Köln-Südstadt – Dass einem an diesem verregneten Mittwochabend am Chlodwigplatz die Gerüche von Zimt und Gewürznelken in die Nase wehen, ist fast schon ein kleines Kuriosum. Denn der Glühweinduft ist hier selten geworden, seit sich die Organisatoren des traditionellen Weihnachtsmarktes am Platz verkrachten und die Traditionsveranstaltung in diesem Jahr platzen ließen.
Nicht kampflos ergeben
Doch Anwohner wollten sich den Querelen nicht kampflos ergeben – und riefen am Mittwochabend kurzerhand zur „Glühwein-Demo“ auf. Nun stehen und sitzen einige Dutzend von ihnen unter einem eigens aufgebauten Pavillon, neben Kölsch- und Glühweinbehältern, reden, lachen, prosten sich zu.
Also alles wie immer in der Adventszeit am Chlodwigplatz? Nein. Etwas ist anders heute. Denn der Platz um sie herum ist leer. Und zwischen Teelichtern und Plätzchendosen liegt auf einem Biertisch ein Plakat: „Alle Jahre wieder... dachten wir“, steht darauf.
Wie groß der Frust über die Absage des Traditionsmarktes denn nun gewesen sei? Zumindest habe man sich sehr über die Streitigkeiten der Interessengemeinschaften des Severinsviertels und der Südstadt gewundert, die den Markt bisher ehrenamtlich organisiert hatten, sagt Thomas Böll, der das Treffen auf dem Platz gemeinsam mit Freund Axel Schwamborn organisiert hat.
„Die Idee, gegen die Absage ein Zeichen zu setzen, kam uns im Urlaub – da haben wir uns einfach darüber geärgert, dass es hier in diesem Jahr unseren Weihnachtsmarkt nicht mehr geben soll“, erzählt Böll.
Treffpunkt für das ganze Veedel
Einfach auf einen der anderen zahlreichen Märkte in der Innenstadt ausweichen? Keine Alternative. Schließlich sei der Markt am Chlodwigplatz etwas ganz besonderes, ein Treffpunkt für das ganze Veedel eben, meint Böll.
„Ich wohne nur 30 Meter von hier entfernt, und es war einfach immer total schön, wenn man hier nach der Arbeit am Weihnachtsmarkt vorbeikam und sich bei einem Glühwein noch auf ein Schwätzchen traf – das hat in diesem Jahr wirklich gefehlt.“
Ob es in der nächsten Adventszeit wieder einen Markt geben wird, darauf mögen er und die anderen Anwohner noch keine Wetten abschließen. Doch Böll meint: Wenn sich schon die Interessengemeinschaften nicht einigen können, so könnten vielleicht zumindest die umliegenden Wirte die zukünftige Organisation übernehmen.
Flashmob gegen den Ausfall
„Und sonst machen wir das ab jetzt einfach immer selber“, sagt Anwohnerin Petra Hahn lachend, die sich gerade mit einer Freundin zu den selbsternannten Demonstranten gesellt. Bereits in der ersten Dezemberwoche hatte die Aktionsgemeinschaft Bonner Straße/Chlodwigplatz mit einem „Glühwein-Flashmob“ ein Zeichen gegen den Ausfall des Weihnachtsmarktes am Chlodwigplatz gesetzt.
Ob die Veranstaltung im kommenden Jahr tatsächlich wiederkommen wird, ist derzeit aber noch unklar.