Einkaufen in KölnDie neue Shopping-App für die Severinstraße im Test
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Seit knapp einer Woche gibt es auf der Severinstraße, auf der Hauptstraße in Rodenkirchen und auf der Deutzer Freiheit kostenloses W-Lan.
Der neue Online-Service „info.koeln“ vernetzt Kunden und Händler der einkaufsstraßen mit einer digitalen Karte, auf der die Geschäfte angezeigt werden.
Beide Seiten profitieren von dem Angebot, das in unserem Test problemlos funktioniert.
Innenstadt – Drei Einkaufsstraßen in Köln sind jetzt online. Seit knapp einer Woche gibt es auf der Severinstraße, auf der Hauptstraße in Rodenkirchen und auf der Deutzer Freiheit kostenloses W-Lan. Außerdem vernetzt der neue Online-Service „info.koeln“ Kunden und Händler mit Hilfe einer digitalen Karte, auf der die Geschäfte in der jeweiligen Straße angezeigt werden.
Ein Schritt in Richtung digitales Stadtmarketing. Unser Reporter Dominik Becker hat den neuen Service auf der Severinstraße getestet.
Für den Test nutze ich mein Smartphone (ein Tablet ginge auch) und schalte die W-Lan-Funktion ein. Es dauert ein wenig, bis das kostenlose „Hotspot-Koeln“-Netz angezeigt wird. Doch erst einmal tut sich gar nichts. Ein scheinbar schlechter Zeitpunkt für einen Test.
„Wir haben gerade einen Antennenausfall in Nähe des Severinskirchplatzes“, erklärt Raymund Witte vom Anbieter Net-Cologne. „Da ist vielleicht eine Leitung von einem Bagger beschädigt worden. Wir prüfen das.“
Ein paar Meter weiter in Richtung Torburg funktioniert es. Jetzt muss ich nur noch die Nutzer- und Standortbestimmungen akzeptieren und los geht’s.
In den Browser gebe ich „info.koeln“ ein und automatisch ploppt eine digitale Karte auf, die anzeigt, dass ich auf der Severinstraße stehe. Außerdem sind kleine rote Punkte zu sehen, die für die Geschäfte stehen. Unter der Karte bekomme ich außerdem noch die Informationen, dass in ein paar Metern beispielsweise eine Pizzeria oder eine Bäckerei liegt. Meine digitale Tour durch die Severinstraße beginnt.
Eine große Chance für die Händler
Praktisch ist die digitale Straßenkarte vor allem für Touristen, die sich hier nicht auskennen, und für Kölner aus entfernteren Vierteln. Wo ist die nächste Apotheke? Wo finde ich einen Bäcker, wo kann ich Blumen kaufen? Diese Fragen bekommt der Nutzer beantwortet. Dazu werden genaue Entfernungsangaben gemacht. Die jeweiligen Geschäfte können also über den aktuellen Standort des Kunden besser gefunden werden.
Beide Seiten profitieren so von dem neuen Service – die Kunden und die Geschäfte. Jörg Aue von der IG Severinsviertel sieht in dem Angebot eine große Chance, „weil wir uns ja in Sachen Händler-Angebot ständig verändern“, sagt er. „Es gibt viele junge Geschäfte, da sind junge Händler, und die ziehen auch junge Käufer an. Und genau die nutzen diese Plattformen.“
Für Anwohner der Severinstraße ist „info.koeln“ derzeit noch uninteressant. Das bislang einzige Angebot, einen Pfadfinder zu den Geschäften, brauchen sie nicht. Die kennen sie natürlich genau. Für Smartphone- oder Tabletnutzer, die die Sicherheitsvariante mögen und ihren Standort über GPS nicht preisgeben wollen, ist der digitale Guide wohl eher nichts
Vier Wochen Testphase
Insgesamt haben dem freiwilligen Online-Dienst 164 Geschäftsinhaber auf der Severinstraße zugestimmt. Noch scheint „info.koeln“ nach einer Woche nicht bei allen Mitarbeitern angekommen zu sein. „Da habe ich bis gerade noch nie was von gehört“, sagt ein Angestellter eines Cafés. Auch in einer Pizzeria schüttelt der Kellner mit dem Kopf. Er habe davon ebenfalls noch nichts mitbekommen. Vermutlich haben die Chefs davon noch nichts erzählt.
Peter Korytowski ist Inhaber des Kölner Fotomarkts. Er steht mir beim digitalen Testspaziergang über die Severinstraße Rede und Antwort. „W-Lan ist modern, egal in welcher Stadt“, sagt er. „Überall gibt es freies W-Lan, das wird auch angenommen.“ Ob der Online-Service seinem Geschäft auch wirtschaftlich weiterhilft, da ist Korytowski noch skeptisch: „Die Leute werden das W-Lan aber für andere Sachen nutzen, um kostenlos online zu gehen“, prognostiziert er.
Die Antwort gibt Jörg Aue blitzschnell: „Nein!“ Bislang gab es keinerlei Reaktion – weder von Kunden noch von Geschäftsleuten. Das sei zum jetzigen Zeitpunkt auch „noch viel zu früh“. Vier Wochen, so lange soll die erste Testphase andauern, so die Schätzung von Aue und Witte. „Das muss sich erst einmal alles entwickeln“, sagt Aue.
Er ist sich sicher, dass „info.koeln“ nicht zu einem Reinfall wird. „Dieses Angebot ist jetzt neu. Wir glauben, dass die Kunden es annehmen werden“, sagt er. Die Händler aber müssten auch mitspielen, „indem sie uns zum Beispiel Sonderangebote mitteilen, die dann auf der Plattform auftauchen“, beschreibt er. „Sowas ist angedacht, das ist das Ziel.“ Dann ließen sich mit „info.koeln“ auch Anwohner locken. In den nächsten Wochen geht es Jörg Aue vor allem darum, die Geschäftsinhaber vom Projekt zu überzeugen. „Die Händler werden alle angeschrieben. Die holen wir jetzt mit ins Boot.“