Ein Tunnel unter dem Rhein verbindet Deutz mit der Altstadt. Das in weniger als zwei Jahren erbaute Projekt ist für Gruppen begehbar.
Tunnel in KölnSo spazieren Sie unter dem Rhein von Deutz in die Altstadt
In der Mitte des Tunnels lässt Frank Straube die Besuchergruppe stoppen: Sie befindet sich nun genau unter der Rheinsohle – der tiefsten Stelle des Stroms. Tausende Liter Wasser fließen nur wenige Meter über den Köpfen der Neugierigen hinweg, die heute den Fernwärmetunnel der Rhein-Energie besuchen. Direkt neben der Hohenzollernbrücke verbindet er die beiden Rheinufer unter dem Fluss.
Der Einstieg auf Deutzer Seite ist ein schmuckloses, graues Häuschen, ähnlich einer Litfaßsäule. Frank Straube, Besuchermanager des Energieversorgers, schließt die beiden schweren Stahltüren auf, die normalerweise nur für Wartungsarbeiten geöffnet werden. Mit seiner Kollegin Raffaela Pochiero führt er regelmäßig Besuchergruppen durch die unterirdische Rheinquerung, von der wohl nicht viele Kölnerinnen und Kölner wissen.
Nach und nach geht die 20-köpfige Gruppe die schmale Wendeltreppe zu einer Zwischenebene herunter. Hier führt eine Tür zu einem gewaltigen Schacht und einem Treppengerüst aus Metall. Exakt 104 Stufen weiter unten kommen auch die dicken Rohre an, die in dem noch dunklen Tunnel verschwinden.
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Köln: Fernwärmetunnel verbindet die Rheinseiten
Eigentlich führen sie von der linksrheinischen Seite auf die rechte, sagt Frank Straube. „Fernwärme ist nichts anderes als heißes Wasser, und sie entsteht gemeinsam mit Strom aus demselben Brennstoff im Heizkraftwerk“ (Anm. d. Red.: Dieses Zitat haben wir in einer älteren Version leider unvollständig und dadurch falsch wiedergegeben). Die Verteilung der Wärme gleiche einer riesigen Zentralheizung. Das heiße Wasser ströme zu den Heizungen der Kundinnen und Kunden und von dort zurück ins Heizkraftwerk, wo es erneut aufgeheizt werde.
Mithilfe des Rheintunnels wird die rechtsrheinische Stadthälfte an das Heizkraftwerk in Niehl angeschlossen. Drei weitere gibt es in Köln. „Anfang der 80er Jahre hat man begonnen, das Fernwärmenetz zu verbinden. Und man suchte eine Möglichkeit, es über den Rhein zu bringen“, erklärt Straube nun. Rohre an Brücken oder durch das Flussbett schieden aus. Die Entscheidung fiel auf einen Tunnel.
In weniger als zwei Jahren wurde dieser zwischen 1983 und 1985 nicht nur geplant, sondern auch gebaut. „Bemerkenswert für Köln“, sagt Pochiero schmunzelnd. Damals sei ein völlig neues Verfahren angewandt worden: „Beim Rohrvortrieb setzt der Bohrer einzelne Tunnelelemente hintereinander und drückt sie durch die Röhre. Das wurde vorher noch nie unter einem fließenden Gewässer getan“, sagt sie.
Tunnel muss 177 Tonnen standhalten – nur zweimal lief er voll
5,30 Meter unterhalb der Rheinsohle liegt der 461 Meter lange Tunnel. 3,60 Meter ist die Außenhülle breit, gestützt von 30 Zentimeter dicken Wänden aus Stahlbeton. 177 Tonnen beträgt der Druck, der auf dem Tunnel lastet. Aber er hält. Nur bei den beiden Hochwassern 1993 und 1995 lief er voll, weil die Einstiege überflutet waren.
„Beim Bau sind die Arbeiter auf Bomben gestoßen und haben sogar Stahlträger der alten Hohenzollernbrücke gefunden, die im Krieg gesprengt worden ist. Die Teile sind im Grund des Rheins versunken und weiter nach unten gedrückt worden“, sagt Pochiero. Die uralten Brückenträger sind sogar heute noch zu bestaunen, sie liegen in dem mit Infotafeln bestückten Vorraum. Es gebe an der Mülheimer Brücke noch einen zweiten Tunnel unter dem Rhein hindurch, sagt Pochiero. „Den hat man gleich tiefer gebaut, wegen der Bomben.“ Besichtigt werden könne er allerdings nicht.
Pochiero schaltet das Licht im Tunnel ein. Ganz hinten war zuvor nur ein rotes Licht zu sehen, dass das Ende des Tunnels markiert. Nacheinander schreiten die Besucherinnen und Besucher zwischen den beiden Ungetümen von Stahlröhren entlang. Die Gerätschaften sorgen für dumpfe, metallene Klänge.
Schilder markieren neuralgische Punkte unterhalb des Flusses, etwa den Beginn des Flussbettes oder dessen Mitte. „Wenn wir Glück haben, können wir die Schiffsschrauben der Binnenschiffe hören“, sagt Straube. Die Gruppe hat Pech, kein Binnenschiff passiert die Stelle in dieser Zeit.
Am anderen Ende des Tunnels befindet sich erneut ein Schacht, allerdings viel schmaler als der im Eingangsbereich. Oben hat ein Kollege von Straube und Pochiero bereits die Tür geöffnet. Die Besucherinnen und Besucher finden sich im Parkhaus des Musical Dome wieder – und haben zum ersten Mal in ihrem Leben den Rhein unter- und nicht überquert.
Führungen durch den Fernwärmetunnel sind für Gruppen ab 15 Personen nach Absprache möglich. Auch Schulklassen ab der 8. Klasse können Touren buchen. Führungen für Einzelpersonen bietet die RheinEnergie zwei Mal im Monat an.
Weitere Informationen gibt es unter www.rheinenergie.com.