In einigen Gaststätten wird jetzt noch umgebaut oder saniert. Die Wirte äußern sich einhellig zu ihren Gästen beim Kneipenkarneval.
Was von Karneval übrig bleibtSo bewerten Kölner Wirte die jecken Tage

Am Chlodwig Eck in der Südstadt wird renoviert. Wirt Robert Hilbers packt mit an.
Copyright: Arton Krasniqi
Der Boden klebt, das Konfetti steckt in den Ritzen, Scherben zeugen von einer großen Party – bei den Wirtinnen und Wirten in den Veedeln ist am Aschermittwoch Aufräumen angesagt. Viele bewerten die Karnevalstage äußerst positiv. Ob in Deutz oder in der Südstadt, die Kneipen-Chefs sprechen von freundlichen, friedlichen Gästen. Im Brauhaus Ohne Namen in Deutz hängen die Mitarbeiterinnen Lisa Norelli und Lili Takacz gerade die letzten ruut-wießen Luftschlangen ab. „Damit wäre alles verschwunden, was an Karneval erinnert“, sagt ihr Chef Dirk Holzmann, der sich aber gerne an die vergangenen Tage erinnert. „Es war bombastisch, eine friedliche, tolle Stimmung. Wir haben aber auch Glück, dass wir nicht so eine Touri-Gegend sind, zu uns kommen die Deutzer“, sagt er.
Kölsche Musik ist entscheidend
Schon an Weiberfastnacht sei das BON ausverkauft gewesen, auch am Veilchendienstag, als der Veedelszoch vorbeizog, sei das Brauhaus voll gewesen. „Es steht und fällt mit der Musik. Wir sind bekannt dafür, dass wir nur kölsche Musik spielen, unser DJ ist hervorragend.“ Holzmanns Ansicht nach habe man als Wirt oder Wirtin aus finanzieller Sicht gar keine andere Wahl, als den Karneval mitzunehmen. „Davor und danach ist es immer sehr ruhig, die Leute sparen für Karneval.“ 30 Cent mehr pro Kölsch habe er über die tollen Tage verlangt. „Wir mussten die Deko bezahlen, den DJ, das Licht, den Ton, die Security – das waren mehrere tausend Euro“, rechnet er vor. Sein Sessionshit: „Oben unten“ von den Räubern.
Vom „schönsten Karneval, den wir je erlebt haben“, sprechen Martin und Hülya Wolf, die die Torburg betreiben. „Es gab keinen Stress, weder an der Tür noch im Laden – und das am Chlodwigplatz“, sagt Hülya Wolf. „Wir werden auch noch einen Dankes-Post schreiben, das haben wir in 28 Jahren noch nicht erlebt“, schwärmt sie. Die Karnevalszeit begann für die Torburg mit Weiberfastnacht und endete mit der Nubbelverbrennung am Dienstagabend. „Schwer zu sagen, woran das lag“, sinniert Martin Wolf. „Der Dauerregen am Donnerstag war natürlich ein Glückstag für Köln, das hat vieles entschärft. Insbesondere an der Zülpicher Straße haben sich die Leute nicht erdrückt. Bei 18 Grad und Sonne wären sicher mehr Menschen unterwegs gewesen.“
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Auch im Mainzer Hof in der Südstadt wird renoviert.
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Vielleicht, vermutet er, liege es auch an der Weltlage. „Vieles läuft schief, die Leute feiern deswegen umso exzessiver. Hier lagen sich alle im Arm, es wurde viel geschunkelt, die Älteren mit den Jüngeren.“ Seit der Corona-Pandemie nehme er Eintritt für seine Veranstaltungen, viele Gaststätten täten das. „Dadurch bleiben die Leute länger und ziehen nicht umher. Wir hatten auch immer nur eine kleine Schlange vor der Tür.“ Der Sessionshit für das Team von der Torburg ist „Prinzessin“ von den Höhnern.
Kölner Karneval: Positives Fazit der IG Kölner Gastro
Viele Gastronominnen und Gastronomen bewerteten die Karnevalstage ähnlich, sagt Till Riekenbrauk von der IG Kölner Gastro. „Es war total entspannt, wir hatten gute Gäste, unterm Strich war es sehr gelungen“, resümiert er. Das Wetter am Donnerstag habe zu weniger Andrang geführt, das sei aber nicht der Grund gewesen, warum es so friedlich geblieben sei. „Die Leute haben sich mehr auf die anderen Tage verteilt.“ Sein Sessionshit: „Wenn ich ne Engel bin“ von Kasalla. Riekenbrauk betreibt unter anderem das Brauhaus Johann Schäfer, veranstaltete mit der KG Ponyhof eine Open-Air-Party am Rheinauhafen. „Die Security musste kein einziges Mal eingreifen, obwohl bei so vielen Leuten normalerweise immer ein Betrunkener dabei ist, der Probleme macht.“
Als Blaupause für einen friedlicheren Karneval nach all den Problemen insbesondere im Zülpicherviertel will der Vorsitzende der IG Kölner Gastro das nicht sehen: „Ich halte die Diskussion um negative Auswüchse nicht für sinnvoll. Die jüngere Generation feiert eben, wie sie feiert, zumal sie kein Geld hat für die Kneipen. In dem Alter habe ich das auch gemacht“, schließt er.