Köln – „Es war eine schwere Geburt“, sagte Sozialdezernent Harald Rau, als am Montag auf dem Cäcilienhof in der Jabachstraße unweit des Neumarkts zwei Fahrzeuge vorgestellt wurden, die der Drogenhilfe dienen. In einem von ihnen können Abhängige unter medizinischer Aufsicht Drogen konsumieren, im anderen finden Beratungen statt. Im Laufe dieser Woche soll der Betrieb beginnen. Der Hof gehört zur Kirche St. Peter, dessen Gemeinde das Projekt unterstützt.
„Wahnsinnig lange“ habe der Vorlauf gedauert, sagte Rau. Seit Jahren sei im Gespräch, am Neumarkt einen Drogenkonsumraum einzurichten. Zwar herrsche in der Politik „großes Einvernehmen“ darüber, und der Stadtrat habe 2017 fast einstimmig einen entsprechenden Beschluss gefasst, doch die „Öffentlichkeit hat sich schwer getan“. Bedenken von Anliegern sei die Stadt mit „Möglichkeiten, sich einzubringen“ begegnet, und von überallher habe sie sich Expertenrat geholt. Rau sprach von einer „Win-win-Situation“: Die Abhängigen erhielten Unterstützung bei der Bewältigung ihrer schweren Krankheit, und zugleich würden Anwohner und Gewerbetreibende entlastet, wenn die Süchtigen nicht im öffentlichen Raum konsumierten.
Drogenkonsumraum in Köln: Dauerhafte Lösung in Arbeit
Die mobile Drogenhilfe sei aber nur eine Übergangslösung. Eine Gruppe unter Leitung von Gesundheitsamtschef Johannes Nießen arbeite daran, „eine endgültige Lösung“ zu entwickeln. Geplant ist, dafür die bisherige Substitutionsambulanz in der Lungengasse umzubauen. Weil das mindestens bis 2022 dauert, hat Nießen die Möglichkeit ins Spiel gebracht, im Innenhof des Gesundheitsamts provisorisch einen Konsumraum mit acht Plätzen einzurichten.
Das Fahrzeug im Cäcilienhof bietet vier Plätze, an denen Süchtige den Stoff spritzen oder inhalieren können. Am Beratungsfahrzeug können sie gebrauchte Spritzen in einer Klappe ablegen und neue bekommen. Die Fahrzeuge sind montags bis freitags zu festgelegten Zeiten geöffnet und jeweils mit einem Mitarbeiter des „Aufsuchenden Suchtclearings“ (ASC) und einer Hilfskraft besetzt. „Wir wollen die rote Laterne abgeben“, sagte Nießen und meinte damit, Köln hinke in der Suchthilfe hinterher.
Köln war bisher nur mit drei Drogenkonsum-Plätzen vertreten
In NRW gab es 2018 zehn Drogenkonsumräume mit insgesamt 109 Plätzen; Köln war nur mit drei Plätzen vertreten. Sie befinden sich in einem Raum, den der Sozialdienst Katholischer Männer am Hauptbahnhof betreibt. Zum Bedarf am Neumarkt sagte ASC-Koordinator Stefan Lehmann, dass sich dort tagsüber innerhalb von drei Stunden durchschnittlich bis zu 150 Süchtige aufhalten würden.
Eine so genannte Ordnungspartnerschaft von Gesundheits-, Ordnungsbehörden und Polizei bildet den Rahmen der mobilen Hilfe. Gregor Eisenmann von der Polizei sagte, man werde am Cäcilienhof keinesfalls Drogenkonsumenten „abfischen“, allerdings darauf achten, dass das Angebot nicht von Dealern „für ihre Zwecke missbraucht“ werde. Die Fahrzeuge können später zum Beispiel auch in Mülheim und Kalk eingesetzt werden; dies fügt sich in den Plan der Stadt ein, auch im Rechtsrheinischen Hilfsangebote mit Drogenkonsumräumen einzurichten.