdezernent bittet Kölner um Mithilfe
Bereits im Frühjahr hatte die Stadt hier auf Zeit Menschen untergebracht. Er sei dennoch allen Beteiligten dankbar, die dazu beitrügen, dass „wir den Menschen, die aus ihrer Not heraus zu uns kommen, hier ausreichend und möglichst würdige Schutzräume bieten können“, sagt Rau.
Auch der Sozialdezernent und die anderen Verantwortlichen bei der Stadt wissen, dass die Plätze in der Halle sowie die geplante Unterkunft im Kölner Südstation für die erwarteten Menschen nicht ausreichend sind.
Darum bittet Rau auch im Namen des Wohnungsamtes, dass sich Besitzer leerstehender Gebäude sowie Hotels und Pensionen mit Kapazitäten bei der Stadt melden und Räume anbieten.
Aktuell etwa 10.000 ukrainische Geflüchtete in Köln
Die Verwaltung will diese Leistungen in Form einer dann zu verhandelnden Mietzahlung vergüten oder bei Eignung sogar Immobilien erwerben. Aktuell bringt die Stadt eigenen Angaben nach 10.092 Geflüchtete unter, Zahl zwischen 4000 und 6000 weiterer Personen ist zudem in privaten Wohnungen untergebracht.
Um sich auf die steigenden Zahlen vorzubereiten, hat die Stadt die Messehalle zunächst bis Ende Februar 2023 gemietet. Auf zwei Etagen wurden Abteile mit eingerichtet, abgetrennte Einheiten mit zwei oder vier Betten sowie Spinden, einem Tisch und Stühlen. Die Räume sind nach oben zur Hallendecke hin offen.
Das verringert zwar die Privatsphäre und erhöht die Geräuschintensität, ist aus Brandschutzgründen allerdings notwendig, sagt die Stadt. „Nachts wird das Hallenlicht ausgeschaltet, beleuchtet werden dann nur die Flure, und jede Koje hat eine eigene Lampe“, erläutert Frederik Rohde vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), das die Organisation der Unterkunft übernimmt.
Rotes Kreuz: „Auf Dauer ist das hier nicht ausreichend“
Die Halle drei verfügt über gemeinschaftliche Sanitärräume, die Verpflegung findet in einer zentralen Kantine im Obergeschoss der Messehalle statt. Zusammen mit einem Team aus Pädagogen soll auch die soziale Betreuung gewährleistet werden, so der 47-Jährige.
Für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner stehen außerdem gemeinschaftliche Aufenthaltsräume in der Messehalle zur Verfügung. Es gibt einen Sicherheitsdienst und weitere Anlaufstellen vor Ort, in denen den Menschen etwa bei Behördengängen, im Krankheitsfall oder im Fall von sprachlichen Hürden geholfen wird.
„Sicher ist das hier nichts, was auf Dauer ausreichend sein kann“, sagt der DRK-Koordinator. „Aber hier funktioniert die Technik wie etwa die Heizung verlässlich, der Betrieb ist insgesamt gut planbar“, sagt Rohde. „Es ist das Beste, was für eine Übergangszeit für die Menschen möglich ist.“