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Ehemalige OMZ-BewohnerDrohende Räumung von Obdachlosen-Zeltlager  in Köln vorerst gestoppt

Lesezeit 3 Minuten
Junge Männer, die vor Zelten stehen.

Das Zeltlager befindet sich zwischen Justizzentrum und Autonomem Zentrum an der Luxemburger Straße.

Wegen des Drach-Prozesses sollte ein Zeltlager von ehemaligen OMZ-Bewohnern geräumt werden, nun darf es doch bleiben – zumindest vorerst.

Seit mehr als zwei Monaten campen ehemalige Bewohner des mittlerweile beendeten Obdachlosenprojekts „Obdachlose mit Zukunft“ (OMZ) auf einer Wiese zwischen dem Justizzentrum und dem Autonomen Zentrum an der Luxemburger Straße. Denn eine annehmbare Alternative für die Ende Mai von der Stadt geräumte Unterkunft in Deutz hätten sie nicht bekommen, sagen sie.

Am Dienstag sah es so aus, als müssten die etwa zehn Bewohnerinnen und Bewohner des kleinen Zeltlagers erneut umziehen: Mitarbeiter des Liegenschaftsamts hatten die Obdachlosen mit Polizeibegleitung aufgefordert, das Areal bis Mittwoch um 14 Uhr zu verlassen. „Die Stadt Köln war auf Hinweis der Polizei tätig geworden, aufgrund der Sicherheitslage die unmittelbare Umgebung des Justizzentrums freizuhalten“, so eine Stadtsprecherin.

Junger Mann, der vor einem Zelt steht

Der wohnungslose Jacek (54) weiß nicht, wie es langfristig für ihn weitergeht.

Doch am Mittwoch folgte überraschend die Kehrtwende. Nach einer erneuten Beratung entschieden Polizei und Verwaltung, das Lager vorerst weiter zu dulden. Dem Vernehmen nach sind Prozesstage mit Schwerverbrechern wie Thomas Drach Hintergrund der Überlegungen. Der Reemtsma-Entführer wird im Hubschrauber vom Gefängnis zum Gericht transportiert. Am kommenden Freitag findet ein weiterer Prozesstag mit Drach vor dem Landgericht statt.

Obdachlosen-Zeltlager in Köln: Drach-Prozess Grund für überlegte Räumung

Das Zeltlager liege im Sicherheitsbereich des Justizzentrums, so Polizeisprecher Karlo Kreitz: „Das kann zu Sicherheitsrisiken führen.“ Als die Polizei das nicht genehmigte Camp entdeckt habe, sei die Stadt als Eigentümerin des Geländes informiert worden. Nun dürfen die Obdachlosen also doch bleiben. Die Sicherheit für den anstehenden Prozesstag am Landgericht werde „durch andere Maßnahmen gewährleistet“, so die Stadtsprecherin. Welche dies genau sind, wurde auch von der Polizei nicht weiter kommentiert.

Die Kundgebung, die der OMZ-Unterstützerverein kurzfristig gegen die angekündigte Räumung organisierte, fand am Mittwoch dennoch statt. Etwa 60 Demonstranten versammelten sich vor dem Autonomen Zentrum. Marc Kersten vom Verein sprach von einer „völlig misslungenen Kommunikation“ der Stadt. Niemand habe die Camper am Dienstag über nähere Hintergründe der Aufforderung informiert: „Das hat uns total eingeschüchtert und verunsichert.“

Mann, der vor Menschenmenge auf der Straße in ein Mikrofon spricht

Rainer Kippe von der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim auf der Kundgebung für die Obdachlosen am Justizzentrum.

„Für den Moment freue ich mich, dass die Bewohner hier erstmal bleiben können“, so „Spike“, ebenfalls im Unterstützerverein aktiv: „Aber bis sie keine andere Unterbringung haben, bin ich alles andere als glücklich.“ Laut Marc Kersten seien den Bewohnern des Camps bisher keine menschenwürdigen Angebote unterbreitet worden. Auch von einem Merheimer Nachfolgeprojekt des OMZ würden sie nicht aufgenommen.

„Es ist völlig unklar, wie es weiter geht“, so Marc Kersten. Das weiß auch der 54-jährige Jacek nicht, der seit zwei Monaten am Justizzentrum in einem Zelt übernachtet, das als Kälteschutz auf Paletten steht: „Was im Winter wird, weiß ich nicht.“ Die Stadt kündigte an, „Hilfsangebote zur alternativen Unterbringung“ zu unterbreiten.