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Hoss an der OperKölner Delikatessengeschäft nach 120 Jahren geschlossen

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Petra Hoss-Müller im Delikatessengeschäft an der Oper (Archivbild)

Köln – Eine weitere Kölner Institution ist aus dem Stadtbild verschwunden: Hoss an der Oper hat geschlossen. Anfang des Jahres wurden bereits bei Geflügel-Brock auf der Apostelnstraße, wo erst im Juni vergangenen Jahres die Wiedereröffnung eines Feinkostgeschäftes gefeiert worden war, die Rolläden erneut auf Dauer heruntergelassen. Nun verliert die Stadt innerhalb von kurzer Zeit ein weiteres Delikatess-Einzelhandelsgeschäft mit einer mehr als hundert Jahre währenden Geschichte.

Neben dem veränderten Kundenverhalten, das die Situation für den Einzelhandel insgesamt immer schwieriger mache, stelle sowohl der Fachkräftemangel als auch die Vielzahl an gesetzlichen Vorschriften und Verordnungen für kleine Betriebe einen großen Aufwand dar. Nach 30 Jahren in der Geschäftsleitung sehe sie für die Weiterführung des Betriebes keine Perspektive mehr, teilte Petra Hoss-Müller im April mit.

Vierte Generation

Hoss-Müller verkörpert die vierte Generation des ursprünglich von Joseph Hoss im Jahr 1900 an der Ehrenstraße gründeten Betriebes – damals noch in Form eines typischen Tante-Emma-Ladens. Erst durch den Neubau in Opernnähe änderte sich Anfang der 1960er Jahre das Firmenkonzept.

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Hoss an der Oper hat geschlossen.

Dank der großen Küche über dem Verkaufsraum, wo bis zu acht Köche gleichzeitig wirbelten, konnte das Geschäft seine Vitrinen überwiegend mit selbstgemachten Produkten füllen. Dazu zählten neben Wildpasteten, Lachsterrine, Gänselebermousse, Hummer-Cocktail oder der Crêpes-Torte mit Räucherlachs und anderen Gourmet-Speisen auch unzählige Gerichte aus der bürgerlichen Küche wie Kohlrouladen, Königsberger Klopse, rheinische Kartoffelsuppe oder Hackbällchen.

„Restaurant für zu Hause“

Für viele – gerade ältere – Kölnerinnen und Kölner wurde Hoss an der Oper zum „Restaurant für Zuhause“, sagt Hoss-Müller. Von geradezu magnetischer Anziehungskraft seien stets die frischen Reibekuchen, die sie alle 14 Tage anböten, betont die Firmenchefin, die das Unternehmen seit 1995 führt.

„Die Kunden kommen zu uns, weil sie wissen, dass alles – egal ob Sauerkrautauflauf, Möhreneintopf oder Bergische Kartoffelsuppe – noch Handarbeit ist.“

Mit der Schließung des Geschäfts an der Breite Straße wird der Waldorfsalat – seit mehr als einem halben Jahrhundert einer der am meisten verlangten Artikel – wohl endgültig in Vergessenheit geraten.