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Später Ausgleich gegen die SchweizFußballfans feiern deutsche Mannschaft am Kölner Tanzbrunnen

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind feiernde Fußballfans mit Deutschland-Triktos.

Public Viewing am Tanzbrunnen.

In Deutz zitterten die deutschen Fans bis in die Nachspielzeit.

Die Schotten mit 5:1 vom Platz gefegt, Ungarn souverän mit 2:0 geschlagen – und jetzt als deutsche Fußballnationalmannschaft auch das dritte Spiel des Turniers gegen die Schweizer Elf gewinnen? Wenn es nach den Fans im Deutzer Tanzbrunnen gegangen wäre, hätten die deutschen Fußballer am Sonntagabend in diesem Sinne die Gruppenphase der Heim-EM abgeschlossen.

„Wir gewinnen das Spiel 3:0“, prognostizierte Mariam, die mit ihren Freundinnen Maike und Maira den Abend im Tanzbrunnen verbrachte. Die drei gehörten zu den Tausenden Kölnerinnen und Kölnern, die sich beim ersten EM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft an einem Wochenende zum Public Viewing trafen und dem Event somit eine neue Größenordnung verliehen. Dementsprechend musste der Einlass zum Tanzbrunnen bereits eine Stunde vor Spielbeginn gestoppt werden.

Kasalla-Konzert im Vorfeld der Partie

Einen entscheidenden Anteil an dem Fanansturm dürfte auch die Kölner Band Kasalla gehabt haben, die vor dem Anpfiff ein kostenloses Konzert im Tanzbrunnen gab. Dabei überzeugten die Musiker bei den Zuschauern nicht nur durch ihren typischen Kölschrock, sondern auch mit einer Stellungnahme für das Aufeinandertreffen und die Zusammenarbeit verschiedenster Nationen während der Europameisterschaft.

Bandsänger Bastian Campmann betonte: „Insgesamt helfen bei der EM Volunteers aus 40 verschiedenen Ländern mit. Ohne sie wäre die Organisation und Durchführung des Turniers nicht möglich. Also feiert den Fußball und die Vielseitigkeit.“ Mit dieser Botschaft stimmte Kasalla „Mer sin Eins“ auf der Bühne an, während Freiwillige aus den 40 Ländern – unter anderem aus Mexiko, Australien, England, Nigeria und auch der Schweiz – ebenfalls die Bühne betraten und ihre jeweiligen Landesflaggen schwenkten. Der 27-jährige Niclas lobte die Aktion: „Fußball verbindet, das sehen wir heute wieder. So einfach die Botschaft ist, so gut ist sie auch“.

Nach dem Konzert ging es dann auch schon mit dem Hauptprogramm des Abends los. Friedrich und Basti waren am vergangenen Samstag extra neun Stunden bis nach Deutschland gefahren und hatten das Spiel ihrer Schweizer Nationalmannschaft gegen die Ungarn bereits im Stadion gesehen. Für diesen Abend erhofften sie sich: „Ein Unentschieden wäre schon gut“.

Deutsche Fans siegessicher

Auf deutscher Seite hingegen waren sich die meisten Fans bereits in den ersten Minuten des Spiels siegessicher. Wenn der Kommentator beispielsweise Spieler wie Toni Kroos oder Florian Wirtz nannte, wurden ihre Namen immer mit dem Beinamen „Fußballgott“ feierlich in den Kölner Abendhimmel gerufen. Als Robert Andrich dann in der 17. Minute das erste Tor für die Deutschen schoss, flogen Bierbecher über die Zuschauermasse, Major Tom wurde angestimmt und weiter hinten zündeten einige Fans feuerrote Pyrotechnik.

Deren Rauch verdeckte beinahe die gesamte Leinwand, während der Schiedsrichter nur kurze Zeit später das Tor annullierte. Der Atmosphäre versetzte das allerdings zunächst keinen Dämpfer. Weiter wurde mitgefiebert, applaudiert, gerufen, gejubelt und gesungen.

Zu sehen sind Fußballfans in Deutschland-Triktos.

Lange Zeit lag das deutsche Team gegen die Schweiz zurück.

Erst, als die Schweizer durch einen Treffer von Dan Ndoye in der 28. Minute in Führung gingen, wurde es allmählich ruhiger im Tanzbrunnen. In diesem Turnier hatten die deutschen Fans noch nie einen Rückstand erleben müssen. Nach und nach lichtete sich die Veranstaltungsstätte, die verbliebenen Fans unterstützten die deutschen Fußballer allerdings weiterhin verbal mit ohrenbetäubender Lautstärke.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit war von dem starken Zuschauerandrang vor dem Spiel trotzdem nicht mehr allzu viel zu spüren. Immer wieder hielten die verbliebenen Fans bei Chancen für Deutschland den Atem an; das enttäuschte, beinahe resignierte Murmeln nach den vergeblichen Versuchen wurde derweil immer lauter. Der Befreiungsschlag der deutschen Nationalmannschaft in der zweiten Minute der Nachspielzeit wirkte somit auch im Tanzbrunnen mit Blick auf die Atmosphäre Wunder.

Beim Ausgleich von Niclas Füllkrug konnten sich diejenigen deutschen Zuschauer, die bis zum Ende geblieben waren, kaum noch halten, während die Schweizer sichtlich aus allen Wolken fielen und überrumpelt dreinblickten. Torben verkündete nach dem Abpfiff enthusiastisch: „Das fühlt sich wie ein Sieg für uns Deutsche an!“